Brilon/Meschede. Der CDU-Stadtverband Meschede hat Freitagabend einen Herausforderer für Patrick Sensburg für die Bundestagswahl im September nominiert.

Die HSK-CDU steht nicht mehr uneingeschränkt hinter ihrem Bundestagsabgeordneten Dr. Patrick Sensburg aus Brilon. Der CDU-Stadtverband Meschede hat am Freitagabend dem Kreisvorstand den stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Dr. Bernd Schulte, als Kandidaten für die Bundestagswahl am 26. September vorgeschlagen. Bereits am Samstagvormittag befasste sich der geschäftsführende Kreisvorstand mit der Nominierung. An dem Gespräch unter Leitung des Kreisvorsitzenden Matthias Kerkhoff nahm auch Patrick Sensburg teil.

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Wirft seinen Hut in den Ring: Dr,. Bernd Schulte aus Remblinghausen will für den Bundestag kandidieren Foto Privat  
Wirft seinen Hut in den Ring: Dr,. Bernd Schulte aus Remblinghausen will für den Bundestag kandidieren Foto Privat  

Der Briloner Bundestagsabgeordnete ist über die Konkurrenz aus den eigenen Reihen nicht befremdet, im Gegenteil: „Es wäre ja schon sehr ungewöhnlich, wenn es bei der dritten Wahl in Folge keinen Mitbewerber geben würde.“ Und zum jetzigen Zeitpunkt wisse er auch noch nicht, „ob es bei zwei Kandidaten bleibt“.

Kreisparteitag im April

Sensburg selbst hatte sein Interesse an einer erneuten Kandidatur bereits im Januar bekannt gegeben. Wie Patrick Sensburg sagte, soll die Kandidatenwahl bei einem Kreisparteitag Mitte erfolgen. Die Veranstaltung soll trotz Corona auf jeden Fall als Präsenz-Veranstaltung stattfinden, unter Umständen sogar open air „auf einer Freilichtbühne oder einem Fußballstadion“.

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Keinen Kommentar zur aktuellen Entwicklung wollte Kreisvorsitzender Matthias Kerkhoff (Olsberg) gegenüber der WP abgeben. Man befinde sich am Anfang eines „fairen Verfahrens“, bei dem sich zunächst die Parteigremien mit der Lage befassen sollen. Das wird bereits an diesem Dienstag, 2. März, in einer Sitzung des Kreisvorstandes der Fall sein.

Referent in Staatskanzlei

Bernd Schulte ist 35 Jahre alt, er lebt in Remblinghausen, ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit zwei Jahren ist er Referatsleiter in der Staatskanzlei in Düsseldorf. Zuvor war er knapp vier Jahre Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Hemer. Er ist seit 16 Jahren CDU-Mitglied, war Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Südwestfalen. Der Jurist gehört seit sieben Jahren der CDU-Kreistagsfraktion und genauso lange dem CDU-Landesvorstand an.

Kritik an mangelnder Präsenz im Wahlkreis

In all diesen Funktionen, so schreibt Schulte in einer am Samstag versandten Mail an die Mitglieder, sei es ihm „immer wichtig“ gewesen, die „großen Linien der Politik und die Bedürfnisse vor Ort zusammenzubringen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.“

Genau damit spricht Bernd Schulte an, was dem Vernehmen nach manche Christdemokraten Patrick Sensburg ankreiden: Dass er den Wahlkreis vernachlässige. Sensburg ist u.a. Mitglied des Verteidigungsausschusses, des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz, er gehört dem Ältestenrat des Bundestages an; außerdem leitete er den schlagzeilenträchtigen NSA-Untersuchungsausschuss, der die durch Whistleblower Edward Snowden aufgedeckten Ausspähungsaktivitäten ausländischer, vor allem amerikanischer und britischer Geheimdienste in Deutschland aufarbeiten.

Herausforderer stellt Heimat in den Fokus

Bernd Schulte hat mit seiner Bewerbung den Hochsauerlandkreis, die Heimat, im Fokus. Die Corona-Pandemie habe den strukturellen Wandel auch hierzulande noch einmal beschleunigt. Digitalisierung, Demographie, Migration und Klimawandel seien Herausforderungen, denen sich die Region zu stellen habe. Diesen Veränderungsprozess, so der 35-Jährige, „müssen wir selbst in die Hand nehmen“. Sein Anspruch sei es, „unsere Heimat zu gestalten, lebenswert zu erhalten und ein stückweit besser zu machen“ - als Vater von drei Kindern und als jemand, der wisse „was vor Ort, in den Familien, in den Kommunen los ist und was die Menschen bewegt.“ Das Hochsauerland müsse auch in Zukunft „strukturstark, innovativ und lebenswert bleiben“.

2009 Nachfolger von Friedrich Merz

Patrick Sensburg (49) vertritt seit 2009 den Hochsauerlandkreis in Berlin. Damals war der Briloner als Nachfolger von Friedrich Merz aufgestellt worden. Dabei hatte er sich gegen die parteiinternen Mitbewerber Matthias Kerkhoff, Bernd Halbe (Schmallenberg) und Georg von Weichs (Eslohe) durchgesetzt.

Bei seiner ersten Wahl hatte Sensburg 51,7 Prozent der Stimmen geholt, 2013 waren es 56,1 Prozent, bei der letzten Wahl allerdings war der CDU-Spitzenkandidat mit 48 Prozent unter die 50-Prozent-Marke gerutscht. SPD-Kandidat Dirk Wiese, wie Sensburg aus Brilon, war auf 26,9 Prozent gekommen.

Für den Herausforderer aus Remblinghausen ist die Berliner Luft nicht ganz unbekannt. Als Patrick Sensburg 2009 erstmals das Bundestagsmandat übernahm, war sein erster Praktikant - Bernd Schulte.