Hochsauerlandkreis. Vor fast einem Jahr gab es im HSK die ersten Coronafälle. Seitdem bestimmt die Pandemie weite Teile des Lebens. Die Zwischenbilanz mit Ausblick:

„Schau dir jede Statistik kritisch an und betrachte Zahlen niemals isoliert aus dem Kontext. Es gibt keinen und gab auch bislang keinen Grund, um in Panik zu verfallen. Diese Pandemie wird uns noch lange beschäftigen. Auch das Thema Influenza ist seit langer Zeit Jahr für Jahr präsent und wir müssen damit leben.“ Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes im HSK, Dr. Peter Kleeschulte, warnt davor, sich in Sachen Corona nur an einzelnen Zahlen zu orientieren. Vieles müsse in einem engeren Zusammenhang betrachtet und von Fachleuten wie Epidemiologen bewertet werden.

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Kein Grund zur Panik

Eine Bewertung nimmt das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) nicht vor. Aber es hat die Corona Meldelage auf seiner Internetseite in Grafiken aufbereitet. Es liefert jede Menge Zahlen – landesweite Daten, aber auch für größere Städte bzw. Kreise. Dargestellt wird der jeweilige Meldestand, den die Gesundheitsämter entsprechend den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes anhand der örtlichen Meldungen feststellen und an das LZG übermitteln. Das LZG seinerseits leitet die Daten täglich im Laufe des Abends an das Robert-Koch-Institut (RKI) weiter, beide weisen einmal täglich zum Tageswechsel einen aktualisierten Stand aus.

„Der tägliche Bericht enthält eine Vielzahl unterschiedlicher Darstellungen zu Verlauf, Alters- und Geschlechtsstruktur und regionalen Verteilung einzelner Daten und Kennzahlen.

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Nicht alle Aufbereitungen sind für alle Daten und Ebenen in gleicher Weise verfügbar, auch, weil sie teils nicht sinnvoll erschienen. Wir betrachten das gegenwärtige Angebot aber als einen Zwischenstand und sind daher jederzeit dankbar für Kritik und Anregungen“, so das LZG auf seiner Internetseite (www.lzg.nrw.de)

Mehr Frauen als Männer

Betrachtet man die Zahlen für den Hochsauerlandkreis, dann fällt zum Beispiel auf, dass die meisten Erkrankungen in der Gruppe der 50 bis 59 Jährigen vorkommen, gefolgt von den 20 bis 29 Jährigen. Woran das liegt? Dr. Kleeschulte: „Das kann man nicht beantworten. Vielleicht haben die Menschen aus diesen Altersgruppen – warum auch immer – sich besonders oft testen lassen. Es könnte ja auch sein, dass diese Gruppe den größten Bevölkerungsanteil darstellt. Insofern seien die Zahlen wenig aussagekräftig, so Dr. Kleeschulte. Dasselbe gelte für die Differenzierung der laborbestätigten Fälle nach Geschlechtern (siehe Grafik: 46,3 Prozent Männer und 53,6 Prozent Frauen).

Dr. Kleeschulte: „Das sind zwei isoliert betrachtete Zahlen, die für mich so keinen Aussagewert haben.“ Das Geschlechterverhältnis ist mit jeweils 130.000 Männern und Frauen im HSK übrigens nahezu gleich.

Zahlen allein nicht aussagekräftig

Schaut man sich die Entwicklung der Todesfälle an, so fällt auf, dass von März bis Ende November also binnen acht Monaten 51 Menschen an bzw. mit Corona verstorben sind. Von Dezember bis Mitte Februar also binnen drei Monaten sind aber 66 Todesopfer zu beklagen. Lässt sich das erklären? Dr. Kleeschulte: „Generell muss man festhalten, dass wir im vergangenen Jahr im HSK keine Übersterblichkeit hatten – also keine Zahlen, die aus dem Rahmen fallen.“ Unverkennbar sei einzig und allein, dass die Sterblichkeitsrate bei den Menschen über 80 und älter zahlenmäßig hoch sei. Diese Menschen hätten sehr häufig Vorerkrankungen gehabt und seien daher wahrscheinlich häufig nicht nur an, sondern mit Corona verstorben.

Von den 118 Verstorbenen entfallen 50 auf die Gruppe der 80- bis 90-Jährigen und 37 auf die Über-90-Jährigen.

Keine separaten Inzidenzen

Für statistisch unangebracht hält der Leiter des Gesundheitsamtes die Idee, Corona-Inzidenzen für einzelne Städte herunterzubrechen. „So etwas macht generell nur Sinn, wenn man es auf mindestens einhunderttausend Menschen hochrechnet.“ Manche Bürgermeister haben in der Vergangenheit solche Zahlenspiele angestellt und in den sozialen Netzwerken die Werte für ihre Städte publiziert. „Nehmen Sie doch mal eine kleinere Stadt wie Medebach oder Hallenberg. Wenn dort mehrere Personen erkrankt sind, sind Sie rasch bei einer Inzidenz von 200 und mehr. Das macht keinen Sinn und führt nur zu Verunsicherung“, so Dr. Kleeschulte. Aktuell liegt der Inzidenzwert für den Hochsauerlandkreis bei 89,3.

Vor Panikmache warnt der Leiter des Gesundheitsamtes auch bei der Diskussion um die Ausbreitung der Corona-Mutationen. „Bislang ist mir keine Studie bekannt, die besagt, wie hoch der Reproduktionswert der Virus-Variante wirklich ist. Wie viele weitere Personen ein Erkrankter also ansteckt.“ Rückblickend habe es sich während der gesamten Corona-Pandemie bewährt, einen kühlen Kopf zu bewahren, die Problematik sachlich anzugehen und nicht in Panik zu verfallen.