Referinghausen. Graffiti-Künstler Henning Marten Feil hat schon in Brooklyn Spuren hinterlassen. Aber was hat er auf einer Kuhwiese in Referinghausen gemacht?

Der Name „Kuhdorf“ ist in Referinghausen Programm. Und weil es nun mal mehr Kühe als Einwohner gibt, darf auch ein großer landwirtschaftlicher Kump mit 18 Metern Durchmesser zum Dorfbild gehören. Die Optik dieses großen, grauen Sammelbehälters aus Beton, der am Ortseingang auf der Wiese steht, fand aber zunächst nicht die ungeteilte Zustimmung der Dorfbewohner.

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„Ich bin mehrfach angesprochen worden, dass dieses Beton-Becken doch sehr trist und unschön aussehe“, sagt Ortsvorsteher Reinhard Figgen. Er fragt im Sommer freundlich bei Landwirt Bernd Hesse an, ob man nicht an der Optik des Kumps etwas machen könne. Auch dessen Bruder – der Architekt Christoph Hesse – findet Gefallen an der Idee. Und die Lebensgefährtin des Landwirts, die in Brilon arbeitet, hat gleich eine Lösung parat. An ihrem Arbeitsplatz hängen doch Bilder von Henning Marten Feil. Und so kommt der Künstler ins Kuhdorf.

Beton-Kump künstlerisch gestaltet

Der Sauerländer Graffiti-Könner und Urban-Artist Henning Marten Feil - alias „Norbert 3000“ aus Brilon - nimmt den Beton-Kump unter seine Fittiche und gestaltet die von der Straße einsehbare Fläche ganz neu. Und die ist mit 27 Metern Länge und einer Höhe von 3,50 Meter Höhe mehr als ein Kino-Breitbild-Format. „Das war schon ein ungewöhnlicher Auftrag“, sagt der 37-jährige gelernte Malermeister, der sich seit vier Jahren hauptberuflich seiner Kunst widmet. In Bochum, Paderborn und selbst in Brooklyn hat Feil seine markanten Farbspuren hinterlassen. Aber mitten auf einer Kuhweide einen Beton-Kump zu gestalten - das war neu.

Kunst auf Kalender-Titelblatt

Das obige Foto vom Kump hat es übrigens auf die Titelseite des neuen Referinghausen-Dorfkalenders geschafft, den die Dorfgemeinschaft seit 14 Jahren herausgibt. Aus den von Einwohnern und Freunden des Dorfes eingesandten Fotos ist wieder ein schöner Wandkalender entstanden. 54 Bilder mit herrlichen Natur-, Landschafts- und Tiermotiven und Besonderheiten des Ortes haben es in die finale Fassung geschafft. Sie sollen Freude bereiten, zum Nachdenken anregen oder dazu animieren, den einen oder anderen Ort selbst aufzusuchen. Also raus an die frische Luft, gerade jetzt wichtig in Corona-Zeiten! Unter den Motiven befindet sich auch Fotos von multifunktionalen Dorfplatz in der Ortsmitte, der gerade entsteht und am 1. Mai 2021 eingeweiht werden soll. Abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie wird an diesem Tag entweder in großem oder kleinem Rahmen gefeiert.

Alle Termine des Jahres

In das Kalendarium sind die Veranstaltungen und Termine eingetragen, die die Vereinsvorstände und Gruppen für 2021 festgelegt haben. Es finden sich dort wieder die Referinghäuser Bogenjagd, das jährliche Schützenfest oder das Ü50-Walking-Football Turnier. Der Preis für den Kalender ist erstmals gestaffelt: Einer kostet zehn Euro, beim Kauf von fünf Kalendern sind 30 Euro fällig und zehn Kalender sind für 50 Euro zu erwerben.

Erhältlich ist er in der Touristik-Zentrale Medebach, in der Frischen Kiste in Oberschledorn, im Gasthof Zur Post in Referinghausen, beim Kassierer der Dorfgemeinschaft Thomas Schulte und beim Ortsvorsteher Reinhard Figgen.

„Wir haben mit mehreren Verantwortlichen vor Ort besprochen, was alles möglich ist. Es kam der Wunsch auf, dass sich ein markantes Gebäude, das Thema Kühe und der Milchweg, den man in Referinghausen beschreiten kann, in dem Motiv wieder finden sollen. Die Farbe sollte ganz bewusst in einem warmen Erdton gehalten werden – als Symbol für alternative Wärmegewinnung, die gerade durch Verlegung eines Fernwärmenetzes realisiert wird. Für uns war es wichtig, ein identitätsstiftendes Motiv zu finden“, sagt der Ortsvorsteher.

Farbluftballons geworfen

Nach Hallenberg und Brilon, wo es jeweils einen „Kump“ mit kulturellem Background gibt, hat damit nun auch Referinghausen einen Kump. In dessen Innerem geht es weniger kunstvoll zu, dafür aber außen umso mehr. Und so fanden die St.-Nikolaus-Kirche, die stilisierte Route des Milchweges und jede Menge Kühe den farbig-abstrakten Weg auf den blassen Beton. „Mein Bruder hat mir geholfen, wir haben mehrere Techniken angewandt und konnten uns auch so richtig austoben. Dazu gehörten auch mit Farbe gefüllte Luftballons, die gegen die Wand geworfen wurden“, sagt „Norbert 3000“.

Eine Herausforderung seien die Rundungen des Beton-Kumps gewesen – aber auch das ist perfekt gelungen. Und so haben die Referinghäuser nun ihr Projekt „Kunst am Kump“, das finanziell zum Teil aus Mitteln des Heimatchecks und durch die Familie Hesse getragen wurde.

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Negative Äußerungen hat es seitdem nicht mehr gegeben. Und was sagen die Kühe dazu? „Kuhl!“