Brilon. Es soll ein Ort werden, an dem man sich trifft, austauscht und kreativ sein kann. Brilon plant einen Dritten Ort. Was das ist, erklären wir hier:

Etwas Besseres kann einer Stadt nicht passieren. Überall sterben die Innenstädte aus, aber in der Briloner Kernstadt könnte bald eine Art Stadtquartier entstehen. Ein identitätsstiftender Ort mit gelebter Diversität, mit Kreativität, Kleinkunst, Musik, Malerei, Theater, kurz: ein Ort, der sicher nicht nur Briloner anzieht.

Dritter Ort als große Chance

Am 19. Februar 2021 wurde der Verein „Brilon Mittendrin“ gegründet – und der hat große Pläne für einen „Dritten Ort“ in der Innenstadt. 13 Gründungsmitglieder, darunter Bürgermeister Dr. Bartsch, wählten Frauke Müthing zur ersten Vorsitzenden. Dieses soziokulturelle Zentrum von „Brilon Mittendrin … als Freund miteinander leben und gestalten“ soll bewusst in der Kernstadt entstehen, als offene Begegnungsstätte für alle Menschen zur gemeinsamen Gestaltung der freien Zeit. Es soll Raum für Kunst- und Kulturschaffende bieten und es steht für Arbeitsstätte, außerschulischer Bildungsort, fester Treffpunkt für Vereine und Bildungseinrichtungen, Wohnmöglichkeit auf Zeit für Azubis und Menschen, die Brilon ausprobieren möchten und Kontakt zur Bevölkerung suchen.

Neugierig auf die Stadt machen

„Wir wollen neugierig machen auf die Stadt“, betont die Vorsitzende. Einen Raum gibt es noch nicht: „Wir suchen ein fertiges, barrierefreies Bauwerk zur Miete“, ist Pfarrer Rainer Müller (Schriftführer) für jedes Angebot dankbar. „Wir stehen in Kontakt mit der Stadt und wollen an der Innenstadtentwicklung mitwirken. Und dabei ein wichtiger Baustein werden in der Begegnungsentwicklung für Menschen, die neu sind in Brilon. Die Idee dazu ist bei der Vorbereitung der Hansetage gekommen. Müller: „Da war spürbar geworden, wie viel Energie in der Bevölkerung ist und es wäre schade, wenn diese wieder im Nichts verschwindet.“

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Gebäude gesucht

In Kürze erwartet der Verein die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Aber die Zeit wird schon zur Planung genutzt. „Wir wollen zur Quartierentwicklung in der Innenstadt beitragen, daher muss das Gebäude fußläufig erreichbar sein“, betonte Frauke Müthing. „Unsere Idee ist es, Nutzern einen Raum zur Verfügung zu stellen und auch Vereinen eine Heimat anzubieten. Alle Bürger sollen die Möglichkeit haben, im kulturellen Zentrum ihre freie Zeit zu verbringen, aber auch eigene Ideen einzubringen. Vorstellbar wäre, dass Tante Käthe mal kommt und kocht, oder Opa Paul steht mittwochs am Herd und nach der Schule kommen Kinder zum Essen. Aber ohne eine Immobilie können wir nicht starten.“

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Zwei Gebäude hat sich der Vorstand bereits angeschaut, darunter das alte Postgebäude, das leider nicht mehr zu mieten sei. Das andere habe zu hohe Mietkosten. Das gesuchte Wunschgebäude sollte um die 200 Quadratmeter Wohnfläche, mehrere 15-Quadratmeter-Räume für Workshops haben. Es sollte ebenerdig Platz für ein Begegnungscafé, einen Keller für Musikproben und möglichst einen Garten haben. Vielleicht könnte man auch eine Nachbarimmobilie andocken.

Barrierefreiheit ist oberstes Gebot

Auf jeden Fall soll Barrierefreiheit verwirklicht werden. Es soll Räume geben, die in Form von Open-Working-Spaces zur Verfügung gestellt werden. Eine Werkstatt und digital ausgestattete Räume sind angedacht und natürlich Küche, Café, Zimmer zur Übernachtung und kleine Wohnung(en) ohne Mindestmietzeit. Außerdem ist an einen Garten der Kulturen (Urban Gardening) gedacht und die Öffnungszeiten sollen am Bedarf angepasst werden - zum Beispiel von 10 bis 22 Uhr).

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Finanziert werden soll das Projekt durch Akquirierung von Fördermitteln, durch Mitgliedsbeiträge, Vereinsmitgliedschaften, Mieteinnahmen und Spenden. „Wir hoffen, dass viele Menschen und Vereine beitreten und Leute etwas spenden. Wir brauchen eine Anschubfinanzierung, um die erste Monatsmiete und Strom zahlen zu können“, so Müthing.

Der Vorstand

1. Vorsitzende: Frauke Müthing, Stellv. Vorsitzende: Jenny Merkel, Schriftführer: Pfarrer Rainer Müller, Kassiererin: Annegret Weber sowie Beisitzer/Beisitzerin: Bastian Grunwald, Tim Guse und Edith Schloemer-Bracht. Weitere Gründungsmitglieder sind Dr. Christoph Bartsch, Ulrike Mühlenbein, Lars Niemann, Christiane Spiekermann, Ralf Müthing und Dorothee Wenken. Infos unter www.brilon-mittendrin.de.

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Einwurf

Der „Dritte Ort“ bietet eine große Chance für die Innenstadtentwicklung in Brilon. Denn Brilon ist eine liebenswerte alte Stadt, in der man gerne lebt und in die Touristen gerne kommen. Ein „Third Place“ (Dritter Ort) als eine Art soziokulturelle Mall in der Kernstadt würde die Stadt noch attraktiver und lebenswerter machen.

Die Mitgliedsbeiträge

36 Euro: Jugendliche bis 18.

48 Euro: Studierende, BFD-ler und FSJ-ler mit Nachweis bis einschl. 25 Lebensjahr.

60 Euro: Erwachsene ab 18.

90 Euro: Ehepaare und eingetragene Lebensgemeinschaften.

120 Euro: Familien mit allen Kindern bis einschlich 18 Jahre.

Die Menschen von heute wollen nicht nur einfach Shoppen, viele suchen in der Stadt auch einen „Dritten Ort“, einen Wohlfühlraum mit Atmosphäre. An dem man verweilen und sich unterhalten kann und lässt, Kunst und Kultur findet und, anstatt alleine zu Hause zu sein, sein Laptop nehmen und dort arbeiten kann, etwas zu Essen und Trinken bekommt.

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Es soll ein Ort sein, der einen Ausgleich zu Familie und Job bietet, den jeder besuchen kann, der nicht allein sein möchte. Der wichtigste Ort für den Menschen ist sein zu Hause, der zweite sein Arbeitsplatz. Aber jeder braucht manchmal einen Raum, der etwas anderes bietet, jenseits des Alltags, das fand der Soziologe Ray Oldenburg heraus, der 1989 den Begriff „Third Place“ prägte.

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Dieser Ort sollte Zuflucht und Erholung bieten, ein neutraler Ort, an dem sich Menschen zwanglos treffen, eine Auszeit finden und gleichzeitig etwas erleben. Wohin jeder gerne kommt und sich willkommen fühlt: Menschen mit Beeinträchtigungen, Jung und Alt, weiblich, männlich, divers. Leute, die völlig anders sein können, als man selbst.

Ein dritter Ort kann überall da sein, wo Menschen entschleunigen, wie beim „Urban Gardening“. Hier schaffen sie sich gemeinsam eine Oase - mitten in der Stadt. Monika Wiegelmann