Hallenberg. Winfried Gehb ist neuer Bezirksbeamte für Hallenberg – und hatte schon mit einigen schweren Einsätzen in ganz Deutschland zu tun. Was er erzählt.

„Wenn der Schutzmann ums Eck kommt“ ist das Titellied der Fernsehserie Großstadtrevier um Alltagsabenteuer auf einer Hamburger Polizeiwache. Schutzmann – Winfried Gehb gefällt diese Berufsbezeichnung gut. Seit Februar hat der Hauptkommissar einen neuen Posten – denkbar weit entfernt von der Reeperbahn, aber dafür ganz nah dran an den Sauerländern. Gehb ist der neue Bezirksbeamter in Hallenberg und seinen Dörfern sowie in Züschen, Mollseifen, den Höhendörfern, Siedlinghausen und Silbach.

Der 53-Jährige hat bereits eine bunte Karriere in der Polizei hinter sich: Sie fing 1985 beim damaligen Bundesgrenzschutz an, wo er unter anderem in Einsatzhundertschaften und den Sicherheitskontrollen am Frankfurter Flughafen eingesetzt wurde.

Auch interessant

Zwei Jahre lang arbeitete er bei der Polizei des Bundestages, wechselte später zur Polizei in Nordrhein-Westfalen, war dort unter anderem auf einer Leitstelle, bei der Autobahnpolizei, in Präsidien und Dienststellen in großen und mittleren Städten tätig.

Immer etwas neues sehen und erleben

2006 kam er in den HSK, arbeitete auch dort auf verschiedenen Wachen. „Verwendungsbreite“ heiße das im Fachjargon, sagt Gehb, „aber mir kam es auch darauf an, immer wieder etwas Neues zu sehen und zu erleben und nicht in einer Nische zu bleiben.“ Auf die Frage, ob nach so viel Abwechslung und Großstadtluft der Bezirksdienst in Hallenberg nicht langweilig sei, reagiert er erstaunt: „Auf keinen Fall. Bezirksdienst macht ja den Sinn der Polizeiarbeit aus: Trotz einer oft schnellen Einsatztaktung auch mal Zeit für die Menschen zu haben. Schutzmann oder der sprichwörtliche Freund und Helfer zu sein.“

70 bis 80 Prozent seiner Dienstzeit verbringe er in Hallenberg, unter 02984-31000 können die Bürger ihn erreichen. Im Rathaus gibt es auch ein kleines Büro, das aufgrund der Corona-Pandemie allerdings momentan meist anderweitig genutzt werde. Deshalb ist Gehb viel zu Fuß und im Dienstwagen in seinem Bezirk unterwegs, zeigt Polizeipräsenz, kümmert sich gern um die Verkehrserziehung von Schul- und Kindergartenkindern, berät Bürger, schlichtet auch mal Nachbarschaftsstreitigkeiten, bearbeitet Einsätze, vollstreckt Haftbefehle und tut kurzum alles, was zum Polizeialltag gehört.

Die Wege in der Kleinstadt kennt er ohnehin gut: „Ich war schon in meiner Kindheit und Jugend oft in Hallenberg“, sagt der gebürtige Lichtenfelser.

Auch interessant

Das enge soziale Netz auf dem Land gefällt ihm; dass man sich untereinander kennt und auch mal außer Dienst im Verein ein Wort wechselt. „In Hallenberg ist die Welt schon noch in Ordnung, ich erlebe die Leute als relativ entspannt und freundlich.“ Besonders schöne Momente seien es, „wenn Leute danke sagen, weil man zum Beispiel etwas geregelt hat.“ Sehr oft komme das mit dem Bedanken allerdings nicht vor, „weil die Leute davon ausgehen, dass man eben seine Arbeit getan hat“.

Ausbildung, Erfahrung und Bauchgefühl helfen ihm

Empathie hält Gehb für die wichtigste Fähigkeit im Polizeidienst – immer Mensch zu bleiben und auch immer den Menschen im Gegenüber zu erkennen, selbst wenn dieser sich herausfordernd verhält. Ausbildung, Erfahrung und Bauchgefühl, sagt er, helfen ihm dabei im Arbeitsalltag. Wichtige Fähigkeiten, nicht zuletzt, da Bezirksbeamte im Dienst oft allein unterwegs sind.

Aber es gibt im Polizeidienst nicht nur herausfordernde Momente, sondern auch lustige. „Vor Jahren wurden ein Kollege und ich zu einer Kneipenschlägerei gerufen. Wir hatten zwei mögliche Anfahrtswege. Als wir gerade auf die Kreuzung zufuhren, wo wir uns entscheiden mussten, kam die Nachricht, dass sich die Sache einfach erledigt habe. Ist doch genial.“

Auch interessant