Hesborn. Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst, kurz Bufdi: Da denkt man spontan an junge Leute. Warum Edgar Hänsch in Hesborn mehr Macher als Redner ist:

Jugendliche, die gerade mit der Schule fertig sind und sich vor dem Start in Ausbildung oder Studium sozial engagieren wollen. Fast richtig. Der Dienst kann in Ausnahmefällen auch länger oder kürzer als ein Jahr sein. Und: Es sind nicht nur junge Menschen gefragt, die als Bufdis eingesetzt werden. Dieses Angebot richtet sich an alle Altersgruppen. Ein gutes Beispiel dafür ist Edgar Hänsch aus Hesborn.

Mehr Macher als Redner.

Der 69-Jährige ist seit einem Jahr als Bufdi beim THW-Hesborn im Einsatz. Weil sowohl ihm als auch dem Ortsverband diese Form der Zusammenarbeit so gut gefallen, hat Edgar Hänsch seine Bufdi-Zeit bis zum August 2021 verlängert. Er kümmert sich täglich um die Räume des THWs in der Alten Schule, die Fahrzeughalle, die Wartung der Einsatzfahrzeuge und Ausrüstung, Büroaufgaben, den Kontakt mit den anderen THW-Helfern und der Jugend, die Umsetzung der Corona-Schutzregeln, der Kontakt zu den örtlichen Feuerwehr-Kameraden sowie unzählige andere kleine Dinge. Seine Arbeitszeit kann er sich frei einteilen und hat sie von anfangs 20,5 auf mittlerweile 39,5 Stunden pro Woche aufgestockt. Dafür erhält er ein „Taschengeld“ in Höhe von 402 Euro sowie eine Verpflegungspauschale von 50 Euro pro Monat und ist sozialversichert.

Auch interessant

Edgar Hänsch ist eher ein Macher als ein großer Redner. Was ist für ihn die Motivation, sich als Bufdi beim THW zu engagieren? „Als Rentner habe ich ja viel Zeit. So kann ich dieser Zeit mehr Sinn geben!“ Als Helfer ist er sowieso schon seit vielen Jahren ehrenamtlich aktiv im THW und will es auch bleiben. Jetzt kann diesem Engagement auch ein offizieller Rahmen verliehen werden, erklärt Bernd Mielisch als Leiter des Ortsverbandes (OV). Denn der OV, den es seit inzwischen 52 Jahren gibt, ist als Einsatzstelle für Bufdis anerkannt worden.

Eigenverantwortlich arbeiten

Fünf Bufdis dürften in Hesborn theoretisch zeitgleich eingesetzt werden. Voraussetzung: Sie müssen so selbstständig sein, dass sie eigenverantwortlich arbeiten können, nachdem das Aufgabengebiet täglich mit Bernd Mielisch, der in Arnsberg wohnt, telefonisch abgesprochen worden ist. Deshalb spricht das Angebot momentan noch eher Erwachsene mit Berufserfahrung in verschiedenen Gebieten an. Jugendliche mit abgeschlossener Schulausbildung sollen hoffentlich bald dazu kommen können, wenn erwachsene Bufdis da sind und die jüngeren Kollegen unter die Fittiche nehmen können, erklärt Bernd Mielisch. Zusätzlich ist seine Stellvertreterin Daniela Berkenkopf als Ansprechpartnerin in Hesborn vor Ort erreichbar.

Auch interessant

Welche Art Berufserfahrung ist denn gefragt? Edgar Hänsch hat einen technischen Hintergrund, mit dem er viele handwerkliche Aufgaben übernimmt, aber auch einige Büroarbeiten.

Im August endet die Zeit

Im August läuft seine Bufdi-Zeit aus, deshalb wird eine Nachfolge gesucht. Für die Nachwuchsarbeit wünscht sich das THW Hesborn zusätzlich jemanden mit pädagogischer Ausbildung. Auch kaufmännische oder computertechnische Fachleute sind herzlich willkommen. Ein Einsatz könnte ab sofort beginnen.

Auch interessant

Wer kann sich als Bufdi beim THW Hesborn bewerben? „Wir sprechen jeden an, egal welcher gesellschaftlichen Stellung, mit Migrationshintergrund oder mit Inklusionsbedarf, gerne auch Langzeitarbeitslose. Da sind gute Leute dabei, wir sind für alle offen“, betont Bernd Mielisch. Er hat selber die Erfahrung gemacht, dass viele Rentner und Pensionäre sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten suchen und wertvolle Erfahrungen einbringen können. Die genauen Voraussetzungen werden in einem persönlichen Gespräch abgeklärt. Ein Führerschein sollte vorhanden sein. Den Bufdis stehen zudem Weiterbildungsseminare in den Bereichen Computer, Politik, Kultur, Naturschutz, Psychologie offen.

Auch interessant

Die Möglichkeit, Stellen im Bundesfreiwilligendienst anzubieten, ist eine neue Chance für die Mitglieder-Gewinnung des THWs. Durch die Absetzung der Wehrpflicht im Jahr 2010 sind viele Ortsverbände in Personalnot gekommen. Das THW engagiert sich mit seinen ehrenamtlichen Helfern im Zivil- und Katastrophenschutz.

Weltweite Einsätze

Die Hesborner sind nicht nur in der näheren Umgebung, sondern bereits weltweit gefordert worden. So haben sie schon humanitäre Hilfe in Ruanda, Weißrussland, der Ukraine oder Rumänien geleistet, Hilfstransporte nach Russland gebracht oder bei den Hochwassern an der Elbe 2002 und 2013 mitgeholfen, die Deiche zu schützen. Auch beim Jahrhundertsturm Kyrill sind sie zur Unterstützung der örtlichen Feuerwehren mit ausgerückt.

Auch interessant

Nach dem 50. Jubiläum vor zwei Jahren gelang es dem OV Hesborn, einige neue und auch ehemalige Mitglieder für die Mitarbeit zu begeistern und mehrere Jugendliche für eine neue Ausbildungsgruppe aufzunehmen. Die Corona-Pandemie hat diesen Aufschwung momentan ausgebremst, bald soll es aber weitergehen. Die Bufdis sind ein wichtiger Baustein für diese Arbeit: „Wenn wir Edgar nicht hätten, wären wir im OV Hesborn heute nicht so weit“, lobt Bernd Mielisch dessen Einsatz. Deshalb hofft der Ortsverband auf weitere Bewerberinnen und Bewerber – am besten alle vom anpackenden Kaliber eines Edgar Hänsch!