Die vom LANUV vorgenommene Reduzierung von 280 auf 120 Quadratkilometer passt dem Verein nicht. HSK bereits vor einem Jahr informiert
Brilon/Marsberg. Dem Verein für Natur- und Vogelschutz (VNV) im HSK geht die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) vorgenommene Abgrenzung des geplanten Vogelschutzgebietes „Diemel- und Hoppecketal mit Wäldern bei Brilon und Marsberg“ und nicht weit genug. Bei Offenlandarten wie Raubwürger und Neuntöter scheinen, so VNV-Sprecher Johannes Schröder auf Anfrage der WP, nach der ersten Sichtung „längst nicht alle Brutgebiete berücksichtigt“ worden zu sein: „Einige wichtige Gebiete sind herausgefallen.“ Deshalb werde der VNV im Rahmen der am 22. Dezember angelaufenen Ausweisungsverfahrens die fehlenden Gebiete aufgreifen und ihre Einbeziehung in die Gebietsabgrenzung fordern.
Kleinere Schutzgebiete mit erfasst
Wie berichtet, hatte der VNV beantragt, eine rund 280 Quadratkilometer große auf Briloner und Marsberger Stadtgebiet liegende Fläche als Vogelschutzgebiet auszuweisen. Das LANUV hatte die Fläche auf rund 120 Quadratkilometer – grob skizziert – von Brilon-Esshoff im Westen bis Marsberg-Essentho im Osten entlang der nördlichen Kreisgrenze reduziert. Die Gebietskulisse schließt auch etliche südlich der B7 bereits ausgewiesene versprenkelte kleinere FFH- und Naturschutzflächen ein. Zwischen Rösenbeck und Messinghausen gibt es eine größere zusammenhängende Fläche, ebenso im Raum Marsberg zwischen Bredelar und Giershagen. Das Stadtgebiet von Brilon beträgt rund 229 Quadratkilometer, das von Marsberg etwa 182. Eine detaillierte Übersicht hat die Bezirksregierung Arnsberg den Verfahrensunterlagen im Internet beigelegt, es gibt eine Karte für den Raum Brilon und eine Karte für den Raum Marsberg.
LANUV konzentrierte Gebietskulisse auf Waldflächen
Bei der vom LANUV definierten Gebietskulisse handelt es sich überwiegend um Waldflächen. Damit, so Johannes Schröder, seien „die wichtigsten Arten des Waldes wie Rotmilan, Uhu und Grauspecht sicherlich erfasst“. Doch seien für Raubwürger und Neuntöter relevante Brutgebiete herausgefallen. Die liegen zum Beispiel in jenem Korridor, der im Rahmen der Trassenfindung für die B7n untersucht worden war. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Teile des Aatals, das südlich des geplanten Vogelschutzgebietes liegt. Von dieser Kartierung, so der VNV-Sprecher weiter, habe man zwar gehört, die punktgenauen Angaben der Straßenplaner lägen dem Verein allerdings nicht vor. Schröder: „Somit können wird zu der Kartierung nicht abschließend Stellung nehmen.“
Schon seit Jahrzehnten Monitoring
Die vor allem aus Kreisen der Briloner Politik erhobenen Vorwürfen, der VNV habe die Kartierung „heimlich“ und den Antrag auf Ausweisung eines Vogelschutzgebietes „konspirativ“ vorgenommen, weist der VNV-Sprecher zurück. Die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft des VNV führe im Hochsauerlandkreis „seit Jahrzehnten jedes Jahr Monitoring-Untersuchungen an ausgewählten Brutvogelstandorten“ durch und veröffentliche die Ergebnisse. Dazu werde seit Jahren das Internet-Portal „www.ornitho.de“ genutzt. Dieses Forum ist für die mitarbeitenden angemeldeten Ornithologen frei zugänglich. Nur sensible Arten und Brutplätze würden zum Schutz vor dem Zugriff geschützt freigegeben.
SPD fordert von Landrat Aufklärung
Den Antrag auf Ausweisung eines Vogelschutzgebietes habe der VNV im Dezember vergangenen Jahres zeitgleich nicht nur an beim NRW-Umweltministerium und der Bezirksregierung in Arnsberg eingereicht, sondern auch beim Hochsauerlandkreis. Schröder: „Von heimlicher Vorgehensweise kann also keine Rede sein.“
Warum der Hochsauerlandkreis diese ihm offenbar frühzeitig vorliegende Informationen nicht an die betroffenen Kommunen weitergegeben hat, ist mittlerweile auch Gegenstand einer Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion an den Landrat. MdB Dirk Wiese, bekanntlich aus Brilon, empfiehlt den Verantwortlichen "schnellstmöglich für vollumfängliche Transparenz und Klarheit zu sorgen", denn: "Hier geht es um die zukünftige Entwicklung einer Wirtschafts- und Industrieregion im Grünen sowie der ortsansässigen Land-. und Forstwirtschaft."
Zahlen und Fakten
In der vom VNV beantragten, 280 Quadratkilometer großen Gebietskulisse hat das Monitoring 113 Brutvogelarten erfasst.
Das sind nach VNV-Angaben 60 Prozent aller Brutvogelarten in NRW und 48 Prozent der bundesweit vorkommenden Vogelarten
Von den 113 Arten stehen nach VNV-Angaben 33 Prozent auf der Roten Liste.
NRW weist als Vogelschutzgebiet Flächen aus, auf denen wenigstens fünf Prozent der NRW-Population vorkommen.
Nach LANUV-Angaben hält sich etwa ein Prozent der gesamtdeutschen Raubwürger-Population im Bereich des Diemel- und Hoppecketales auf, das sind 32 Prozent der NRW-weiten Bestandes.
Die Antragsunterlagen sind unter www.bra.nrw.de/4869465 im Internet öffentlich einsehbar.
Viel mehr Lokalnachrichten aus dem Altkreis Brilon online unter www.wp.de/brilon
BZ: Blick über Scharfenberg: Das beantragte Vogelschutzgebiet schließt u.a. den Bereich links der Straße nach Brilon ein. Dort will bekanntlich die BMT Energie GbR ein weiteres Windrad errichten.