Hochsauerland. Wie das Team funktioniert, bleibt ein Geheimnis. Zwei neue Polizeihunde haben im HSK ihre Arbeit aufgenommen. Wir stellen vor: Sky und Ramsey!
Die Kreispolizeibehörde hat eine neue Mitarbeiterin und einen neuen Mitarbeiter. Das ist eigentlich keine so spektakuläre Nachricht. Aber diese beiden haben Fell, vier Pfoten, den nötigen Biss für den Job und eine Spürnase, vor der sich jeder Gauner in Acht nehmen sollte. „Ramsey“ und „Sky“ heißen die beiden neuen Diensthunde bei der Polizei im HSK. Es sind Malinois, also belgische Schäferhunde. Und auch ohne Uniform strahlt das Dog-Duo jede Menge Respekt aus.
Das Team
Fotoshooting hinter dem Polizeigebäude: Mit einem Ring aus Plastik spielen Schutzmann und Hund auf der tief verschneiten Wiese. Immer wieder wird der Ring geworfen, zurückgebracht, geworfen, zurückgebracht. Es wird gezergelt, gelacht, gelobt, gespielt. Hier ist ein Team am Start. Mal gewinnt das Herrchen, mal das Tier, am Ende aber immer der Herr der Ringe. Unbeabsichtigt haben die beiden im Schnee einen Kreis aus Fuß- und Pfotenstapfen markiert. Radius: etwa drei Meter. Jetzt soll „Sky“ sich bei Fuß hinsetzen und in die Kamera schauen. Der hunde-erprobte Reporter rückt noch etwas näher, geht in die Hocke und vernimmt ein leises Knurren. Rückzug. „Sky“ mag es nicht, wenn ein Fremder ihr und ihrem Herrchen zu dicht auf die Pelle rückt. Das ist o.k., das soll so sein und das sollte man besser respektieren. Merke: Die drei Meter rund um den Chef oder die Chefin gehören immer dem Kollegen Hund.
„Sky“ und Julius Kuzniak sind ganz neu als Team am Start. Der Polizeikommissar hat die Ausbildung zum Diensthundeführer erfolgreich am Fortbildungszentrum für das Diensthundewesen in Schloss Holte-Stukenbrock durchlaufen. Und seine „Partnerin mit der kalten Schnauze“ hat dort ganz frisch die Prüfung zur Schutzhündin bestanden. „Ich hatte schon immer einen guten Draht zu Hunden. Und als Polizist möchte ich nicht am Schreibtisch, sondern im operativen Bereich arbeiten. Daher hat mich diese Kombination ungemein gereizt“, sagt Kuzniak. Die Stellen als Diensthundeführer sind landesweit nicht üppig gesät. Im HSK gibt es zwei. Und daher ist der Beamte froh über seine neue Aufgabe.
Das Tier
„Sky“ stammt nicht – wie viele andere Tiere – aus der eigenen Landeszucht der Polizei in Stukenbrock. Die Malinois-Hündin wurde bei einem vertrauensvollen Züchter außerhalb der Behörde zugekauft und sehr schnell für „diensttauglich befunden“. Fachleute haben einen Blick für die Anlagen eines Tieres und können schon nach acht Wochen erkennen, ob der Welpe später einmal den hohen Anforderungen an einen Polizeidiensthund gewachsen ist oder nicht. „Sky“ und „Ramsey“ sind Naturtalente und wie jeder Malinois sind sie Workaholics.
Der Mensch
Wer mit Hunden arbeitet, der kann jede Menge über sich selbst erfahren. „Zum einen braucht man viel Geduld. In kleinen Schritten erarbeiten Hund und Führer sich ein Ziel. Das kann ein Kommando oder eine Abfolge von Aufgaben sein. Wenn das dann klappt, ist das ein wahnsinnig tolles Gefühl, weil man zusammen etwas geschafft hat“, berichtet Julius Kuzniak. Die gemeinsame Ausbildung bedeute aber auch, seine Emotionen zu kontrollieren. „Wenn es mal nicht auf Anhieb funktioniert, darf man nicht sauer sein. Und wenn es dann hinhaut, muss man ganz schnell in Euphorie umswitchen und sich mit seinem Partner freuen.“
Szenenwechsel mit zwei Hunden an der Leine: Der Reporter kennt jetzt die Spielregeln und den Drei-Meter-Radius: Schon seit 2012 ist Polizeihauptkommissarin Simone Kamp Diensthundeführerin. Ihr neuer vierbeiniger Partner ist der fast zweijährige Rüde „Ramsey“. Er löst seine Vorgängerin „Loki“ ab, die in Pension gegangen, aber heute zum Pressegespräch mitgekommen ist. Seit vergangenem Sommer darf „Ramsey“ schon mal Arbeitsluft schnuppern und hat sich von der erfahrenen Hündin einige Tricks im Alltag abgeguckt. Jetzt ist „Ramsey“ offiziell im Dienst und „Loki“ kann sich frühmorgens noch mal rumdrehen, wenn ihr Nachfolger auf Streife geht. Schon bevor Simone Kamp Diensthundeführerin wurde, hat sie Schutzhundesport gemacht. Über ihre Hündin ist sie dann zum Dienst auf sechs Beinen gekommen und möchte diese Arbeit für kein Geld der Welt eintauschen. Das spürt man bei jedem Wort über ihre Hunde und ihren Beruf.
Das gegenseitige Vertrauen
Das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier sei ein ganz Besonderes: „Der Hund bindet sich sehr fest an seine Bezugsperson. Wir verbringen 24 Stunden am Tag gemeinsam. Der Hund weiß, dass wir immer für ihn da sind. Und wir wissen, dass wir uns immer auf ihn verlassen können. Die Tiere spiegeln uns, weil sie uns den ganzen Tag über beobachten. Man muss immer ehrlich zu sich selber und zu ihnen sein. Denen macht man nichts vor“, weiß Simone Kamp. Daher hat „Ramsey“ auch nur Dienst mit ihr so wie Julius Kuzniak immer nur mit seiner „Sky“ im Einsatz ist. Es bedarf nur einiger weniger Gesten oder Abfolgen und der Hund kann von einem Modus in den anderen wechseln. Am Verhalten seines Führers, an der Leine, an der Anspannung in der jeweiligen Situation weiß das Tier sofort: wir haben jetzt einen Schutz- oder einen Such-Einsatz.
Auf dem Papier gehören die Hunde der Landespolizei; sie übernimmt daher z.B. auch die Kosten für Futter und Tierarzt. In Real gehören die Tiere aber zu ihren Bezugspersonen. Sie sind Familienmitglieder, gehen Gassi, fahren mit ihren Familien in Urlaub, dürfen auch mal Couch-Potatoe und Streichelziege sein und genießen später ihre Rente in vertrauter Umgebung. Dass sich „Sky“ und „Ramsey“ gut verstehen und gegenseitig attraktiv finden, sei nur am Rande erwähnt. Es spielt im Alltag keine Rolle. Dienst ist schließlich Dienst.
Der Polizeihund
Der Deutsche Schäferhund ist schon lange nicht mehr der klassische Polizeihund. Die Konkurrenz aus Belgien ist dem klassischen deutschen Polizeihund in vielen Dingen überlegen. Die Malinois sind aktiver, drahtiger, wendiger und schneller. Außerdem stehen sie in dem Ruf, weniger anfällig für Krankheiten zu sein.Deutsche Schäferhunde haben oft Probleme mit der Hüfte. Sie sind aus ästhetischen Gründen so gezüchtet worden, dass der Rücken hinten tiefer sitzt. Der Malinois ist dagegen auf Eigenschaften, nicht auf Aussehen gezüchtet, sagen Fachleute.
Der täglicher Einsatz
Wer einen Diensthund führt, der weiß auch, dass er seinen Kollegen in bestimmten Situationen in Gefahr bringen kann - auch wenn die emotionale Bindung noch so groß ist. „Ja, das fühlt sich nicht immer ganz so gut an. Aber andererseits sind unsere gemeinsamen Arbeitsabläufe so gut trainiert und strukturiert, dass wir die Gefahr dadurch abmildern. Wir versuchen ihn zu sichern – so wie wir auch unseren menschlichen Kollegen nie unnötig einer Gefahr aussetzen würden“, erklären die beiden Hundeführer unisono. Beim Einbruch in ein Gebäude zum Beispiel merkt der Hundeführer sehr schnell, ob sich noch verdächtige Personen im Haus aufhalten oder nicht. Niemand würde seinen Hund einfach blind losschicken.
Hund und Herrchen bzw. Frauchen haben in der Regel ganz normalen Schichtdienst. Bei besonderen Einsatzlagen wie zum Beispiel Personensuchen werden sie hinzugerufen. Aber oftmals zeigt der Hund auch nur Präsenz. Bei Großveranstaltungen oder bei Streit-Eskalationen auf offener Straße reicht es meistens schon aus, wenn „Ramsey“ oder „Sky“ auf der Bildfläche erscheinen. In Kollegenkreisen heißt es nicht umsonst: ein Hund schafft mehr Eindruck als eine Hundertschaft.
Und womit werden die Tiere für ihren Einsatz belohnt? Das ist Dienstgeheimnis und auch von Hund zu Hund unterschiedlich. Simone Kamp: „Es gibt Hunde, die stehen total auf ihr Spielzeug oder auf Leckerchen. Ich habe mal einen gekannt, der stand total auf Dosenmilch.“