Alme/Büren. Urlaub und Corona - zwei Welten treffen aufeinander. Oder? Warum Vater und Sohn Wigbert und Robert Meschede gerade jetzt Reisemobile vermieten.

Wigbert Meschede hat schon einmal Mut bewiesen. Im Frühjahr 2018 bremst der Fahrlehrer aus Büren-Weiberg in Alme einen 40-Tonner Lkw aus. Dessen Fahrer ist stockbetrunken. Meschede informiert die Polizei, überholt den in Schlangenlinien fahrenden Trucker, bringt ihn zum Stehen und verhindert dadurch womöglich eine Katastrophe. Landrat und Polizeidirektor zeichnen ihn später für sein couragiertes Einschreiten aus. Jetzt zeigt der fast 64-Jährige noch einmal Schneid, aber auf anderer Ebene. Seine Fahrschule hat er verkauft und mit seinem Sohn an der Kreisgrenze zwischen Büren und HSK eine Reisemobil-Vermietung eröffnet.

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„Ich habe immer schon gesagt: Mit Anfang Sechzig höre ich auf und mache noch mal was Anderes. Dann habe ich 40 Jahre auf der Straße gelegen, dann ist es genug“, sagt der Neu-Unternehmer. Nach seiner Lehre als Kfz-Mechaniker und nach der Bundeswehr macht Meschede damals seine Fahrlehrer-Ausbildung; in seiner Ära dürfte er gut und gerne 8000 Menschen nicht nur das Schalten, Kuppeln, Gas geben, Lenken und Bremsen beigebracht haben. „Jetzt mache ich nur noch das, wozu ich Lust habe.“ Und das ist Reisen bzw. andere in Urlaub schicken.

Boom was absehbar

Die Meschedes sind schon als fünfköpfige Familie begeisterte Camper gewesen. 2020 bei einem Familien-Campingwochenende im Münsterland nimmt der Gedanke Fahrt auf: „Wegen der Corona-Krise wurde gerade Camping immer beliebter und der Boom war zu diesem Zeitpunkt schon absehbar,“ berichtet Robert Meschede (31). Er hat Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht studiert. „Robert kümmert sich um das Kaufmännische. Und ich habe die Passion zum Auto und hier in Weiberg den nötigen Platz mit Garagen und allem Drum und Dran rund ums Haus. Als Team ergänzen wir uns also perfekt“, erklärt der Senior. Und dank zahlreicher eigener Reiseerfahrung können die beiden neben der Fahrzeugberatung den Kunden auch mit Touren- und Camping-Tipps zur Seite stehen.

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Das Vater-Sohn-Gespann Meschede in der Reisemobil-Garage in Weiberg bei Alme.
Das Vater-Sohn-Gespann Meschede in der Reisemobil-Garage in Weiberg bei Alme. © wp | HAnnes Camper

Damit sie im Konzert der Reisemobil-Anbieter eine vernehmbare Geige spielen, sind die Meschedes als Partner mit eigenem Standort beim etablierten Anbieter „Hannes Camper“ aus Braunschweig eingestiegen. Als Gruppe bietet Hannes Camper über 90 Reisemobile an sechs Standorten in Deutschland an. Bei allen voll ausgestatteten Campern handelt es sich ausschließlich um Kastenwagen der beliebten Sechs-Meter-Klasse; man kann sie mit einem Pkw-Führerschein fahren.

Branche boomt

Trotz Corona ist die Reiselust der Deutschen ungebrochen und Camping wird auch in 2021 eine sehr sichere Urlaubsform sein.

Die gesamte Reise erfolgt individuell, geschlafen wird im eigenen Fahrzeug, Social-Distancing ist kein Problem und frische Luft gibt’s inklusive.

Gerade in Corona-Zeiten war und ist das Campen bei vielen Deutschen beliebt. Der ADAC spricht von einem „enormen Zuwachs“ bei den Wohnmobilen. So habe der Caravaning Industrie Verband (CIVD) im vergangenen Jahr 78.055 Neuzulassungen und damit plus 44,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gemeldet. Insgesamt wurden erstmals mehr als 100.000 Freizeitfahrzeuge (also Reisemobile und Caravans) in Deutschland binnen eines Kalenderjahres neu zugelassen: 107.203 (+32,6%)“, heißt es in der Mitteilung des ADAC.

Einige haben Querbetten, bei anderen sind die Schlafgelegenheiten längt zur Fahrtrichtung angeordnet. Vermietet werden kompakte Modelle des Marktführers Pössl, die auch an Schlechtwettertagen genügend Komfort bieten, aber dennoch gut zu fahren sind. Gerade Camping-Neulinge können damit den Urlaub unter freiem Himmel testen, aber auch Sportler und Familien mit einem Kind. Auch alle 12 Fahrzeuge in Weiberg sind voll ausgestattete Reisemobile mit vier Sitzplätzen, Heizung, Kühlschrank, Küche, Nasszelle, Fahrradträger und Markise.

Jetzt ist Buchungs-Hochphase

„Die Reisemobile sind wendige Fahrzeuge. Mit ihnen muss man nicht wochenlang an ein und demselben Platz stehen, man kann damit reisen und nicht länger als zwei, drei Tage an einem Ort sein“, erklärt Wigbert Meschede die Philosophie der Freiheit auf vier Rädern. Zurzeit sei auch - coronabedingt - die Kaufnachfrage nach solchen Fahrzeugen sehr groß. „Wir selbst tauschen unsere Flotte nach einem Jahr wieder aus, um stets neuwertige Fahrzeuge vermieten zu können. Ich rate den Leuten aber immer: Probiert erstmal, ob diese Form des Reisens etwas für euch ist“, sagt Wigbert Meschede. Vermietet wird ab mindestens drei Tage. „Man spürt, dass jetzt aktuell die heiße Phase der Urlaubsplanung beginnt. Die Leute wollen raus. Wir haben schon jetzt ein Fahrzeug dabei, das für siebeneinhalb Wochen am Stück unterwegs sein wird. Neulich hatten wir Gäste aus Düsseldorf, die damit im Sauerland unterwegs waren.“ Mit den Reisemobilen muss man nicht auf einen Campingplatz und für eine Nacht darf das Wohnzimmer auf vier Rädern auch so auf einem Parkplatz stehen – natürlich ohne Liegestuhl vor dem Wagen und ohne Würstchen auf dem Grill.

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Schautag nur online

Gern würden die Meschedes sämtliche Messen und Wirtschaftsschauen im Paderborner Raum und im Hochsauerland besuchen. Aber wegen der Pandemie ist das nicht möglich. Am Wochenende gab es daher einen digitalen Schautag, bei dem sich spontan 85 Leute online informierten. „Das ging von fachlichen Fragen zur technischen Ausrüstung bis zur Ausstattung.“

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Apropos: Für spezielle Wünsche gibt es auch spezielle Lösungen – so zum Beispiel für Reisende mit Hund. „Wir achten auf Allergiker, daher haben wir auch Camper im Angebot, die ausschließlich an Reisende mit Hunden vermietet werden“, erklärt Meschede. Das Modell heißt übrigens bei allen, die bei „Hannes Camper“ beschäftigt sind, nur der „Hunde-Hannes“…