Düdinghausen/Niedersfeld/Willingen. Die Leckerschmecker sind unterwegs, die Blaubeerzeit hat begonnen. Die Heiden im Hochsauerland erhalten sich allerdings nicht von alleine.
Zwischen Wacholder, Schlehe und Ginster, Kiefern, Zitterpappeln und Vogelbeeren wird es lila: Die Heide zwischen Willingen, Medebach und Winterberg hat ihre Blüte begonnen. Auf den baumlosen Gipfeln im sauerländisch-hessischen Grenzgebiet schauen sich viele Besucher das Naturschauspiel an und suchen nach den zwischen der Besenheide wachsenden Preisel- und Heidelbeeren.
Von Anfang August bis Mitte September dauert diese Zeit, sagt Naturparkführer Hans Görzen. Das sei früher als in der Vergangenheit, fügt Dieter Pollack hinzu, der Geschäftsführer des Zweckverbands Naturpark Diemelsee – eine Folge des sich wandelnden Klimas.
Über 63,5 Hektar an Heidefläche verfügt allein Willingen. Die Hochheiden sind keine von Natur aus vorkommenden Landschaften, erklärt Hans Görzen: Ihre Ursprünge liegen in der Eisenverhüttung, die viel Brennholz erforderte. Wenn dann Rinder, Schweine oder Ziegen auf den kahlen Stellen weideten, erholte sich die übliche Vegetation nicht – aber auf nährstoffarmen Böden gedeihende Pflanzen ersetzten sie.
Wichtige Rolle für Klein- und Kleinstlandwirtschaft
Für die Klein- und Kleinstlandwirtschaft erfüllten die Hochheiden jahrhundertelang ihren Zweck: Tiere konnten weiden, sie gaben Brennmaterial und Streu für den Stall her, für das trockene Pflanzen zerschlagen wurden. Heute, erläutert Pollack, sind die Heiden nicht nur touristisch wertvoll, sondern auch wegen des Naturschutzes: Schmetterlinge und andere Insekten finden eine Heimat, viele wärmeliebende Arten, die Heidelerche – es ist ein ganz eigener Lebensraum.
Was in der Heide erlaubt ist
Besucher müssen auf den Wegen bleiben.
Beim Beerensammeln sind Beerenkämme und ähnliche Geräte verboten, da sie Pflanzen beschädigen.
Gepflückt werden dürfen nur haushaltsübliche Mengen, etwa für Kuchen und Pfannkuchen.
Sorgen bereiten Dieter Pollack Konflikte zwischen Hirten, Hundehaltern und Beerenpflückern.
Der Naturpark wolle beide Seiten füreinander sensibilisieren, bevor sich Fronten verhärten.
Klar sei: „Ohne Schafe keine Heide.“
Die großen Flächen sind geschützt, die kleinen seien schwierig zu erhalten – aber darum gebe es das Projekt Bergheiden im Rothaargebirge. Die Naturparks Diemelsee und Sauerland-Rothaargebirge, unterstützt von der Uni Osnabrück und der Biologischen Station HSK, pflegen und erforschen dabei nicht nur die vorhandenen, sondern erschließen auch neue. Gefördert wird das bis Ende 2021 laufende Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Hessen und NRW.
Insgesamt 50 Hektar umwandeln
„Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, 50 Hektar umzuwandeln“, erklärt Pollack die Pläne beiderseits der Grenze. „Wenn wir die Heiden in dieser Größe erhalten oder vergrößern wollen, dann geht das nur, wenn die Landwirtschaft eine Grundlage hat“, hält er fest. Jeweils rund drei Hektar wurden am Eideler und an den Hängen des Pöns freigelegt – Relikte der Heide aus den 1950er und 60er Jahren würden sich dort wieder entwickeln.
Damit die Pflanzen der Hochheide gedeihen, muss der Boden nährstoffarm bleiben – sonst werden sie verdrängt, etwa von Gras. Aber Luft und Regen tragen Nährstoffe in den Boden, erläutert Hans Görzen.
Fünf Methoden zur Landschaftspflege
Mit fünf verschiedenen Methoden kann die Landschaft gepflegt werden:
1. Beweidung: Schafe fressen Gräser aus den Heideflächen heraus. Wacholder, Schlehe und Ginster rühren sie nicht an. Ziegen kümmern sich auch um Büsche und Bäume.
2. Entkusseln: Dabei werden mit Scheren, Sägen oder bloßen Händen Pionierpflanzen entfernt.Manche Schulen bringen so Kindern die Heide nah.
3. Plaggen und Schoppern: Pflanzen und Boden werden abgetragen, je nach Dicke des Humus heißt das Schoppern oder Plaggen.
4. Mähen: Wenn die Heide gemäht wird, dann sehr kurz.
5. Abbrennen: In Niedersfeld gab es im Rahmen des Bergheidenprojekts auch Versuche mit dieser Technik.
Auch interessant
Alle 25 Jahre muss die Besenheide (Calluna) erneuert werden, sonst wird sie trocken und brüchig, erklärt Dieter Pollack.