Hochsauerlandkreis. Nicht nur Corona: Es gibt dutzende Infektionskrankheiten. Jetzt liegt die Liste der meldepflichtigen Krankheiten vor, die 2020 im HSK grassieren.
Hypochonder sollten diesen Text definitiv nicht lesen. Sie sollten auch nicht auf den Internet-Link am Ende dieses Beitrags klicken. Und vorab: Nichts liegt uns ferner, als in Zeiten von Corona irgendwelche Panik zu schüren. Aber trotzdem ist die ganze Angelegenheit hochgradig spannend.
Auf der Seite des NRW-Landeszentrums für Gesundheit ist ganz genau aufgelistet, mit welchen meldepflichtigen Krankheiten sich die Bürger im ganzen Land in den vergangenen Wochen oder eben auch im Laufe des Jahres angesteckt haben. Und das läss sich auf einzelne Kreise herunterbrechen. Das heißt: Wie viele Fälle von Windpocken, Grippe oder Norovirus gibt oder gab es zum Beispiel im Hochsauerlandkreis? Den derzeitigen traurigen Platz 1 hält natürlich seit Wochen Corona mit aktuell insgesamt 775 Fällen im Laufe dieses Jahres.
Zahlen sind seriös und nachprüfbar
Das Landeszentrum hat die Daten immer für den Zeitraum von einer Woche aufbereitet. Aktuellster Zeitraum momentan ist der bis zum Ende der 31. Kalenderwoche. Außerdem gibt es die Zahlen aufs ganze Jahr betrachtet (vom 1. Januar bis zum Ende der 31. Kalenderwoche). Und es gibt zwei Kategorien: einmal über die Fälle, die an das Robert-Koch-Institut übermittelt wurden (sie sind meistens höher) und die Zahl von anerkannten „publizierbaren Fällen“, bei denen labordiagnostische Nachweise vorliegen. Wir haben uns der letzten Gruppe bedient. „Diese Zahlen sind seriös und nachprüfbar“, sagt die Sprecherin des Landeszentrums, Melanie Pothmann.
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Große Bandbreite
Demnach sind bislang für dieses Jahr im Hochsauerlandkreis insgesamt (Corona ausgenommen) 575 andere Infektionsfälle gemeldet worden. 538 waren es im Vorjahreszeitraum. Binnen der letzten vier Wochen waren es 43. Und die Bandbreit ist groß.
Aktuell ist an der Grippe-Front Windstille. Aber 290 Hochsauerländer hatten sich demnach im Laufe dieses Jahres nachweislich eine Influenza eingefangen( NRW-weit waren es 26.058). Im Vergleichszeitraum 2019 waren es lediglich 153. Auf den unrühmlichen zweiten Platz in der Infektions-Rangliste hat es im HSK die Campylobacteriose geschafft Was das ist? Campylobacter-Bakterien sind in Deutschland sehr oft für Magen- und Darmbeschwerden verantwortlich.
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Auch aktuell sind vier Personen davon betroffen. Aber keine Panik: Die Campylobacteriose wird in der Regel über kontaminierte Lebensmittel wie z. B. ungenügend erhitztes Fleisch (insbesondere Geflügel) übertragen. Zur Vorbeugung ist nicht nur jetzt in der schmuddelig-warmen Jahreszeit eine konsequente Küchenhygiene unerlässlich. In der Regel hilft auch die gute, alte Faustformel für Reisen in südliche Länder: „Peel it, boil it, cook it or forget it!“ (Schälen, Kochen, Braten oder verzichten).
Norovirus weit vorn
Auf Rang 3 hat sich das Norovirus Gastroenteritis eingenistet. Es ist ebenfalls einer der häufigsten Auslöser für Übelkeit und Erbrechen. Beim Noro-Virus ist die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch in erster Linie die Ursache für die hohe Zahl an Infektionen. Deshalb ist es zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffen oder in Zeltlagern sehr gefürchtet. Aber da ist die Gefahr ja momentan ehr gering. Die Viren können auch von kontaminierten Speisen (Salate, Krabben, Muscheln u. a.) oder Getränken (verunreinigtes Wasser) ausgehen.
Masern tauchen übrigens in der Statistik für den HSK zum Glück überhaupt nicht auf; landesweit gab es bislang 19 Fälle in diesem Jahr (2019 waren es 124). Auch bei den gefürchteten Röteln war im HSK Funkstille. Landesweit ist für 2020 bislang ein Fall aktenkundig. Außerdem gab es im Laufe des Jahres im Kreis eine EHEC-Erkrankung (landesweit waren es 130) und zwei Tuberulosefälle. Aktuell ist im HSK niemand daran erkrankt, in NRW sind es 10 Fälle. Der Ehec-Erreger hatte sich Anfang Mai bis Anfang Juli 2011 rasant in Deutschland ausgebreitet. Als Quelle der Epidemie identifizierten die Behörden damals Sprossen aus Bockshornkleesamen, die aus Ägypten importiert worden waren.
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Geringere Fallzahlen
Generell - sieht man von Corona ab - ist das Infektionsgeschehen im Land eher rückläufig. Lediglich die Zahl der Erkrankten mit Yersiniose (eine fieberhafte Darmentzündung) und Legionellose (schwere Form der Lungenentzündug durch Keime im Wasser) nimmt in NRW zu. Vier Fälle der Darmentzündung gab es kreisweit im Jahresverlauf; aktuell ist daran niemand erkrankt. Und Legionellen kamen das ganze Jahr über zum Glück noch nicht vor.
Dass die Fallzahlen im Jahresvergleich für 2020 (mit Ausnahme der Influenza) geringer als die Vorjahreszahlen ausfallen, könnte mit den Corona-Schutzauflagen zusammenhängen.