Olsberg.
Mehr als einhundert Jahre hatte das St.-Josefs-Hospital an der Sachsenecke für die Bevölkerung aus Olsberg und Umgebung geradezu eine lebenswichtige Bedeutung. In diesen Tagen fällt auch dieses Stück „Alt-Olsberg“ den Abrissbaggern zum Opfer, um Platz zu schaffen für den neuen „Convivo Wohnpark“.
Mit dem Projekt bleibt das ehemalige 10.800 qm große Krankenhausgrundstück, das die Stadt Olsberg im November 2017 von der Korian-Gruppe erwarb, zumindest teilweise als Gesundheitsstandort erhalten. Wie die Convivo-Unternehmensgruppe aus Bremen interessierten Bürgerinnen und Bürgern in einer Videokonferenz im Dezember vorstellte, sind auf dem Gelände sowohl Wohnen für Senioren mit frei wählbaren Service- und Pflegeleistungen als auch ambulante Wohngruppen und eine Tagespflege geplant. Eine Sozialstation mit Pflegeangeboten, ein Café und eine zentrale Küche für die Gesamteinrichtung runden das Konzept ab, das gemäß den Vorgaben des Olsberger Rates erstellt wurde.
Der Bebauungsplan beinhaltet aber nicht nur das Krankenhausgrundstück, sondern auch den Parkplatz sowie angrenzende Bereiche. Nach Auskunft der Stadt Olsberg können auf dem Gelände auch private Investoren mehrgeschossige Wohngebäude errichten.
Nachdem die Gebäude entkernt wurden, vom Pavillon mit der Cafeteria nur noch Mauern zu sehen sind und vom Abbruchunternehmen Linkamp aus Anröchte das Schwesternheim abgerissen wurden, lohnt es sich ein wenig Rückschau zu halten:
Anlass für den Bau eines Krankenhauses in Olsberg war die Schenkung von 10.000 Mark der Witwe Karoline Körling für diesen Zweck. Nachdem Freiherr von Wendt das Grundstück gestiftet hatte und dank des unermüdlichen Engagements des damaligen Vikars Zengerling, der bei der Bevölkerung und den Firmen um Geld- und Sachspenden gebeten hatte, wurde 1884 mit dem Bau begonnen.
Bereits ein Jahr später, 1885 wurde das Krankenhaus mit vier Krankensälen und 10 Einzelzimmern seiner Bestimmung übergeben. Die Verwaltung und Pflege der etwa 40 Patienten hatten die barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul übernommen. Schnell zeigte sich, dass das Krankenhaus mit den Kapazitäten an seine Grenzen stieß, nicht zuletzt von 1890 bis -1930, als die Zahl der Tuberkulosekranken im Sauerland permanent anstieg. Somit wurde das Krankenhaus nach und nach erweitert und modernisiert (siehe Infobox), so dass in Spitzenzeiten bis zu 180 Patienten versorgt werden konnten. Immer wieder wurde vom Träger, der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus, in das Krankenhaus investiert, vor allem noch um aus medizinischer Sicht auf dem neusten Stand zu sein, um rentabel zu sein.
Schrittweise Schließung
Die Rentabilität war auch der Grund, warum das Krankenhaus am 1. April in die Betriebsführung der „Barmherzigen Brüder Trier“ überging. Der Kirchenvorstand und der damalige Verwaltungsleiter Paul Horstmann hatten erkannt, dass auf dem hart umkämpften Krankenhausmarkt nur durch die Übernahme eines großen Krankenhausträgers das St. Josefs-Hospital auf Dauer zu erhalten war. Doch trotz des Abschlusses eines Erbbaurechtsvertrages währte die Euphorie nicht lange. Die Barmherzigen Brüder zeigten kein allzu großes Interesse das Krankenhaus weiter zu führen, sondern sahen vielmehr darin eine gute Gelegenheit dem damaligen Trend zum Bettenabbau ihren Konzern Rechnung zu tragen.
Während die Chirurgie komplett geschlossen wurde, übernahm die Josefgesellschaft die internistische Abteilung und die Rheumatologie am 1. Januar 2004 als Teilstandort der Bigger Elisabeth-Klinik. Anschließend erwarb die Korian-Gruppe das Krankenhaus, um die Klinik am Stein ins Zentrum von Olsberg umzusiedeln. Warum auch immer, es blieb bei den Plänen und denn bereits nachdem der letzte Patient im September 2009 das einst so beliebte St.-Josefs-Hospital verlassen hatte, war es dem Verfall preis gegeben und der Abriss nur noch eine Frage der Zeit.