Brilon. Das Haus Hövener hat aus dem riesigen Foto-Fundus Clips fürs Internet produziert. Es geht um Hausschlachtungen, frühere Winter und mehr Historie:

Heimatgeschichte einmal anders: Erinnerungen an lange Nächte im Old Hickory am Kalvarienberg und im Movies Inn im früheren Kino an der Kreuziger Mauer, an die „Macko“-Brüder hinter den Tresen der Szene-Kneipen, an Carola aus dem Hubertushof in der Sahnekurve, wegen der leckeren Hähnchen lange ein Geheimtipp, und ein Abstecher nach Brilon-Wald, wo es einst sage und schreibe sieben Gaststätten gab. Weit über 2300 Mal schon ist der Clip über Kneipen in Brilon und den Ortsteilen auf Youtube aufgerufen worden.

Riesiger Foto-Fundes des Museums

Das ist aber noch gar nichts gegen die Reise in die Zeit der Hausschlachtungen in Brilon. Der hat bisher schon weit über 22.000 Aufrufe. Das sind die beiden meistgeklickten jener 35 Video-Clips, die das Haus Hövener bisher auf Youtube (Hier geht es zu den Clips) eingestellt hat.

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„Hej, weiß du eigentlich“ - so beginnen die meisten Bilderserien. Denn richtige Filme sind es nicht, die das Stadtmuseum-Team zusammengeschnitten hat. Vielmehr wurden aus dem riesigen Foto-Fundus des Museums - etwa 70.000 bis 80.000, genau weiß Winfried Dickel, der Vorsitzende des Briloner Heimatbundes das nicht, in der Regel drei- bis fünfminütige Beiträge hergestellt. Ein Eindruck von Bewegung entsteht dabei sehr wohl. Schwenks über die alten Aufnahmen, Zooms und Überblendungen geben den Impressionen von gestern Leben.

Der Marktplatz in Brilon  im Winter. Jede Menge Schnee.
Der Marktplatz in Brilon im Winter. Jede Menge Schnee. © Haus Hövener

Briloner haben dem Museum ihre Archive überlassen

Etliche Briloner haben dem Museum ihre Archive überlassen oder zumindest leihweise zur Digitalisierung zur Verfügung gestellt. „Das ist ein historischer Schatz“, sagt Museumsleiter Carsten Schlömer. Dass der professionell aufbereitet werden kann, hat das Museum einem Kuratoriumsmitglied der Stiftung Briloner Eisenberg und Gewerke zu verdanken. Der Inhaber eines bundesweit tätigen Unternehmens für Dokumenten-Management hat dem Museum einen Spezialscanner gespendet. Damit lassen sich zum Beispiel auch die empfindlichen Bände der historischen Bibliothek schonend halbgeöffnet in sogenannter V-Stellung scannen. Mit den Clips, sagt Carsten Schlömer, erhalten die Fotos „eine eigene Dynamik“.

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So lassen sich Details betonen, die bei einer oberflächlichen Betrachtung untergehen. Bei den Texten habe man auf eine „einfache, jedem zugängliche Sprache“ geachtet. Die Texte stammen überwiegend von dem Museums-Team, das auch als Sprecher auftritt. Winfried Dickel ist zu hören, ebenso Doris Tilly, Loni Heldt-Wiese, Monika Bannenberg und Christiane Meyer.

Museumsleiter Carsten Schlömer (rechts) und Winfried Dickel, Vorsitzender des Briloner Heimatbundes Semper Idem, mit dem Titelbild eines der Youtube-Videoclips
Museumsleiter Carsten Schlömer (rechts) und Winfried Dickel, Vorsitzender des Briloner Heimatbundes Semper Idem, mit dem Titelbild eines der Youtube-Videoclips © Jürgen Hendrichs | Jürgen Hendrichs

Eine Mitarbeit steht jedem offen, sagt Winfried Dickel. So hat zum Beispiel Dr. Peter-Karl Becker, Autor mehrerer heimatgeschichtlicher Bücher, einen Beitrag über den Hof Östenberg produziert. Ganz frisch auf Youtube eingestellt ist „Die Reise in die Vergangenheit auf Platt“. Da gibt Franz-Josef Brandenburg von den Aamühlen, der Briloner Schützenfest-Kutscher, Sprichworte und Lebensweisheiten auf Platt zum Besten, die von seine Enkeltochter Maria (11) ins Hochdeutsche übersetzt werden. Das alles natürlich unterlegt mit thematisch passenden alten Bildern aus Brilon und Umgebung.

Einwohner aus den Ortsteilen ermutigen

Dickel möchte vor allem auch die Einwohner aus den Ortsteilen ermutigen, sich am Ausbau dieser Serie zu beteiligen. Auch dort, sagt Dickel, gebe es viele wichtige und interessante Geschichten. Auch wer zuhause alte Fotos aufbewahrt, die erhaltenswerte Eindrücke von der Heimat, ihren Menschen und dem Leben hier vermitteln, kann die Bilder im Museum sichten und digitalisieren lassen. Einfach mit den Bildern mittwochs im Museum vorbeikommen. Nach dem Digitalisieren erhalten die Besitzer die Bilder zurück, inklusive eines Sticks mit den digitalisierten Aufnahmen.

Die einzelnen Clips sollen künftig auch analog aufbereitet werden, und zwar als kleine Themen-Ausstellungen im Haus Hövener. Corona-bedingt sind die Besucherzahlen im vergangenen Jahr um rund die Hälfte auf etwa 6000 zurück gegangen. Carsten Schlömer blickt gleichwohl optimistisch in die Zukunft: „Viele Besucher erreichen wir jetzt ja auch digital.“ Stimmt. Während des etwa dreiviertelstündigen Gesprächs mit der WP wurden die Clips aus dem Haus Hövener 251 mal aufgerufen.