Hochsauerlandkreis. Die Partnersuche ist auf dem Land besonders schwer. Denn das Angebot im HSK ist knapp und der eigene Ruf gefährdet. Drei Menschen erzählen.
Dating auf dem Land kann schwer sein – das gilt auch für den Hochsauerlandkreis. Mal fehlt es an Ausgehmöglichkeiten, mal vermissen die Singles die Freiheit – ohne Blicke der Nachbarn jemanden Treffen zu können. Vier Singles aus dem Altkreis Brilon berichten von ihren Erfahrungen.
Stefan Boeck findet seine Liebe im Internet
Stefan Boeck aus Winterberg hat seine Liebe mithilfe seines Sohnes gefunden. Er arbeitet in der Tourismus-Branche – als Kutscher.
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Der Urlaubsort mache es ihm schwer. Zum einen arbeitet er am Wochenende, wenn andere frei haben und Verabredungen treffen. Zum anderen seien alle, die er kennenlernen würde, nur für einen Urlaub in der Stadt. Seit zwölf Jahren ist der Winterberger alleinerziehend, seit sieben Jahren Single. Er lebt in Grönebach, 350 Einwohner sagt er. „Auf dem Dorf kennt man irgendwann alle, da hat man keine Chance.“
Sein Sohn ermuntert ihn schließlich, sich auf einem Datingportal anzumelden. Irgendwann habe er eine Frau angeklickt, die sich mit Namen eingetragen hat. Sie schreiben hin und her, sie erzählt, dass sie ins Nachbardorf zieht. „Ich habe ihr geholfen, eine Wohnung zu finden. Sie arbeitet auch in der Tourismusbranche. Irgendwann haben wir uns getroffen, ich habe ihr beim Renovieren geholfen – da ist es dann passiert.“ Er klingt verschmitzt, wenn er das erzählt. Und glücklich, nach seinem persönlichen Happy End. „Es ist schwierig auf dem Land zu Daten, besonders in Winterberg. In der Tourismusbranche. Wir lernen zwar viele Menschen kennen, aber eben nur für kurze Zeit.“
Artur Bäcker fehlt die Szene für Homosexuelle
Artur Bäcker will seinen Namen nicht nennen. Er möchte lieber anonym über das Dating als Homosexueller Mann auf dem Land sprechen.
Eine alles andere als leichte Situation. „Man hat hier absolut kein Potenzial. Es gibt keine Szene, keine Treffpunkte, keine Kneipen, wo man jemanden kennenlernen könnte“, sagt er. Man müsse weiterfahren, in die größeren Städte wie Dortmund, Düsseldorf oder Köln, um in der Szene einzutauchen. Lernt man dann jemanden kennen, ist eine Fernbeziehung vorprogrammiert.
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Aber auch für Netz-Bekanntschaften muss man teils eine Stunde Fahrt in Kauf nehmen. „Im Internet betritt man eine andere Welt, man muss sich gut verkaufen können – über ein Profil mit ein paar Bildern. Wer da nicht ins Raster passt, hat es schwer. Und im Netz suchen sowieso nur 20 Prozent eine feste Beziehung. Meistens geht es eher um die schnelle Nummer. Die Verbindlichkeit fehlt, leider!“ Artur Bäcker hat dort einen Partner gefunden. „Es ist schade, dass es hier weder ungezwungene Anlaufstellen für Homosexuelle gibt, wo sie sich kennenlernen können. Einen Raum sozusagen für die LGBTQ-Community.“
Melissa Diekmann wünscht sich mehr Möglichkeiten
Melissa Diekmann vermisst die Cocktailbar, die es mal in Brilon gegeben hat.
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Und die Discos, egal wie klein sie auch waren. Denn die 28-Jährige weiß nicht, wo sie in Brilon jemanden kennenlernen soll. Seit fünf Jahren ist sie Single, sucht jemanden für die nächsten Schritte im Leben. Für etwas Ernsthaftes. In einer Stadt wie Brilon nicht einfach. „Hier in Brilon hat man wenige Möglichkeiten auszugehen, also ist es schwierig, jemanden kennenzulernen.“
Die Oberflächlichkeit im Internet und auf den diversen Dating-Seiten mag sie nicht. „Da sieht man Bilder, die liket man oder wischt sie einfach weg. Ich persönlich finde es viel besser, Menschen wirklich vor Augen zu haben.“
Regionales Dating im Netz – auf Facebook
Martina Martini-Mause hat eine Möglichkeit zum Kennenlernen geschaffen. Regional, aber im Internet. Vor fünf Jahren gründet sie die Facebook-Gruppe: Singles und Freundschaften im Sauerland. „Damals war ich in einer Gruppe, in der es nur um Singles ging, weil ich aber selbst vergeben war, hatte ich die Idee eine Gruppe zu gründen, in der es nicht nur um Singles geht, sondern auch um Bekanntschaften und ums Freunde finden. Denn immer wieder fiel mir auf, dass viele Menschen ganz schön einsam sind, auch wenn sie in einer Partnerschaft sind.“ Seit sie unter der WP-Umfrage in den Facebook-Gruppen kräftig Werbung gemacht hat, seien rund 40 Mitglieder dazugekommen. Sie hofft auf mehr. „Ich hab die Hoffnung, dass sich tolle Freundschaften entwickeln oder jemand sogar seine große Liebe findet. Ich würde mich total freuen, wenn das wirklich klappt“, sagt sie und lädt damit alle ein, sich ihrer Gruppe anzuschließen.
Dazu fährt sie mittlerweile mit Freundinnen nach Paderborn. Nicht, um direkt zu suchen. Sie wartet einfach, was sich ergibt. „Wir brauchen mehr Möglichkeiten. Eine nette Kneipe, eine Bar oder Feste. Ich gehe zwar auch mal auf das Schützenfest, aber das ist nicht immer meins und jemanden kennenlernen ist dort auch schwierig.“