Winterberg. Armin Laschet will einen Brücken-Lockdown. Bürgermeister Beckmann sagt, was das für die Pläne für die Corona-Modellregion Winterberg heißt:
Das Projekt Corona-Modellregion ist wohl vorerst vom Tisch – auch für die Stadt Winterberg. Die Forderung vonNRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Ostermontag nach einem „Brückenlockdown“ lässt die Chancen, dass ein solches Projekt kurzfristig möglich werden könnte, praktisch auf Null sinken.
In die Ausarbeitung der dafür geforderten Konzepte war zuletzt viel Energie geflossen – zahlreiche Kreise, Städte und Gemeinden auch im Sauerland hatten sich beworben. Es folgte aus Düsseldorf die Anforderung, sehr detaillierte Bewerbungsvoraussetzungen innerhalb kurzer Zeit zu erfüllen und die Ankündigung, nach Ostern werde über die Bewerbungen entschieden.
Winterbergs Bürgermeister nicht überrascht von Laschet-Volte
Am Ostermontag legte Laschet dann wiederum neue Pläne vor. Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann zeigte sich am Dienstagmorgen von dieser Entwicklung nicht überrascht. „Wir haben unsere Bewerbung vergangene Woche mit dem Hinweis abgegeben, dass Modellregionen insgesamt bei stark steigenden Inzidenzzahlen keinen Sinn machen.“ Daher sei die Kehrtwende nicht überraschend und auch „der richtige Weg.“
Trotzdem sähe er, Beckmann, es gern, wenn das Land dennoch kurzfristig die erfolgreichen Bewerber bekanntgäbe. „Das würde diesen schließlich Vorlaufzeit verschaffen.“ Die Frist zum Umsetzen des Anfordungskatalogs sei vergangene Woche mit nur 24 Stunden sehr kurz und nur zu erfüllen gewesen, weil man zuvor bereits intensiv vorgearbeitet habe – unter anderem mit dem Ausbau der Testmöglichkeiten und mit Workshops von Verwaltung, WTW, Politik, betroffenen Branchen und weiteren Beteiligten.
Als Modellregion nur zarte Lockerungen
Auch interessant
Es habe aber auch Punkte im Anforderungskatalog gegeben, die Winterberg nicht habe erfüllen können, „das haben wir auch angegeben.“ Beckmann schilderte auch, wie der Plan der Stadt ausgesehen hätte, wäre alles anders gekommen und das Projekt Modellregion tatsächlich in Kürze gestartet: In einer ersten Phase hätten vor allem die Einheimischen von zarten Lockerungen zum Beispiel in der Außengastronomie profitieren dürfen. Für diese erste Phase, angesetzt auf zwei Wochen, habe man zusätzlich zu den Einheimischen stadtweit mit einem Limit von 150 Übernachtungsgästen geplant. „Wir wollten keinen Öffnungstourismus, sondern sehen, wie die Konzepte funktionieren und wie die Angebote angenommen werden.“
In welchen Betrieben die wenigen Touristen hätten übernachten und essen dürfen, wäre ebenfalls durch Kriterien festgelegt worden. So wären zum Beispiel tägliche Corona-Tests für deren Mitarbeiter Pflicht gewesen.
Von wirtschaftlicher Tragfähigkeit weit entfernt
Zusammenfassend „hätten in der ersten Phase nicht viele Juchhu geschrien“, befürchtet Beckmann. „Von wirtschaftlicher Tragfähigkeit wäre das weit entfernt gewesen.“ Die finanziellen Sorgen vieler Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Einzelhändler, Freizeitanbieter und Dienstleister sowie ihrer Mitarbeiter seien weiterhin dramatisch. Bereits in der Vergangenheit hatte Beckmann daher wirtschaftliche Hilfen speziell für tourismusabhängige Kommunen gefordert. Am Dienstag äußerte er zudem den Wunsch nach mehr Einbindung der Kommunen in die politischen Entscheidungsprozesse während der Pandemie. „Es wäre schön, wenn die Städte und Gemeinden über ihre Interessenvertretungen mehr gehört würden. Solches nehme ich nicht wahr.“