Winterberg. Von Null auf Hundert und zurück: Mit viel Mehraufwand durch Corona ging es erst im Mai an der Kappe los. Doch am Ende gab es eine Überraschung.

Nein, eine Saison wie jede andere sei es gewiss nicht gewesen, sagt Nico Brinkmann. Hinter dem Geschäftsführer des Erlebnisbergs Kappe liegt eine Sommersaison, die verspätet losging, dann von Null auf Hundert durchstartete, um schließlich im November verfrüht wieder zu Null zurückzukehren. „Bis April war die Unsicherheit sehr groß“, berichtet Brinkmann. Würde es eine Sommersaison geben wie gewöhnlich, verkürzt oder gar nicht?

Also plante das Familienunternehmen parallel für verschiedene Szenarien: Während einerseits alles für Besucher vorbereitet wurde, führten die Betreiber zugleich Bankgespräche für den Fall eines Totalausfalls der Sommersaison.

Tatsächlich kam der Startschuss dann überraschend kurzfristig: An einem Wochenende kam die Anweisung, dass Freizeitbetriebe ab dem folgenden Montag wieder öffnen dürften. Zu kurzfristig: Eine Woche Latenzzeit zum Ausarbeiten von Hygienekonzepten musste drangehängt werden – an der Kappe für jeden Bereich und jede Attraktion ein eigenes.

Viel Aufwand mit Hygienekonzepten

Sechs Wochen später als von den Betreibern gehofft gingen Erlebnisberg und Bikepark am 15. Mai in Betrieb. Der Bikepark habe sofort Fahrt aufgenommen, später auch die anderen Attraktionen. Abgesehen von zusätzlichen Sicherheitskräften, die unter anderem in den Warteschlangen die Maskenpflicht durchsetzten, sei man mit der Stammbelegschaft und der gewohnten Zahl von Saisonkräften in festen Teams gut ausgekommen.

Mit dem Ordnungsamt habe man Hand in Hand gearbeitet – das hatte dieses bereits im Sommer bestätigt. Besonders die Sommerferien brummte der Betrieb. „Es war unsere Hoffnung gewesen, dass die Leute vermehrt in Deutschland Urlaub und Tagesausflüge machen. Und so kam es auch.“

Auch die Herbstferien seien sehr erfreulich verlaufen. Selbst das praktisch komplette Ausbleiben der holländischen Besucher in dieser Zeit habe daran nichts geändert. „Die innerdeutschen Besucher haben das kompensiert.“ Schlussendlich sei die Saison deshalb anders als befürchtet sogar sehr erfolgreich gewesen: „Wir haben ein Ergebnis vergleichbar mit dem von 2019, obwohl uns anderthalb Monate gefehlt haben.“

Drei Erfolgsrezepte helfen durch bisherige Coronazeit

Brinkmann erklärt sich den Erfolg mit mehreren Faktoren: Zum einen helfe die geographische Lage – mehrere Millionen Menschen aus den Ballungsräumen an Ruhr, Rhein und Main erreichen das Sauerland innerhalb von zwei bis drei Autostunden.

Zum anderen hat Brinkmanns Unternehmen Standbeine im Sommer als auch im Winter, was Ausfälle in einer Saison kompensieren hilft. Drittens liegen alle seine Attraktionen an der frischen Luft. „So sehr wir diese Tatsache bei schlechtem Wetter manchmal verfluchen, desto dankbarer sind wir diesmal dafür“, fasst er zusammen.

Der sogenannte November- oder Light-Lockdown habe das Unternehmen vorerst nicht mehr hart treffen können. Der letzte Sommer-Betriebstag an der Kappe habe ohnehin der 8. November sein sollen, danach wären höchstens noch einzelne Attraktionen wie die Panoramabrücke bei gutem Wetter geöffnet gewesen.

Dass nun eine Woche vorher und für alle Bereiche Schluss war, sei zu verschmerzen gewesen. Der November sei ohnehin „keine tote, aber eine ruhigere Zeit“.

Auch interessant

Mit umgekehrten Vorzeichen wiederholt sich derzeit allerdings die unsichere Lage aus dem Frühling. Denn es naht die Zeit, in der sich die Kappe wieder in ein Skigebiet verwandeln soll und noch ist nicht klar, ob, wann und wie die weiße Saison beginnen kann. Und eine erfolgreiche Saison hänge wiederum stark damit zusammen, ob touristische Übernachtungen wieder erlaubt seien. Wieder gebe es deshalb einen „Plan B und C“, sollten sich die Dinge anders entwickeln als erhofft.