Referinghausen. In Referinghausen ist 2019 eine Schrottimmobilie gefallen. An ihrer Stelle entsteht ein Highlight, das den Ort für Familien attraktiver macht.

Es sieht noch etwas wüst aus auf der Baustelle, aber Referinghausen bekommt ein neues Highlight: Die Ruine an der Düdinghauser Straße 1 ist weg, auf dem knapp 2700 Quadratmeter großen, steilen Grundstück entsteht ein neuer Dorfmittelpunkt.

Am Fuß der Steigung, wo früher das Gebäude stand, entstehen eine Spielfläche, Parkplätze und eine Buswartestelle, „aber kein 08/15-Wartehäuschen“, wie Ortsvorsteher Reinhard Figgen betont. Stattdessen wird sich dort ein futuristisches Portal erheben, unten Beton, oben holzverschalt. Der Clou: Der Beton bekommt Textur durch alte Bretter, Türen und Fensterrahmen aus dem Ort, deren Abdrücke in dem Bauwerk zu sehen sein werden.

Auch interessant

Hinter dem flachen Teil des Grundstücks geht es steil hinauf. „Und aus diesem Nachteil machen wir einen Vorteil“, freut sich Figgen. Denn die Felskante wird über Serpentinen begehbar gemacht und an den sehr beliebten Milchweg mit seinen Erlebnisstationen angebunden. Die Steigung bekommt ein Waldsofa, kleine Spielelemente, Obstbäume und sogar einen Wasserfall – der allerdings eine Pumpe braucht. Denn Wasser, hat man im Ort festgestellt, ist ein enormer Magnet für die gewünschte Hauptzielgruppe: Familien mit Kindern.

Aussicht auf das Dorf

Wer bis ganz nach oben gegangen ist, soll dort ebenfalls ein schönes Ziel vorfinden. Dazu wird ein sogenannter begehbarer Holzstapel angelegt: eine viereckige Konstruktion, in deren Innerem sich ein Steg verbirgt. Auf ihm kann man den Stapel durchqueren und hat am vorderen Ende eine wunderbare Aussicht auf den Ort. So die Theorie, denn vorerst ist von dem Aussichtspunkt nur das Fundament zu sehen.

Auch interessant

Am kommenden Wochenende (29./30.8.) aber wird die Dorfjugend sich dort zum Arbeitseinsatz treffen, danach dürfte schon etwas mehr sichtbar sein. Überhaupt, das Dorf: „Alle Ideen für das Gelände sind im Ort entstanden“, sagt Figgen. Die Tatsache, dass zwei dem Dorf verbundene Architekten ehrenamtlich die professionelle Ausarbeitung übernommen haben, hat die Umsetzung ebenfalls erleichtert.

Aber auch der Stadt, vor allem dem Bürgermeister, möchte Reinhard Figgen danken. Der habe sich sehr dafür eingesetzt, dass aus den Plänen Realität werden konnte. Unter anderem beantragte die Stadt Fördermittel für das rund 250.000 Euro teure Projekt und übernimmt einen Eigenanteil. Erst vergangene Woche hatte der Stadtrat weitere Arbeiten vergeben.

Dorf soll profitieren

„Jetzt sind wir einmal durch die Ortsmitte durch“, freut sich der Ortsvorsteher. Er meint verschiedene Baumaßnahmen in den vergangenen Jahren, die das Dorf attraktiver machen sollen. Er sei überzeugt, dass sich dies für das von starkem Einwohnerverlust betroffene Referinghausen auszahlen werde.

In dem ehemals schmucken Haus war lange der Gasthof Herhuses beheimatet gewesen. Nach dessen Schließung kam das Gebäude in die Hände von Investoren und wurde „in anscheinend betrügerischer Absicht als Anlageobjekt an verschiedene Eigentümer veräußert“, wie es die Stadtverwaltung ausdrückt.

13 Eigentumswohnungen entstanden, doch das Gebäude verfiel immer weiter, wurde zu einem Schandfleck und stand zuletzt viele Jahre leer. Der Letzte, der dort seinen Hauptwohnsitz anmeldete, tat das im Jahr 2002. Das leere Haus wurde der Ortsgemeinschaft zu einem Dorn im Auge, immer wieder gab es auch Beschwerden über Ungezieferbefall.

Auch interessant

Als der Stadtrat 2017 den Entschluss fällte, für eine Umgestaltung des Grundstücks Fördermittel beantragen zu wollen, waren die Verhältnisse kompliziert: Elf Eigentümer teilten sich die Ruine, von denen aber nur zwei die laufenden Kosten dafür tragen konnten. Der Rest, so hieß es damals, sei pleite oder unauffindbar oder beides. Es war also nicht zu erwarten, dass die Eigentümer das Haus sanieren oder abreißen würden.

Auch interessant

So wurde der ehemalige Gasthof zu einem Projekt, das Stadt und Dorf zusammen angehen wollten. Nach langen und komplizierten Recherchen konnte die Stadt das Grundstück zu einem symbolischen Preis plus Nebenkosten erwerben und endlich die Pläne vorantreiben.