Brilon. Dies ist die Geschichte eines besonderen Jungen: Maxi. Er ist Autist. Wie seine Welt aussieht und wie Sie ihm helfen können, das lesen Sie hier:

Maximilian Borghoff hat am Montag Geburtstag. Dann wird er neun Jahre alt. Seinen größten Wunsch werden seine Eltern ihm dann nicht erfüllen können. Das ist ein Hund. Ein ganz Besonderer. Maxi braucht einen Assistenzhund - speziell für Autisten.


Jeder Mensch ist einzigartig. Jeder hat Ecken und Kanten. Auch Maxi ist besonders. Er hat eine Beeinträchtigung, die ihm und seiner Familie das Leben nicht immer einfach macht. Die Borghoffs glauben an die Heilkraft der Tiere. Ein Hund könnte Maxis Schlüssel zur Außenwelt sein. Ein speziell ausgebildeter Vierbeiner könnte sein Held werden, der ihn an die Leine nimmt und aus seiner stressigen in eine entspanntere Welt führt. Aber der kostet Geld. Viel Geld: 25.000 Euro.

Angst vor unbekannten Dingen

Vor zwei Jahren erhielten die Borghoffs die Diagnose: Atypischer Autismus. „Maxi hat Angst vor neuen, unbekannten Dingen und Personen. Wenn er sich sozial anpassen muss, ist das für ihn Stress pur. Er verschließt sich dann komplett. Der Straßenverkehr ist eine der größten Herausforderung für ihn. Maxi hat kein Gespür für Gefahren“, erzählt seine Mutter Melanie Borghoff. Viermal wäre er fast vom Auto überfahren worden. Er rennt einfach los. Für Außenstehende ist es nicht leicht, Maxis Gedankengängen zu folgen. Das Gefühl des sehr aufgeweckten und intelligenten Jungen, von niemandem verstanden zu werden, macht ihn noch verschlossener. „Bei Reizüberflutungen verfällt er in Stereotypien, zum Beispiel in immer wiederkehrende Bewegungen. Er wird wütend oder er weint“, ergänzt Papa Friedrich Borghoff.

Neulich waren Maxi und seine Mama mit einer Freundin in einem Briloner Café. Da gab es wieder so eine Situation. Der Achtjährige wippte ohne Unterlass mit den Füßen, wurde unruhig. Einer Tischnachbarin fiel das auf. Missbilligend starrte sie herüber. Melanie Borghoff wies die Dame freundlich darauf hin, dass ihr Sohn ein Handicap habe und das nicht absichtlich mache. Kommentar: „Behinderte haben in einem Café nichts zu suchen.“ Solche Begegnungen machen den Umgang mit einer Beeinträchtigung nicht leichter – weder für Maxi, noch für seine Eltern, Beide arbeiten als Musikpädagogen.

Erst Baustelle, dann Hausarbeit


Jeden Morgen bringt Mama Melanie ihren Sohn vom Wohnort Bad Wünnenberg nach Brilon, wo die Borghoffs gut vernetzt sind. Dort besucht Maxi die Engelbertschule. Die hat ein Herz für beeinträchtigte Kinder und tut alles Mögliche, um dem Jungen ein schönes Schulleben zu ermöglichen. Nach dem Unterricht ist Maxi einfach nur platt. Mittagessen oder Hausaufgaben – das geht gar nicht. Maxi muss raus auf seine „Baustelle“. Vor der Haustür liegen akkurat sortierte Pflastersteine, orange-weiße Pylonen, Schüppen und Sandhaufen. Alles hat eine Ordnung, seine Ordnung. Dort „arbeitet“ der Achtjährige, der außerdem gern und viel liest, erstmal eine Runde. Und selbst die Katzen Norbert, Armani und Murphy dürfen nur nach Vorschrift an der „Baustelle“ vorbeigehen.

Mama Melanie, Sohn Maxi und Papa Friedrich Borghoff: Auf dem Foto zeigt Maxi seinen größten Wunsch: den Begleithund Maddox.
Mama Melanie, Sohn Maxi und Papa Friedrich Borghoff: Auf dem Foto zeigt Maxi seinen größten Wunsch: den Begleithund Maddox. © wp | Thomas Winterberg


Hausaufgaben macht Maxi abends um acht Uhr und ihn ins Bett zu bringen, ist oft kein Zuckerschlecken. In ihrer Verzweiflung und Sorge sind die Borghoffs auf die Rehahunde Deutschland aufmerksam geworden. Der Verein in der Nähe von Rostock wurde 2006 gegründet. Er bildet u.a. Hunde aus, die traumatisierten Soldaten helfen, die als Therapie- und Assistenzhunde und eben auch als Autismus-Begleithunde zum Einsatz kommen.

Verdienstkreuz verliehen

Der Bundespräsident hat der Vereinsvorsitzenden Astrid Ledwina wegen ihrer Verdienste um die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen im Juli vergangenen Jahres das Verdienstkreuz am Bande verliehen.


Bei seinem ersten Besuch in Rostock hat Maxi auf die Begegnung mit Hunden ausgesprochen positiv reagiert. „So ein Hund legt sich auf seine Beine, kann ihn erden und zupft ihn leicht an der Hose, bis Maxi ihn bemerkt und viel schneller zu sich kommt“, ist Melanie Borghoff zuversichtlich.

Es gibt auch schon einen speziellen Kandidaten. Das ist Maddox. Zwischen dem elf Monate alten Labrador und dem achtjährigen Jungen war es Liebe auf den ersten Blick. „Mama, noch nie hat mich einer so gut verstanden wie Maddox. Wann kann er bei uns einziehen?“, hat Maxi gefragt. Leider ist das nicht so einfach. Wer selbst einen Hund besitzt und ihn ausgebildet hat, der weiß, wie viel Zeit und Aufwand dahinter stecken. „Maddox als fertig ausgebildeter Autismus-Begleithund wird rund 25.000 Euro kosten. Geld, das die Borghoffs alleine nicht aufbringen können. Krankenkassen beteiligen sich an solchen Kosten nicht. Daher bittet die Familie um Spenden.

Nicht heilbar

Autismus kann man nicht heilen. Aber ein Hund wäre ein Schritt auf vier Pfoten zu etwas mehr Normalität und Entspannung. Melanie Borghoff: „Maxi fühlt sich oft wie in einem Hamsterrad aus Unverständnis, Angst und Wut. Ein Hund könnte ihm da helfen, wo wir Menschen unsere Grenzen erkannt und keine Macht mehr haben. Daher wären wir für jede Spende von Herzen dankbar.“