Hallenberg. Seit 2017 wird die ehemalige Verbundschule nicht mehr genutzt. Es gab viele Ideen, doch erst jetzt liegt ein realistisches Konzept vor.
Eine Erlebnis-Fußballschule hat ihr Interesse bekundet, außerdem das Jugendherbergswerk und Altenhilfe-Einrichtungen; es wurde überlegt, betreutes Wohnen, eine „Denkfabrik“ mit Arbeitsräumen für Start-ups oder ein Hostel dort einzurichten: Für die seit Sommer 2017 leerstehende ehemalige Verbundschule meldeten sich überraschend viele Interessenten, wie Bürgermeister Michael Kronauge in der 39. und damit letzten Ratssitzung dieser Wahlperiode am Mittwoch (28.10.) berichtete.
Letztlich scheiterten jedoch alle Konzepte bisher daran, dass sie nicht zum Wohnumfeld und der unmittelbar benachbarten Grundschule passten – oder schlichtweg am Geld. Denn das Gebäude ist rund 50 Jahre alt und für den Schulbetrieb gebaut, so dass es bei einem Umbau den Bestandsschutz verlieren würde und sich bei einer anderen Nutzung hohe Folgekosten ergäben. Ein Abriss hätte rund 320.000 Euro gekostet und dadurch entstandene Bauplätze unverhältnismäßig teuer gemacht.
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Jetzt zeichnet sich eine realistische Lösung für den 2.700 Quadratmeter großen Gebäudekomplex ab, zu dem noch 5.400 Quadratmeter Grundstück gehören. Zenulla Mashuku aus Schmallenberg, Geschäftsführer der Zeno Hochbau GmbH, möchte es gemeinsam mit Investor Pieter Antonissen erwerben und umbauen. Entstehen könnten dort 16 Wohnungen, drei Penthäuser auf den Flachdächern und später sechs frei stehende Häuschen, die als Eigentums- oder Ferienwohnungen vermarktet werden sollen. Das Hausmeisterhaus bliebe als Mietobjekt erhalten.
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Der ehemalige Physik- und Küchentrakt könnte als Bürofläche oder für die Betreuung der Grundschule umgebaut und zugänglich gemacht werden. Damit könnte die angespannte Raumsituation entlastet und ein bereits angedachter Erweiterungsbau vermieden werden. Die Stadt würde diesen Bereich dann mieten. Zenulla Mashuku, seine Tochter und Pieter Antonissen stellten ihre Pläne in der Ratssitzung vor. Sie haben bereits die alte Schule in Züschen zu Eigentums- und Ferienwohnungen umgebaut und fast alle verkauft. Die Ratsmitglieder hatten sich dieses Projekt im Vorfeld angeschaut und mit der Stadt Winterberg über deren Erfahrungen gesprochen, die durchweg positiv waren. Pieter Antonissen hat in der Region u.a. den Ferienpark „Villas Winterberg“ in Neuastenberg realisiert und baut gerade den Campingplatz in Niedersfeld um. In die Vorgespräche wurde auch der künftige Bürgermeister Enrico Eppner mit einbezogen.
Förderung beantragt
Bund und Land haben ein neues Städtebauförderprogramm „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ aufgelegt, um wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie abzufedern und mit Investitionen in Sportstätten die kommunale Infrastruktur zu stärken. Projekte, die noch dieses Jahr begonnen werden, werden zu 100 Prozent gefördert. Bei Projekten ab 2021 fällt ein Eigenanteil von 10 Prozent an. Der FC Nuhnetal möchte eine LED-Flutlichtanlage auf seinem Sportplatz in Hallenberg installieren, die 32.000 Euro kosten würde. Der Rat beschloss einstimmig die Antragstellung. Da mit einer Überzeichnung des Fördertopfes gerechnet werden muss und daher nicht klar ist, ob dieses Jahr noch die entsprechenden Mittel bewilligt werden, stimmte der Rat der Übernahme des Eigenanteils von 3.200 Euro an der LED-Anlage durch die Stadt im Jahr 2021 zu.
Über das Kaufangebot der Investoren wurde im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung beraten und anschließend beschlossen, diese Pläne weiter zu verfolgen. An Umbaukosten gehen die Investoren von ca. 2,5 Millionen Euro aus, die Arbeiten werden von der Zeno GmbH ausgeführt. Eine Untersuchung hat im Vorfeld ergeben, dass es keine Schadstoffe wie PCB oder Asbest in der Bausubstanz gibt. Die Bauarbeiten könnten – abhängig von den Genehmigungen – 2021 starten; der Bereich für die Grundschule soll vorrangig sein.
Michael Kronauge begrüßte das Projekt ausdrücklich: „Ihre Pläne passen zu Hallenberg. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dafür und vergessen Sie bei der Eröffnung nicht, den Altbürgermeister einzuladen.“
Kuriosum um Radweg Hallenberg-Züschen
Vor fast 30 Jahren begannen die Vorgespräche zum Radweg über die alten Bahngleise zwischen Hallenberg und Züschen, vor 18 Jahren wurde er eröffnet. Jetzt erst wird der Kaufpreis für die Grundstücke an die Deutsche Bahn überwiesen.
Möglich ist das durch einen etwas kuriosen Vertrag, der seinerzeit geschlossen wurde: Das Landesstraßenbauamt (heute Straßen.NRW) hatte der Deutschen Bahn einen Kaufpreis von 200.000 DM angeboten, diese verlangte jedoch damals 585.000 DM.
Nach zähen Verhandlungen einigte man sich, dass das Landesstraßenbauamt der Stadt 200.000 DM treuhänderisch überließ, um diese so lange anzulegen, bis sie samt Zinserträgen auf den geforderten Kaufpreis angewachsen seien.
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Das ist nun nach genau 20 Jahren und 17 Tagen der Fall, so dass der Vertrag jetzt erfüllt werden kann. Die Stadt selbst hatte keine Kosten für den Radweg, der stets gut genutzt wird und deshalb in Richtung Winterberg und Allendorf verlängert worden ist.