Brilon.

Die Roman-Herzog-Förderschule in Brilon arbeitet räumlich und personell am Limit – das wurde in der jüngsten HSK-Schulausschuss-Sitzung erneut deutlich. Um zumindest das Raumproblem zu lösen, ging es um die Frage, ob ein Anbau an das bestehende Hauptgebäude oder eine neue eigenständige Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung umgesetzt werden sollte.

Organisation ist schwierig

Am Ende stand ein klares Ausschuss-Votum für den von der Kreisverwaltung vorgeschlagenen Anbau. Zuvor hatte Roman-Herzog-Schulleiter Klaus Mülder noch einmal eindringlich die Situation an seiner Schule geschildert: Die Schülerzahlen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Aktuell werden 243 Schüler an sechs Standorten unterrichtet. „Das ist sehr schwierig zu organisieren und die Lehrer verbringen viel Zeit in ihren privaten Lehrerzimmern – ihren Pkw“, erklärte Klaus Mülder. Zwischen den einzelnen Standorten liegen teilweise mehrere Kilometer.

Votum für einen Schulanbau

Bei der Abstimmung votierte der Schulausschuss dafür, den Raumbedarf der Förderschule durch einen Anbau abzudecken. Die Planungs- und Baukosten dafür werden mit 2,1 Millionen Euro veranschlagt. Die Kreistagsfraktion von Freien Wählern und Linke hatte in einem Antrag vorgeschlagen, statt eines Anbaus die Einrichtung einer weiteren eigenständigen Schule mit dem gleichen Förderschwerpunkt einzurichten. Bei einer Gegenstimme wurde der Antrag abgelehnt.

Argumente gegen zweite Förderschule

Schulleiter Klaus Mülder hatte zuvor erklärt, warum die Einrichtung einer zweiten Förderschule aus seiner Sicht nicht sinnvoll ist. Neben den hohen Kosten für einen Neubau, sehe er erhebliche organisatorische und pädagogische Probleme. Kernfrage sei, wie man die Schüler/innen sinnvoll aufteilen könne. Mögliche Folge seien z.B. zusätzlich notwendige Schülertransport-Fahrten zwischen den Wohn- und Schulorten der Schüler. Besonders problematisch sei es aus seiner Sicht, Schüler auseinander zu reißen. Denn gerade für die Schüler der Roman-Herzog-Schule sei es sehr schwierig, Bindungen aufzubauen. Er verwies auch darauf, dass das bestehende Personalproblem durch eine zweite Schule nicht gelöst werde. Sieben Lehrerstellen sind zurzeit nicht besetzt.

Steigende Schülerzahlen durch Jugendhilfeeinrichtungen

Aufgeworfen wurde die Frage, ob es durch einen Anbau auch Reserven gebe, falls die Schülerzahlen weiter steigen. Ulrich Müller-Thüsing, Fachbereichsleiter Schulen und Jugend (HSK), erklärte dazu: „Wir bauen für den tatsächlichen Bedarf. Reserven gibt es keine.“ Deshalb wolle man beim Landesjugendamt darauf hinwirken, dass die Zahlen nicht durch die Einrichtung weiterer Jugendhilfeeinrichtungen im Einzugsgebiet der Roman-Herzog-Schule weiter steigen.

Im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes gibt es zurzeit insgesamt elf Jugendhilfe-Einrichtungen - acht davon im Altkreis Brilon. Nun ist eine neue Einrichtung im alten Kloster-Gebäude in Brilon-Wald geplant (die WP berichtete).

Bisherige Standorte

Hauptstandort der Roman-Herzog-Schule ist in Brilon am Mühlenweg. Außerdem werden Räume in der ehemaligen Grundschule in Altenbüren, zwei Räume am Berufskolleg Brilon, ein Raum in der Georg-Friedrich-Daumer-Schule, außerdem der Mehrzweckraum in der Kreissporthalle Brilon und zwei Container am Hauptstandort genutzt. Darüber hinaus werden einzelne Schüler/innen am Standort der Kropff-Federath`schen-Stiftung in Olsberg unterrichtet.

Stellungnahme Stadt Brilon und HSK

In einer Stellungnahme haben sich die Stadt Brilon und der HSK an das Landesjugendamt gewandt mit der Empfehlung, die geplante neue Einrichtung abzulehnen. Argumentiert wird mit der Schullandschaft, die an ihre Grenzen stoße, aber auch damit, dass der Standort an einer vielbefahren Straße in Nähe zu einem Bordell und einer Suchtklinik nicht geeignet sei.

Sowohl der Anbau der Roman-Herzog-Schule als auch die geplante neue Einrichtung sind Thema im Kreisausschuss am 26. Februar, 13 Uhr, im Musikbildungszentrum in Bad Fredeburg.