Brilon. Für manche ist Homeschooling eine Katastrophe, woanders läuft es gut. Eltern aus dem Altkreis Brilon berichten aus dem Lockdown:
Marsberg/Altkreis Brilon. Für viele bringt der harte Lockdown und seine Verlängerung eine altbekannte Herausforderung mit sich: Homeschooling. Sei es das Brüten über Arbeitsblättern oder stundenlange Videokonferenzen vor dem Bildschirm. Wie Eltern und Schüler im Altkreis Brilon das Homeschooling empfinden erzählen sie der WESTFALENPOST.
Anna Z. sieht die Lage entspannt. Sie lebt mit ihren drei Kindern in Marsberg und erzählt via Facebook: "Schule beginnt entspannt nach dem Frühstück und Ausschlafen. Ganz wichtig: jeder in seinem Tempo. Alle drei sind viel schneller im Homeschooling-Modus, als während des ersten Lockdowns. Sie arbeiten recht selbstständig, fragen nach bei Bedarf und arbeiten ihre Punkte vom Wochenplan ab." Dabei würden sie sich gegenseitig unterstützen. Hilfen via Lernvideos würden sie positiv annehmen und oft gemeinsam anschauen. "Das ist interessant zu beobachten, wenn Schuljahre der Klasse 2, 4 und 8 sich zum Beispiel gegenseitig die Entstehung von Regenbögen erklären."
Nach den Pflichtaufgaben bleibt Freizeit
Nach den Pflichtaufgaben würden sich die Kinder ihren Hobbys oder anderen Freizeitaktivitäten widmen. "Brot backen, Stricken, Türen anschleifen und Lackieren, Kochen. Es wird gelesen, Hörbucher gehört, gebastelt, Briefe an die Familie geschrieben." Anna Z. sagt, sie und ihr Partner unterstützen die Kinder dabei, bieten Ihnen Zugang zu Informationen oder Material. "Wir motivieren, geben aber keine Vorgaben oder üben Druck aus. Ich erlebe meine Kinder freudiger beim Lernen und es bleibt mehr vom Stoff hängen. Sie haben mehr Ruhe und Zeit ihren Interessen nachzugehen, somit Kompetenzen zu entwickeln." Zwar würden die Kinder Schulfreunde und AGs vermissen, das Lernen fänden sie aber Zuhause besser. "Wir beiden Elternteile sehen alles entspannt und vertrauen unseren Kindern, dass sie Lernen. Außerdem sind die Lehrer erreichbar und halten den Kontakt zu den Kindern. Wir haben keine Ängste vor Defiziten. Ich denke, dass Homeschooling für uns als Familie eine positive Erfahrung ist."
Bei manchen Eltern ist das Homeschooling schwerer
Bei einigen anderen Eltern klingt das Homeschooling weniger entspannt. "Es ist schon sehr schwierig. Ich habe drei Kinder zur Zeit daheim. Eine in Ausbildung, einer in der 5. Klasse und ein Kindergartenalter. Kognitiv sind alle drei nicht fit. Das führt hier zu vielen Diskussionen. Dem einen ist es zu schwer, dem nächsten zu viel und dann ist es wieder zu laut, weil der Kleine hier spielt", sagt beispielsweise Heidi Balzer aus Brilon via Facebook. Nico Bartsch erzählt von Schwierigkeiten: "Für den Moment in Ordnung, aber auf keinen Fall eine Dauerlösung, weil einfach viele nicht die benötigte digitale Ausstattung haben. Mein Computer ist heute in einer Video Konferenz von jetzt auf gleich runtergefahren. Technik hat halt leider auch Nachteile." Marvin Rau: "Für eine Zeit okay, nur meiner Meinung nach bekommen die Kinder auch viel zu viele Aufgaben für eine Woche auf - zumindest in der ersten Klasse. Ich finde auch, man sollte ein Teil der Kosten für Papier und Druckertinte ersetzt bekommen, da geht ganz schön was drauf."
Abschlussklässler über den Druck
Leon Albracht ist 16 und geht an die Sekundarschule Marsberg. 10. Klasse, Abschlussklasse. Im ersten Lockdown, findet er, habe das Homeschooling besser funktioniert. "Wir haben eher wochenweise etwas aufbekommen", sagt er. Jetzt seien es jeden Tag Aufgaben - was ihm mittlerweile zu viel wird. "Ich habe keine Zeit mehr, nebenher etwas für mich zu machen. Das war vorher anders", sagt er. Manche Aufgaben müssen bis 18 Uhr abgegeben werden. Wird es 18.01 Uhr, zählt sie nicht mehr. Er spürt den Druck. Noten werden weiter vergeben.
Über einen Klassenchat bleibt Leon Albracht in Kontakt mir seinen Mitschülern, tauscht sich über die Aufgaben oder die Situation aus. Er bekommt Unterstützung durch seine Patentante, bei Mathe zum Beispiel. Er hofft, dass es bald normal weitergeht und er seinen Abschluss machen kann. Dann will er in die Pflege. "Wenn alles klappt."