Hochsauerlandkreis. Eigentlich hätte am Freitag Schluss sein sollen. Das HSK-Gesundheitsamt im HSK braucht die Soldaten jedoch weiter. Zwei von ihnen berichten.

Zwischenzeitlich waren im Hochsauerlandkreis bis zu 5.500 Menschen gleichzeitlich in Corona-Quarantäne. Aktuell sind ca. 3.200 Menschen in Corona-Quarantäne. Die Nachverfolgung von Kontakten ist so umfangreich, dass sich mittlerweile zwischen 90 und 100 Personen alleine darum kümmern. Um die Arbeit des Kreisgesundheitsamtes zu unterstützen, wurde bei der Kreisverwaltung kontinuierlich Personal auch umgeschichtet.

Manche Tätigkeiten hat das Gesundheitsamt inzwischen herunter fahren müssen. Trotzdem reichte das Personal nicht mehr aus. Oberstleutnant Stefan Pieper vom Kreisverbindungskommando und Oberfeldwebel Pascal Nolte sind zwei von insgesamt 15 Soldaten, die den Hochsauerlandkreis in der Coronakrise unterstützen.

Viel Verständnis bei Kontaktpersonen

Ein neuer Hilfeleistungsantrag wurde bereits genehmigt und verlängert die Hilfen bis zum 15. Januar. Eigentlich hätten die Soldaten ihre Zelte am 4. Dezember abgebrochen. Pieper und Nolte berichten von Ihrer Arbeit und der Schwierigkeit der Nachverfolgung von Kontakten.

„Personen, welche z.B. länger als 15 Minuten Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatte und der Abstand dabei weniger als 1,5 Meter betrug oder mit ihm bzw. ihr in einem kleinen Raum länger als 30 Minuten war, gelten als Kontaktperson der Kategorie I, sprich als Person mit einem höheren Infektionsrisiko“, erklärt Nolte.

Das Fallmanagement des HSK stellt ihm eine Liste zur Verfügung mit Kontaktpersonen, die er anrufen muss. Wer an Corona erkrankt ist, hilft dem Gesundheitsamt im Vorfeld dabei, diese Liste zu erstellen. Das klappt problemlos. „Die Leute verstehen die Notwendigkeit diese Maßnahme und stellen das kaum in Frage“, sagt Pieper.

Inkubationszeit fünf bis sieben Tage

Den Kontaktpersonen wird in den späteren Anrufen geschildert, wie sie jeweils Kontakt zur sogenannten Indexperson gehabt haben sollen. Gegebenenfalls werden Unstimmigkeiten nochmals durch das Fallmanagement geklärt. „Wir gehen von einer Inkubationszeit zwischen fünf und sieben Tagen aus. Die Leute sollen frühzeitig in Quarantäne, bevor sie andere anstecken können“, sagt Nolte. Die Angerufenen zeigen sich seiner Erfahrung nach aufgeschlossen. Bei circa zehn Prozent ist Überzeugungsarbeit nötig, wobei der Oberfeldwebel und seine Kameraden über die Folgen aufklären und die Notwendigkeit, um die Pandemie eindämmen zu können.

„Wir geben allerdings nur die Information mündlich weiter. Der schriftliche Verwaltungsakt erfolgt dann zwischen zwei und drei Tagen später, wo nochmals darauf hingewiesen wird, dass eine Quarantäne verhängt wird. Bei einer Kontaktperson besteht auch lediglich ein Infektionsrisiko, sie ist nicht zwangsläufig infiziert“, stellt Oberstleutnant Stefan Pieper klar.

Briefing durch das Gesundheitsamt

Nolte erlebt auch Rückfragen von Seiten der Angerufenen. Was ist mit der eigenen Mutter, zu der man vor drei Tagen Kontakt hatte? Darf ich während einer Quarantäne in den Garten? Darauf sind die Soldaten Dank der vorherigen Einweisung durch das Gesundheitsamt genauso vorbereitet, wie die anderen Mitarbeiter in der Kontaktverfolgung.

Es kommt auch vor, dass Personen proaktiv anrufen, weil sie Kontakt zu jemandem hatten, vom dem oder der sie hörten, dass sie positiv getestet worden seien. In solchen Fällen wird in Absprache mit dem Fallmanagement des Gesundheitsamtes schnell geklärt, um welche Person es sich dabei handelt und ob der Fall tatsächlich bestätigt ist.

„Der Auftrag ist klar formuliert.“

Die Arbeit in der Kontaktnachverfolgung ist für die Soldaten laut Pieper nicht schwierig. „Der Auftrag ist für alle klar formuliert. Die Menge an Anrufen ist allerdings herausfordernd.“ „Wenn es einen Indexfall an einer Schule gibt, dann sind die Listen sehr lang“, ergänzt Nolte. Ein Umstand, den auch Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Gesundheitsamtes, bestätigen kann. Vermehrte Ausbrüche an Schulen gibt es nicht. „Wir haben nur ein oder zwei positiv getestete Schüler oder Lehrer – mit einem Riesen-Konglomerat an Kontaktpersonen. Da ist ein Verhältnis manchmal von bis zu 1:160!“

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Ob eine Quarantäne wirklich durchgeführt wird, kontrolliert die Bundeswehr nicht. Diese Aufgabe obliegt dem Gesundheitsamt,. Kontrollen können dann vor Ort durchgeführt werden.

Mit Mentalität der Sauerländer vertraut

Pascal Nolte ist Mitglied der Pioniertruppe und kommt aus Holzminden. Normalerweise fördert die Pioniertruppe die Beweglichkeit sowie die Durchhaltefähigkeit der eigenen Kräfte und hemmt die Beweglichkeit der gegnerischen Kräfte. Um diesen Auftrag zu gewährleisten, verfügt der Soldat der Pioniertruppe über eine fundierte Ausbildung und eine umfangreiche technische Ausrüstung.

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Oberstleutnant Pieper war 12 Jahre bei der Bundeswehr aktiv. Der Sunderaner gehörte zur Heeresflugabwehrtruppe bevor er aktiver Reservist wurde und anfing, bei der Bezirksregierung Arnsberg zu arbeiten. Als Leiter des Kreisverbindungskommandos ist er der Beauftragte für die zivil-militärisch Zusammenarbeit und berät den Landrat über die Unterstützungsmöglichkeiten der Bundeswehr, welche der Landrat bei Bedarf im Sinne des Artikel 35 Grundgesetz.

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Für ihn ist es ein großer Vorteil, dass er den Kreis örtlich und personell kennt. „Das ist vorteilhaft. Es ist wichtig die Gesichter in der Krise zu kennen. Die örtlichen Kräfte sollen und müssen wissen, wen sie wann ansprechen können bzw. müssen.“ Während die Bundeswehr viel mit Abkürzungen arbeitet, kann das Kreisverbindungskommando, dem Pieper angehört, den Fachjargon einfach übersetzen.

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