Brilon/Marsberg. Für den VNV ist der Raum Brilon-Marsberg ein europaweit bedeutendes Verbreitungsgebiet für den Raubwürger. Das hat Folgen.

Die "Bird-Watcher", die Vögelbeobachter des Vereins für Natur- und Vogelschutz im HSK (VNV) haben sich am 3. Januar im gesamten Kreisgebiet auf die Spur des Raubwürgers gemacht. Ergebnis: 25 Sichtungen, davon 17 im Bereich der Städte Brilon und Marsberg. Für Harald Legge vom VNV die Bestätigung der seit den 80er Jahren vorgenommenen Erfassungen: „Dieser Raum ist ein Verbreitungsschwerpunkt der Art in ganz Deutschland.“ Und deshalb sei die vom VNV initiierte Ausweisung eines Vogelschutzgebietes so wichtig, denn: „Wir können nicht den Schutz von fernen Regenwäldern mit ihren Arten einfordern und uns gleichzeitig aus der eigenen Verantwortung für bedrohte Arten stehlen!“

Im östlichen Kreisgebiet im Raum Brilon und Marsberg befände sich, so Harald Legge, ein großer Teil der Winterreviere und auch der Brutreviere des Raubwürgers. Bei der Sichtung im vergangenen Jahr seien in diesem Gebiet 19 Brutreviere erfasst worden.

Bundesweit gesehen sehe es für die Bestände allerdings dramatisch aus. Sie gingen seit Jahrzehnten zurück. Grund, so der VNV: Die Art benötige zur Brutzeit Feuchtgrünland, mit Hecken durchzogene Wiesen, Säume und Büsche in einer strukturreichen Feldflur. Legge: „Gerade im Winter braucht der Raubwürger aber noch mehr Fläche, um überleben zu können. Seine Winterreviere erreichen darum locker 100 Hektar und mehr!“

Der Raubwürger lebe nicht wie andere Vögel quasi von der Hand in den Mund, sondern er lege Nahrungsspeicher der besonderen Art an. Seine Beute – Großinsekten, kleine Frösche, Mäuse und selbst kleine Singvögel – spießt er auf Dornenbüschen und sogar auf Stacheldraht auf.

Wegen der hohen Ansprüche, die der Raubwürger an seinen Lebensraum stelle, kann nach Ansicht des VNV „nur ein großflächiges Schutzgebiet die Bestände im östlichen Sauerland erhalten“. Das vom VNV beantragte Vogelschutzgebiet im Diemel- und Hoppecketal werde, so Harald Legge, „unserer besonderen Verantwortung für das Überleben dieser Art in Mitteleuropa gerecht.“ Neben dem Raubwürger würden durch das Vogelschutzgebiet auch weitere gefährdete Vogelarten geschützt.

Für die Landwirtschaft biete die Ausweisung ja auch Chancen: Unabhängig von der Bewirtschaftung erhielte alle Landwirte pauschal für jeden Hektar bewirtschafteten Landes eine grundsätzliche Förderung in Natur- und Landschaftsschutzgebieten.“

Zudem soll das Schutzgebiet künftig ein Schwerpunkt für die Biodiversitätsberatung und -förderung der Landwirtschaftskammer und der Unteren Naturschutzbehörde sein.


Im Dezember 2014 haben die Landwirtschaftsverbände, die Landwirtschaftskammer NRW und das NRW-Landwirtschaftsministerium eine Rahmenvereinbarung zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften abgeschlossen. Die sieht unter anderem auch die Beratung von landwirtschaftlichen Betrieben im Hinblick auf die Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen vor. Zu den ersten Modellregionen gehörte das Vogelschutzgebiet „Medebacher Bucht“. Im September vergangenen Jahres, so steht es auf der Homepage de Landwirtschaftskammer NRW, seien auch die Städte Winterberg, Brilon und Marsberg in das Programm einbezogen worden. Damit würden nun landesweit in sieben Regionen die verschiedenen Förderangebote wie Agrar-Umweltmaßnahmen oder Vertragsnaturschutzpakete angeboten. Die Beratung findet auf den Betrieben statt.

Weitere Infos zum Vogelschutzgebiet und den langjährigen Bestandserfassungen der Sauerländer Vogelwelt unter www.vnv-hsk.de