Brilon. Für heimische Unternehmen ist es wichtig, für junge Leute ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Egger in Brilon lässt sich da einiges einfallen.

Morgens mit dem Taxi vom Bahnhof abgeholt werden, um zur Ausbildungsstelle zu gelangen? Klingt erstmal recht ungewöhnlich. Doch das weltweit aktive Unternehmen Egger bietet in Brilon genau diesen Service für seine Azubis an, die noch keinen Führerschein oder ein eigenes Auto haben. Das Azubi-Taxi ist eins von mehreren Projekten, mit denen der holzverarbeitende Betrieb junge Leute für eine Ausbildung vor Ort gewinnen möchte.

Azubi-Suche im gewerblich-technischen Bereich

„Gerade im gewerblich-technischen Bereich ist es heute nicht mehr so einfach wie früher, gute Azubis zu finden. Da müssen wir inzwischen je nach Ausbildungsberuf schon etwas mehr Aufwand betreiben und länger suchen. Teilweise zieht sich die Stellenbesetzung bis in den Juni hinein. Das war früher anders“, berichtet Joachim Lübben, der für diesen Bereich als Ausbilder zuständig ist.

Besonders schwierig sei es momentan, Azubis als Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik zu finden. „Der Beruf ist offenbar nicht so bekannt und viele bringen das gar nicht mit Egger in Verbindung. Aber das ist ein Beruf mit sehr guten Zukunftsaussichten“, so Lübben.

40 neue Azubis sind in ihre Ausbildung gestartet

Insgesamt gibt es 93 Auszubildende bei Egger in Brilon, 40 von ihnen sind jetzt neu gestartet.

1100 Mitarbeiter sind am Standort in Brilon beschäftigt. Dort werden Span- und MDF-Platten für den Möbel- bzw. den Innenausbau, inklusive Veredelung, PP-Kantenfertigung und Digitaldrucktechnik hergestellt. Zudem gibt es ein eigenes Säge- sowie Biomassekraftwerk. Das Werk in Brilon ist nach eigenen Angaben für die gesamte Egger-Gruppe ein strategisch wichtiger Standort,
da dort zum Beispiel der Holzeinkauf sowie das Dekor- und
Produktmanagement für die gesamte Egger-Gruppe übernommen wird.

Soziale Netzwerke nutzen

Einfacher ist es für heimische Unternehmen, die Ausbildungsplätze im kaufmännischen Bereich zu besetzen. „Da haben wir nach wie vor sehr viele und sehr gute Bewerber. Das gilt auch für das Angebot, bei uns ein duales Studium zu absolvieren“, erklärt Personalreferentin Anna Kramer. Doch egal um welchen der 24 Ausbildungsberufe es geht, die man bei Egger in Brilon erlernen kann: „Wir möchten zeigen, dass wir ein attraktives Ausbildungsunternehmen sind, dass es trotz unserer Größe hier sehr familiär zugeht und dass wir unseren Azubis viele Vorteile bieten“, so Anna Kramer.

Eine Idee, mit der das nach außen gezeigt werden soll, sind die Podcasts, von denen inzwischen eine ganze Reihe produziert worden sind. Darin stellen Azubis sich, ihr Unternehmen und den Bewerbungsprozess vor. Seit ungefähr drei Wochen sind die Youtube-Videos online. Anna Kramer zieht ein erstes positives Fazit: „Wir haben bisher ein sehr gutes Feedback. Wir möchten als Unternehmen am Puls der Zeit sein und nutzen verstärkt auch die sozialen Netzwerke, um junge Leute auf uns aufmerksam zu machen. Da bieten sich ja auch viel mehr Möglichkeiten als nur über die Firmen-Homepage.“

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Anna Niggemann macht eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei Egger.
Anna Niggemann macht eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei Egger. © Jutta Klute

Praktikum als Türöffner

Ganz klassisch hat Anna Niggemann ihren Weg zu Egger gefunden. Für die 17-Jährige war schon länger klar, dass sie eine handwerkliche Ausbildung machen möchte. Und nach einem Schnupper-Praktikum bei Egger stand für sie schnell fest, dass sie das Gymnasium nach der Klasse elf verlassen und eine Ausbildung als Elektronikerin für Betriebstechnik machen möchte. „Ich bin froh, dass das geklappt hat und ich bin stolz darauf, dass ich hier meinen Weg gewählt habe“, erzählt die Scharfenbergerin. Das sieht auch ihr Ausbilder Joachim Lübben so: „Das Praktikum ist ein erster Fuß in der Tür eines Unternehmens. Und es ist meistens für beide Seiten eine Win-win-Situation.“

Über Mund-zu-Mund-Propaganda ist Felina Bornemann auf das holzverarbeitende Unternehmen in Brilon aufmerksam geworden. Die 19-Jährige kommt aus Wenholthausen und ist am 1. August in ihre Ausbildung zur Industriekauffrau gestartet. Sie erzählt: „Ausschlaggebend ist für mich, dass die Atmosphäre hier sehr familiär ist, obwohl das Unternehmen so groß ist. Und ein Pluspunkt sind natürlich auch die vielen Benefits, die man hier hat.“

Felina Bornemann hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei Egger in Brilon gestartet.
Felina Bornemann hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei Egger in Brilon gestartet. © Jutta Klute

Attraktive Angebote

Personalreferentin Anna Kramer zählt eine ganze Reihe von Vorteilen auf, die den Egger-Azubis gewährt werden: Das Azubi-Gehalt liegt für alle – egal ob im gewerblichen oder kaufmännischen Bereich – bereits im 1. Ausbildungsjahr bei 1005 Euro, alle Ausbildungs- und Fahrtkosten werden erstattet, es gibt einen Zuschuss zum Fitness-Studio, Rabatt-Codes, Azubi-Events und eine intensive Prüfungsvorbereitung. „Außerdem übernehmen wir Auszubildende nach erfolgreichem Abschluss. Wer mit der Note zwei abschneidet, bekommt direkt einen unbefristeten Vertrag“, so Anna Kramer.

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