Hallenberg. Es muss nicht immer das 5-Sterne-Hotel mit Vollpension sein. In Hallenberg setzt man auf einen naturnahen Tourismus. Und so sieht das Konzept aus.
Ausgedehnte Wander- oder Radtouren in der freien Natur und Übernachten unterm Sternenhimmel weit weg von der Zivilisation - diese Form von Naturerlebnis und Unabhängigkeit ist schon seit Jahren im Aufwind und bekommt jetzt zu Pandemiezeiten eine ganz neue Aktualität.
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Im Hallenberger Stadtgebiet ist dafür nun ein neues Angebot geplant: Hier sollen sechs sogenannte Trekkingplätze entlang des Wanderweges „Hallenberger Wanderrausch“ entstehen. Ein solcher Trekkingplatz besteht aus einer hölzernen Plattform, die Platz für zwei kleine oder ein großes Zelt sowie Befestigungsösen dafür bietet. Daran angeschlossen ist ein Tisch mit Sitzbänken, außerdem gehört eine umweltfreundliche Komposttoilette in einem Holzhäuschen dazu. Die Wanderer sind bei den Übernachtungen auf sich selbst gestellt und müssen ihre Verpflegung und Ausrüstung selbst mitbringen. Auch Müll muss eigenverantwortlich entsorgt werden, Abfalleimer gibt es nicht. Lagerfeuer dürfen aus Sicherheitsgründen nicht entfacht werden.
Nur zu Fuß erreichbar
Folgende Orte sind in Abstimmung mit den jeweiligen Jagdpächtern für die Trekkingplätze am Wanderrausch vorgesehen: das Dreisbachtal, das Heidebachtal und die Wacholderheide jeweils bei Braunshausen, das Bächetal und die Wallershöhe bei Hallenberg sowie der Hilmesberg zwischen Liesen und Hesborn. Die ausgesuchten Stellen liegen jeweils abseits, sind nur zu Fuß erreichbar und vom Wanderweg aus nicht einsehbar. Quellen oder Bäche sowie Rettungspunkte für Notfälle befinden sich in Reichweite. Bei Braunshausen sind zwei Plätze so gelegen, dass die Straße nicht zu weit entfernt ist, um hier z.B. auch Eltern mit kleineren Kindern Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten. Interessenten können die Plätze bei der Stadt online zum Preis von voraussichtlich zehn Euro pro Nacht und Zelt buchen und bekommen anschließend die genauen GPS-Daten. Zum Schutz der Wildruhe im Winter ist eine Nutzung nur von April bis Oktober erlaubt.
In Nachbarkommunen schon möglich
Der 2008 eröffnete Hallenberger Wanderrausch führt auf 52 Kilometern rund um das Stadtgebiet und verbindet die vier Ortsteile sowie zahlreiche Berge, Täler, Wälder und offene Feldfluren miteinander. Auch die Aussichtstürme am Bollerberg, Heidekopf und der Ziegenhelle liegen nah an der Strecke.Die Region Willingen/Diemelsee hat aktuell neun solcher Trekkingplätze neu errichtet. Im Kreis Siegen-Wittgenstein sind im vergangenen Sommer ebenfalls Trekkingplätze entlang des Rothaarsteiges angeregt worden.
Das Projekt wurde jetzt im Forst- und Umweltausschuss vorgestellt. Die Initiative hierfür geht von der Stadt und vom Naturpark Sauerland Rothaargebirge aus, nachdem in der Eifel bereits sehr positive Erfahrungen mit einem solchen Angebot gemacht wurden. Erste Pläne für diese Form des Naturwanderns waren bereits im Jahr 2017 in Hallenberg geschmiedet worden, damals waren noch drei Plätze angedacht. U. a. durch die Borkenkäferplage geriet dieses Vorhaben jedoch erst einmal in den Hintergrund. Jetzt wird es mit der doppelten Anzahl an Zelt-Plattformen wieder aufgegriffen und soll möglichst noch bis zum Sommer realisiert werden.
Antrag ist gestellt
Ein entsprechender Antrag ist bei der Bezirksregierung eingereicht worden. Bürgermeister Enrico Eppner hofft darauf, dass rechtzeitig vor der Outdoor-Saison grünes Licht kommt und die Trekkingplätze kurzfristig errichtet werden können. Der Naturpark würde die Finanzierung von rund 6.500 Euro pro Plattform übernehmen, die Stadt ist für die Kontrolle, Verkehrssicherheit und die Buchung der Plätze zuständig. Vorerst ist das Projekt auf zwei Jahre ausgelegt. Nach dieser Phase will der Naturpark die Erfahrungen auswerten und gegebenenfalls weitere Trekkingplätze auch in anderen Naturpark-Regionen einrichten.
„Die Trekkingplätze haben viel Potential für eine Vernetzung mit anderen Orten und für kreative Angebote aus unserer Gastronomie und dem Einzelhandel“, ist sich Enrico Eppner sicher. „Diese Plätze stehen für einen ganz sanften, nachhaltigen Tourismus und passen damit sehr gut zu Hallenberg und zum Naturpark Sauerland Rothaargebirge.“