Brilon/Paderborn. War’s das mit der durchgehenden Verbindung von Brilon nach Paderborn. Es gibt einen Kostenpoker um den S10.

Wer ab 6. Juli mit dem Schnellbus S10 von Brilon nach Paderborn fährt, soll künftig in Bad Wünnenberg umsteigen. Und damit sind die Stammfahrer noch gut bedient. Denn eigentlich hatte der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (nph) die Tour ins Hochsauerland komplett einstellen wollen. Grund: die Kosten. Denn bei der Finanzierung gibt es im Sommer eine grundlegende Änderung.

Unterschiedliche Bewertungen

Bisher hatte die Busverkehr Ostwestfalen GmbH, wie die im HSK fahrende Westfalenbus eine Tochter der DB Regio, die Strecke eigenwirtschaftlich, also auf eigene Rechnung, betrieben. Künftig kommt der nph als sogenannter Aufgabenträger für den Fahrbetrieb auf - und da hatten es bei der Ausschreibung im vergangenen Jahr ein böses Erwachen gegeben.

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Es hätten sich „unerwartet hohe Kostensteigerungen der Bieter auf die künftig gemeinwirtschaftlichen Leistungen“ ergeben, so nph-Verbandsvorsteher Dr. Ulrich Conradi in der vergangenen Woche in einem Brief an SPD-MdB Dirk Wiese (Brilon). Wiese hatte in einem Schreiben an Dr. Conradi sein Befremden darüber zum Ausdruck gebracht, dass der nph eine „so gefragte Verbindung“ zwischen den beiden Wirtschaftsräumen durch „kurzsichtige Entscheidungen aufs Spiel zu setzen“.

Paderborn optimiert Schülerverkehr

Von der Frequentierung der Linie hat Dr. Conradi allerdings einen anderen Eindruck: Von einem Umstieg in Bad Wünnenberg sei nur eine „vergleichsweise geringe Anzahl“ Fahrgäste betroffen. Mit dem „Aufbrechen“ der Linie in einen nördlichen und einen südlichen Ast könnten „ganztägig Fahrzeugeinsparungen realisiert“ und der für den Raum Paderborn viel relevantere Schülerverkehr optimiert werden.

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Die Strecke zwischen Brilon nach Bad Wünnenberg wäre die Buslinie 310, von Bad Wünnenberg nach Paderborn führe nach wie vor der S10. In Bad Wünnenberg sei an der Haltestelle Schäferstraße, so der Verbandsvorsteher, „ein verlässlicher Anschluss“ gewährleistet. Dr. Conradi: „Eine Einstellung der im Zwei-Stunden-Takt verkehrenden Linie ist somit nicht vorgesehen.

Resolution pro S10

Der Rat Brilon hat einem Antrag der SPD zugestimmt, dass sich die Stadt mit einer Resolution für den Erhalt der durchgehenden Schnellbuslinie S10 einsetzen soll.

Die Aufgabe der durchgehenden Verbindung wäre „ein herber Verlust“ für die Einwohner; insbesondere Studierende und Berufspendler seien auf diese Linie angewiesen.

Mittwoch, 3. Februar, stehe der S10 in einem weiteren Abstimmungsgespräch zwischen nhp und dem Busverkehr Ostwestfalen auf der Tagesordnung, wie Michael Pölz vom Marktmanagement Westfalen/OWL der DB Regio Bus in Bielefeld gegenüber der WP sagte. Vielleicht lasse sich ja ein Kompromiss finden, bei dem täglich wenigstens die eine oder andere durchgehende Verbindung zwischen Brilon und Paderborn erhalten bliebe.

nph erhält 82.330 Euro vom HSK

Der Hochsauerlandkreis jedenfalls würde sich das etwas kosten lassen. Aus Sicht des HSK, so Jörg Maas, Verkehrsfachmann bei der Kreisverwaltung, ist der S10 zwar „eine wichtige Linie, aber keine herausgehobene“. Auch innerhalb des sogenannten Linienbündels, mit dem der nph den Busverkehr im Bereich der Paderborner Hochfläche zusammengefasst und ausgeschrieben hat, spielt der Wurmfortsatz im Hochsauerlandkreis nur eine untergeordnete Rolle.

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Außerdem bedient der nph im HSK noch mit der Linie 415 den Raum Madfeld/Fürstenberg und mit der Linie 416 den Bereich Meerhof/Fürstenberg. „Wir sind Juniorpartner“, so Jörg Maas angesichts des insgesamt jährlich rund 1,7 Millionen Fahrtkilometer umfassenden Streckennetzes. Mit fünf Prozent sei der HSK an den Linienkosten beteiligt. Das schlägt sich ab dem kommenden Jahr im Kreishaushalt mit 82.330 Euro nieder; für dieses Jahr sind 34.300 Euro im Entwurf des Kreis-Etats eingestellt.

ÖPNV-Offensive des Landes

Wie Wolfgang Diekmann, CDU-Rats- und Kreistagsmitglied aus Brilon und Vertreter des HSK im ÖPNV-Dachverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), gegenüber der WP sagte, stärke das Land im Rahmen seiner ÖPNV--Offensive den Ausbau von Schnellbuslinien. Bis 2032 sind zusätzlich 100 Millionen Euro zugesagt. Davon erhält der NWL 55 Prozent. Die Verwendung müssen die Zweckverbände und die ÖPNV-Aufgabenträger unter sich ausmachen.

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Bereits im Dezember hatte die Sauerländer Bürgerliste (SBL) den Landrat aufgefordert, sich für den Erhalt der Schnellbuslinie als - bisher - einzigen direkten ÖPNV-Verbindung zwischen dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Paderborn einzusetzen.