Winterberg. Einen besonderen Film und ein besonderen Gast wartet Montag, 17. August, im Filmtheater Winterberg auf die Besucher.

Ob „Lassie“ oder „Kommissar Rex“ – Hunde spielen in vielen Filmen und TV-Serien eine Rolle. Das Filmtheater Winterberg zeigt am Montagabend um 19.30 Uhr aber einen etwas anderen Hunde-Film. In seinem dokumentarischen Erstlingswerk „Cody – wie ein Hund die Welt verändert“ geht der Schweizer Komponist Martin Skalsky auf Spurensuche. Sie führt nach Rumänien, wo sein vierbeiniger Streuner, bevor er „adoptiert“ wurde, durch die Maschen des rumänischen Tötungsgesetzes geschlüpft ist.


Im Anschluss an den Film begrüßt das Filmtheater einen besonderen Gast. Es ist die frühere Biathletin Janin Hammerschmidt. Sie und ihre immer noch sportlich erfolgreiche Zwillingsschwester Maren engagieren sich seit Jahren für den Tierschutz und kennen die Situation der Straßenhunde in Rumänien aus mehreren Arbeitseinsätzen dort sehr gut.

Wie sind Sie und Ihre Schwester das erste Mal mit Tierschutz in Kontakt gekommen und warum beschäftigt Sie das Thema?

Wir beide haben schon immer einen besonderen Draht zu Tieren gehabt – vornehmlich zu Hunden und Katzen. Unsere Tante leitet inzwischen ein Heim in Münster. Dort sind wir oft gewesen. Das Heim unterhält Kontakt zu einem Partnereinrichtung in Rumänien. Wir wollten das gerne einmal sehen und sind inzwischen mehrfach dort gewesen. Mal gemeinsam, mal für sieben Tage, mal für drei Wochen. Die Situation dort hat uns sehr bewegt.

Erfolgreiche Athletinnen mit Herz für Tiere: Janin und Maren Hammerschmidt.
Erfolgreiche Athletinnen mit Herz für Tiere: Janin und Maren Hammerschmidt. © privat | Unbekannt


Böse Zungen könnten behaupten: ,Die Tierheime hier bei uns sind schließlich auch voll. Warum muss man sich da noch um Hunde in Rumänien kümmern?

Ja, auch wir haben hier viele Baustellen. Das stimmt. Aber die Situation ist überhaupt nicht vergleichbar. Wenn hier ein herrenloser Hund auf der Straße herumläuft, dann schauen mindestens drei Leute, ob er eine Marke hat und wem er gehören könnte. In Rumänien schert das niemanden. Das Verhältnis Mensch – Tier ist ein ganz anderes. Das liegt an der wirtschaftlichen Notlage und auch am Bildungsstand. Es wird noch ein, zwei Generationen brauchen, bis sich da etwas ändert.

Wie ist denn die Lage der Tiere dort in Rumänien?

Hunde leben nicht mit den Menschen gemeinsam in Häusern. Sie müssen einen Nutzen haben, werden als Hofhunde an langen Ketten gehalten, wo die Hündinnen sich nicht wehren können und so oft gedeckt werden, wie es nur geht. Die Welpen werden oft einfach „entsorgt“. Viele glauben auch, wenn der Hund kastriert wird, ist er nicht mehr scharf und böse genug. Also lässt man es; außerdem kostet das Geld. Und so vermehren sich die Tiere immer mehr. Um der umherstreunenden Hunde Herr zu werden, gibt es staatliche Hundefänger. Die kassieren 25 Euro pro Hund, das ist viel Geld. Dafür wird auch schon mal ein Tier aus dem Garten gestohlen. Das größte Tierheim in Rumänien hat über 5000 Hunde. Außerdem gibt es regelrechte Tötungsstationen für die Tiere.

Eine Szene aus dem Film „Cody - Wie ein Hund die Welt verändert
Eine Szene aus dem Film „Cody - Wie ein Hund die Welt verändert". DPA © Unbekannt | Unbekannt


Was haben Sie bislang in Rumänien getan. Wie haben Sie geholfen?

Wir haben den ganz normalen Arbeitsalltag mitgemacht. Füttern, säubern, pflegen, Gassi gehen. Die Hunde in unserem Partnertierheim leben in Gruppen zusammen. Wir setzen uns in die Zwinger zu den Angsthunden und versuchen erstmal Vertrauen aufzubauen oder wir helfen dabei, dass die Welpen Sozialverhalten lernen. Wir stellen auch Fallen auf, fangen die Tiere ein und lassen sie kastrieren. Unser Ziel ist es die 300 Hunde, die das Heim im Jahr aufnimmt, an ehrliche neue Zuhause weiter zu vermitteln. Wir kontrollieren diese festen Stellen vorher und auch nach der Übernahme. Die Tiere verlassen das Heim gechipt, kastriert, geimpft und gesund. Wir machen damit keinen Profit. Aber es gibt leider auch Dauer-Residenten, die wohl bis zu ihrem Lebensende in dem Heim bleiben werden.

Wie kommen denn immer wieder neue Tiere in das Heim?

Oft werden sie einfach nachts an einen nahe gelegenen Baum angebunden, einige liegen im Karton vor der Tür und ganz schlimm ist es, wenn die Tiere einfach über den Zaun in einen Zwinger geworfen werden. Das überleben sie in der Regel nicht.

Als tierliebender Mensch ist man schnell geneigt, allen Hunden helfen zu wollen. Das geht natürlich nicht. Wie halten Sie da Ihre Zuneigung im Griff?

Man muss sich schon im Vorfeld klar machen, dass man nicht jedes Tier retten und mit nach Hause nehmen kann. Vor unserem ersten Besuch hatten wir auch regelrecht Angst davor, dieses Elend der Menschen und der Tiere nicht ertragen zu können. Aber wir haben das gut bewältigt.

Sie setzen sich aber nicht nur für Hunde ein?

Ja, das stimmt. Meine Schwester hat außerdem bei zwei Kampagnen für die Tierschutzorganisation Peta mitgemacht. Bei der einen ging es um den Verzicht von Kleidung aus tierischen Fellen. Dazu gab es ein Foto-Shooting „Lieber nackt als mit Pelz“. Und in eine anderen Aktion ging es um Maultiere und Esel als vermeintliche Touristenattraktion in Griechenland.

Haben Sie selbst Tiere?

Irgendwann bekomme ich mal einen Hund. Meine persönlichen Lebensumstände lassen das aber zurzeit hier in München nicht zu. Ich habe aber einen Kater „Nano“, der bei meinen Eltern in Winterberg lebt und daher freue ich mich, meine Familie dort häufig besuchen zu können. Ich würde mir wünschen, dass Menschen, die sich ein Tier zulegen möchten, intensiv damit beschäftigen. Das sind Lebewesen mit Herz und Seele. Und ich würde mich freuen, wenn sie einem Straßenhund eine Chance geben würden.