Liesen/Hildfeld/Grönebach/Oberschledorn. Die ersten Kappensitzungen und Büttenabend wären schon gelaufen. Doch diese fünfte Jahreszeit ist auch im HSK anders.
Halei und Helau - Halle schmücken, Wagen bauen, Kostüme nähen, Tänze und Büttenreden noch einmal proben, Narhalla-Marsch-Noten suchen, unzählige bürokratische Dinge erledigen, die Narrenkappe entstauben - eigentlich wäre jetzt Hochphase für viele Narren. Vor einem Jahr konnte die Session mit allen ihren kleinen und großen Terminen noch unbeschwert gefeiert werden. Corona war bis dahin hauptsächlich aus den Medien bekannt und noch vermeintlich weit genug weg. Doch direkt nach dem Karneval 2020 schlug die Pandemie mit den ersten Fällen in Gangelt im Alltag ein. Seitdem sind Masken nicht mehr nur der bunten Jahreszeit vorbehalten, nach den Schützen müssen auch die Karnevalisten auf ihre Festsaison verzichten.
In Medelon und Medebach hätten bereits vor knapp zwei Wochen die ersten Kappensitzungen stattgefunden, viele andere Orte würden an diesem oder den nächsten Wochenenden durchstarten.
Kein Karneval light möglich
Beim Fototermin mit dem neuen Lieser Dreigestirn im Frühherbst gab es noch die leise Hoffnung, den Karneval in deutlich reduzierter Form und vielleicht draußen feiern zu können, berichtet Präsident Jens Schnorbus vom Lieser Carnevalsverein (LCV). Es gab Ideen, dass vielleicht der Prinzenwagen auf Abstand an den Narren am Straßenrand vorbeifahren könnte, man in Kleingruppen Programmpunkte für Video-Clips einstudieren und die Tanzgarden mit Hygienekonzept proben könnten.
Erinnerungen posten
Der digitale Büttenabend in Oberschledorn wird am Samstag, 13. Februar, ab 19.01 Uhr auf Youtube unter „Schleidern helau TV“ gesendet.
Die Hildfelder starten um 19.33 Uhr – wer hier zusehen möchte, wird gebeten, sich unter info@hildfeld-helau.de zu melden und bekommt dann einen Link zum Karnevalsportal per E-Mail zugeschickt.
Der Karnevalsverein Grönebach gibt nähere Informationen auf seiner Facebook-Seite.
„Der Jeck verstummt nicht, ist nur etwas leise. Macht Karneval - mit Abstand - auf eine andere Weise!“ Unter diesem Motto kursiert in den sozialen Medien bereits seit einigen Wochen ein Aufruf, Karnevalsbilder aus früheren Jahren von sich zu posten, die viele schöne Erinnerungen wecken.
Doch im Laufe des Oktobers spitzten sich die Infektionszahlen bekanntlich zu, im November folgte der Lockdown mit seinen sukzessiven Verschärfungen und damit auch das Aus für alle diese Gedankengänge. Aber so schnell lässt sich ein echter Narr nicht ausbremsen, weder in Liesen noch in anderen Orten. Einige Vereine in der Region haben erstaunliche Kreativität und Energie in ganz neue Wege gesteckt, um den Karneval nicht ausfallen zu lassen, sondern stattdessen in die digitale Bütt zu steigen.
Die Lieser haben z.B. in ihrem Archiv gekramt und ein „Best of“ der vergangenen 30 Jahre zusammen getragen. Mit dreieinhalb Stunden erreicht es die Länge einer normalen Kappensitzung und ist ab Samstag, 30. Januar, für die Einheimischen zugänglich. Das Dreigestirn wird am Freitag mit dem Elferrat in corona-konformen Zweier-Teams durchs Dorf gehen und Karten mit dem Zugangs-Link in die Briefkästen werfen.
In Grönebach heißt das Motto des Karnevalsvereins „Alle unter einem Hut“. In diesem Jahr wird es umfunktioniert in „Alle zuhause vorm eigenen Bildschirm, aber im Herzen vereint“. Am 6. Februar gibt es hier einen digitalen Büttenabend.
Und auch die benachbarten Hildfelder haben in mehreren Videokonferenzen ein einfallsreiches Internetprogramm für den 13. Februar auf die Beine gestellt, durch das wie sonst in analogen Jahren die Sitzungspräsidentin Katja Herrmann führen wird. Die Aktiven in Hildfeld bekommen außerdem ein Paket „Karneval to go“ vor die Haustür gelegt, um sich den Abend vor dem Monitor zu versüßen. Die Kinder erhalten ein Bastelset mit einem Clown, der bunt bemalt in die Fenster gehängt und auf diese Weise Zusammenhalt zeigen soll.
Digitaler Büttenabend
„Schleidern Helau TV“ – gleich einen eigenen Youtube-Kanal haben die Karnevalisten von Blau-Weiß Oberschledorn pünktlich zum Sessionsstart am 11.11. eingerichtet. Mit bisher vier Trailern lassen sie hier die Spannung auf ihren ersten digitalen Büttenabend am Karnevalssamstag steigen, bei dem es witzige Rückblicke auf fast 30 Jahre Karneval in Oberschledorn geben wird. Aber wenn man nun digital nicht so gut aufgestellt oder erfahren ist? Auch da versuchen die Vereine zu helfen und haben örtliche Ansprechpartner für solche Fragen bestimmt.
Der LCV will zudem abklären, ob der traditionelle Besuch des Dreigestirns im Hallenberger Seniorenheim „Josefshaus“ draußen vor den Fenstern als kleiner Ersatz stattfinden kann. Die Lieser Zuschauer können am Samstag Fotos von sich vor dem Bildschirm an den Elferrat schicken, daraus soll anschließend eine Collage erstellt werden.
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Somit gibt es derzeit auch in dieser außergewöhnlichen Session ohne Präsenzveranstaltungen genug für die Verantwortlichen der Karnevalsvereine zu tun. Doch der Aufwand ist es wert, findet Jens Schnorbus: „Wir hoffen, dass wir mit der digitalen Version den Zusammenhalt im Verein trotz Abstand stärken können und dass im nächsten Jahr alle Narren gesund wiederkommen.“ Damit auch am Aschermittwoch nicht alles vorbei ist!