Olsberg. Peter Rosenfeld hat 2014 als einziger SPDler in Olsberg seinen Wahlkreis gewonnen. Damals wie heute bewirbt er sich auch für das Bürgermeisteramt
Der Platz ist eigentlich zum Entspannen da. Peter Rosenfeld allerdings könnte sich in Rage reden: „Hier“, sagte er und beschreibt mit der Hand einen Bogen rund um den Kurpark Dr. Grüne, „hat kein Politiker selbst eine Schüppe in die Hand genommen oder einen Tropfen Schweiß vergossen.“
Deshalb fuchse es ihn ganz gewaltig, dass alles - vom neuen Heißwassergerät für den Bauhof zur Unkrautentfernung bis zum gesamten Umbau der Innenstadt - „die CDU für sich verbucht“. Allen voran deren Bürgermeister.
Steckbrief
Name: Peter Rosenfeld
Alter: 56 Jahre
Familienstand: Verheiratet, vier Töchter
Beruf: Sparkassenfachwirt
Hobbys: Lesen, vor allem historische Romane und skandinavische Krimis
klassische Musik, bevorzugt Wagner, Beethoven und Tschaikowski,
und den Nikolaus spielen
Den möchte Peter Rosenfeld am 13. September nach 16 Amtsjahren gerne ablösen. „Demokratie ist Machtübernahme auf Zeit“, sagt der 56-Jährige. Er merke immer wieder, stellt er in dem Raum, dass „der eine oder andere mit dem, wie es zurzeit in Olsberg läuft, nicht ganz zufrieden“ sei.
Wer hat’s gemacht?
Zumindest äußerlich ist davon kaum etwas zu spüren. Der Stadtkern präsentiert sich nach fünf langen, mit jeder Menge Umstände und Unannehmlichkeiten für die Einwohner verbundenen Baujahren wie aus dem Bilderbuch. „Das ist von einer breiten Mehrheit im Rat mitgetragen worden“, sagt Rosenfeld. Jetzt alles „als Leistung einer einzigen Partei zu verkaufen, zeugt schon von einer merkwürdigen Wahrnehmung der eigenen politischen Leistung und ist allein dem Wahlkampf geschuldet.“
Kurz & Knapp
Ich hätte nie gedacht, dass… ich so eine große Unterstützung für meine Bürgermeisterkandidatur aus der Familie, von Freunden und Bekannten erhalten hätte.
Zu den schönsten Ecken Olsbergs gehören für mich… der Kurpark Dr. Grüne, das ist Entspannung pur, mit oder ohne Nilgänse, die Ruhrauen mit Natur und Erholung in unmittelbarer Nähe zur Stadt, das Hasley, und zwar nicht nur zum Schützenfest und die Gierskopp mit dem Giersker Treff, der Tretstelle und allem rund um die Grotte - Da ist ehrenamtliche Arbeit erkennbar.fertig
Wenn ich drei Wünsche frei hätte: 1. Donald Trump verliert im Herbst die Wahl, 2. Ein gutes Wahlergebnis am 13. September; 3. Harmonie von Ökologie und Ökonomie.
Sein Anspruch sei, „Dinge anders anzugehen“. Im Diskurs „mehrerer Parteien und unterschiedlicher Meinungen“ habe sich die Stadt zum Positiven verändert. Rosenfeld: „Zu sagen, alles besser machen zu werden, wäre vermessen und arrogant.“
1994 kam Peter Rosenfeld erstmals in den Rat der Stadt Olsberg ein. Bei den beiden letzten Wahlen holte er seinen Wahlkreis direkt, 2014 sogar als einziger bei der SPD. Allerdings: Sein Ergebnis bei der Wahl zum Bürgermeister lag mit knapp 38 Prozent deutlich hinter dem seines dreimal angetretenen und dreimal geschlagenen SPD-Vorgängers Rudolf Przygoda.
„Das Feld von vornherein immer den Anderen überlassen, wäre unredlich.“
Davon lässt sich Peter Rosenfeld nicht entmutigen, denn „das Feld von vorneherein immer den Anderen zu überlassen, wäre unredlich“, sagt der 56-Jährige.
Zum SPD-Ratsmandat kam Peter Rosenfeld als Quereinsteiger. „Ich war nie bei den den Jusos und habe davor nie Plakate geklebt oder Flyer verteilt“, erzählt der Sparkassenfachwirt. Beim Kinderschützenfest 1993 auf der Gierskopp sei er von Dieter Höhle auf eine Kandidatur angesprochen worden - „Wie das so ist, wenn man sich kennt.“ Auf der Gierskopp kannte er sich aus, schließlich wohnte er damals dort, und obwohl er längst nicht mehr dort lebt, fühlt er sich der Gierskopp nach wie vor so eng verbunden, dass er in seinem Wahlkampf-Flyer von „unserem Stadtteil“ spricht.
Dialog mit Bürger intensivieren
Eine „große Aufgabe der kommunalen Politik“ sei, den Dialog mit dem Bürger“ zu suchen. „Die Sonntagmorgen-Stammtische sind ja tot“, trauert Rosenfeld den Zeiten nach, in denen man sich beim Bier die Meinung geigen konnte, aber auch erfuhr, was wen wo bewegte. Diesen direkten Austausch, meint Peter Rosenfeld, können die Sozialen Medien nicht ersetzen.
Vor diesem Hintergrund sei auch die Entscheidung des Bürgermeisters, die Zahl der Sitzungen zu reduzieren, kontraproduktiv. Rosenfeld: „Das führte zwar zu weniger Kosten, aber auch zu weniger Diskussionen.“ Früher habe die Stadtverwaltung die Sitzungsunterlagen ohne Beschlussempfehlung den Ausschussmitgliedern vorgelegt - „Die musste dann aus der Diskussion heraus gefunden werden.“ Man müsse dem Bürger wieder „das Gefühl geben, dass er ernst und wichtig genommen“ werde. Rosenfeld: „Ich brauche die Stimme der Bürger dafür, um eine etwas andere Art von Politik zu machen.“
Olsberg aktiv und bunt mitgestalten
Dazu gehört nach Ansicht von Peter Rosenfeld auch, als Bürgermeister „mehr raus“ zu gehen, andererseits müsse er „nicht jedes Fass anstechen“. Das sei bei der früheren kommunalen Doppelspitze mit dem hauptamtlichen Gemeinde- bzw. Stadtdirektor und dem ehrenamtlichen Bürgermeister sicher einfacher gewesen.
Die direkte Beteiligung der Menschen an politischen Entscheidungen sei für eine funktionierende Gesellschaft von existenzieller Bedeutung. Das sei in Zeiten von Verschwörungstheorien, Fake News und Hassbotschaften eine Herausforderung, der mit transparentem Handeln und einen fairen und offenen Umgang begegnet werden müsse. Rosenfeld: „Ich bin stolz auf unsere Demokratie und den Rechtsstaat, der Meinungsfreiheit aushält, was leider nicht überall auf der Welt selbstverständlich ist. Das ist Grundlage jeglicher politischen Arbeit und unser höchstes Gut.“ Deshalb sei es für ihn „eine Ehre, Olsberg weiterhin aktiv und bunt mitzugestalten“.
Dörfer gleich halten
Und zwar nicht nur in der Kernstadt, sondern auch auf den Dörfern. Wenn man zum Beispiel in Bruchhausen die OGS aus allen Nähten platzt und vergrößert werden soll, dann müsse man dort auch für weitere Baumöglichkeiten sorgen. Rosenfeld: „Wir müssen den Ortschaften Möglichkeiten geben, sich weiter zu entwickeln.“ Hoch anzuerkennen sei der ehrenamtliche Einsatz der Einwohner für ihre Dörfer wie bei den „Hacke-Gruppen“, die sich um vieles kümmern, was in der Kernstadt der Bauhof übernimmt. Rosenfeld: „Dafür junge Leute zu finden, ist schwierig. Wie überall.“
Aufgabe einer Stadt sei auch, den Menschen, die dort leben, Arbeit zu bieten. Das gelte auch für die Wirtschaft. Beide, sagt Rosenfeld, müssen jedoch über die Stadtgrenzen hinaus blicken: „Kirchturmdenken ist nicht mehr angesagt.“
Interkommunale Kooperationen
Im Bereich Wasser- und Energieversorgung und der Schule gibt es Kooperationen mit Nachbar. Die Firmen, sagt Peter Rosenfeld, haben „eine Pflicht zum Expandieren, um für die nächste Generation Arbeitsplätze zu erhalten“. Das sei bei topografischen Gegebenheiten wie der Tallage von Olsberg nicht einfach. Am Hohlen Morgen zwischen Bigge und Gevelinghausen entstehen zwar weitere Gewerbeflächen, das reicht aber nicht. Man müsse eine Diskussion mit den Nachbarkommunen anstoßen, ob sie nicht Firmen „übernehmen“ können, bei einer entsprechenden Steueraufteilung.
Wichtig sei, dass die Firmen „in der Region“ bleiben. Und mit ihnen eben auch gute Jobs, vor allem für die junge Generation. Rosenfeld: „Heute ist man mobil und nicht mehr so gebunden. Wer anderswo mehr Geld verdienen kann, ist weg.“
Was den 56-Jährigen derzeit genz besonders beschäftigt: „Corona hat gezeigt, wie schnell eine moderne Gesellschaft nah am Limit ankommt.“
WP-Heimat-Check
Beim großen Heimatcheck gaben die WP-Leser aus Olsberg ihrer Stadt die Gesamtnote 1,98 - das war nach Medebach und Hallenberg Platz 3 drei unter den sechs Altkreis-Kommunen. Beim Thema Nahverkehr belegte Olsberg den ersten Platz, bei Kommunalpolitik/Stadtverwaltung gemeinsam mit Winterberg vor Marsberg Platz fünf, beim Thema Parken hinter Hallenberg und Marsberg Platz drei und bei den Freizeitangeboten hinter Winterberg, Medebach und Brilon Rang vier.
Das sagt Peter Rosenfeld zu den Einwohner-Noten:
Nahverkehr: Die Strecken Medebach und Winterberg über Olsberg nach Brilon sind gut getaktet. Umsteigemöglichkeiten auf die Bahn gibt es in Bigge und Olsberg. Selbstverständlich könnten die Busse auch nach 19 Uhr regelmäßig fahren und die Gewerbegebiete besser erschließen.
Kommunalpolitik/Stadtverwaltung: Kaum ein Unterschied zum Gesamtergebnis. Selbstverständlich kann man einen Vorgang immer schneller bearbeiten, am besten schon gestern. Nicht jede Entscheidung der Verwaltung und des Rates findet auch bei jedem Bürger Verständnis, aber im Großen und Ganzen funktioniert das Zusammenleben.
Parkplatz: Das Ergebnis verstehe ich nicht und führe es auf die Umbauphase in den letzten vier Jahren zurück. Olsberg hat reichlich Parkplätze und keine Parkraumbewirtschaftung. Manchmal muss man eben ein paar Schritte gehen. Ich bin sicher, dass bei einer zukünftigen Befragung das Ergebnis wesentlich besser ausfällt.
Freizeitangebote: In der Gesamtstadt gibt es unzählige Vereine und Organisationen, die eine sehr gute Jugendarbeit realisieren und unzählige Angebote für die Freizeit anbieten. Manchmal muss man nur genau hinsehen. Vielleicht müssen wir uns darauf einstellen, dass Jugendliche ihre Freizeit ungebundener und ohne feste Zeiten, Termine oder Strukturen verbringen möchten. Hier ist das Angebot der Offenen Tür in Bigge bei Bedarf zu erweitern.