Brilon. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr begann im Briloner Gymnasium die Muster-Sanierung PCB-belasteter Räume. Frage: Sanierung oder Neubau?

Die Gerüste sind entfernt, die Baucontainer auch. Teile im Westtrakt des Gymnasiums Petrinum sind allerdings nach wie vor luftdicht versiegelt, damit kein PCB nach außen dringen kann. Fast ein Jahr haben die umfangreichen Untersuchungen der teils extrem mit dem hochgiftigen Weichmacher verseuchten Räume gedauert. Jetzt liegen Fakten und Zahlen auf dem Tisch. Für die Politik stellt sich nun die Frage: Sanierung oder Neubau?

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte eine Fachfirma mit der „Muster-Sanierung“ von PCB-belasteten Klassenräumen und Fluren im begonnen. Ziel der Aktion: Herauszufinden, mit welchem Aufwand sich die gesundheitsgefährdenden Altlasten unter die aktuell als unbedenklich geltenden Grenzwerte von 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft drücken lassen.

Seit kurzem liegt das Gutachten im Rathaus vor. Und nicht nur dieses. Auch das Planungsbüro, das die Kosten einer Sanierung dem Aufwand für einen kompletten Neubau gegenüberstellen soll, hat seine Hausaufgaben erledigt.

CDU beantragt zügiges Vorgehen

Die CDU-Fraktion hat am Mittwoch den Antrag gestellt, diese beiden Ergebnisse im nächsten Bau- und Planungsausschuss - das wäre bereits am kommenden Mittwoch - oder aber in der nächsten Ratssitzung vorzustellen. Fraktionssprecher Eberhard Fisch: „Nicht nur die beteiligten Lehrer, Schüler und Eltern, sondern auch die Öffentlichkeit hat ein berechtigtes Interesse, zeitnah über den aktuellen Sachstand der PCB-Sanierung sowie die weitere Vorgehensweise unterrichtet zu werden.“

55 neue Petriner zum Schuljahr 2020/21

Zum neuen Schuljahr hat das Gymnasium zwei Eingangsklassen mit 55 Schülern gebildet.

An der Schule gibt es 48 Vollzeitstellen, die auf 60 Lehrkräfte aufgeteilt sind.

Insgesamt besuchen rund 650 Schüler das Petrinum.

Ab 2015 hatte es zunehmend Beschwerden über schlechte Luft in der Schule gegeben.

PVB-Sanierungsbedarf gibt es auch in der angegliederten Heinrich-Lübke-Sekundarschule.

Seit über einem Jahr sind Teile im westlichen Trakt des Schulgebäudes stillgelegt. Dort waren PCB-Belastungen jenseits der sogenannten Eingriffsschwelle von 3000 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft gemessen worden. Ab diesem Wert sind binnen eines Jahres Sanierungsmaßnahmen einzuleiten.

Im Frühjahr, als die Mustersanierung sich ihrem Ende näherte, hatte der Gutachter, Prof. Bernd Sedat (Essen) die Sanierungskosten auf wenigstens zehn Millionen Euro taxiert. Auf rund 20 Seiten Text und etlichen Tabellen hat er die vorgenommen Maßnahmen beschrieben und dokumentiert.

Schulzentrum 1975 in Betrieb genommen

Weite Teile des 1975 gebauten Schulzentrums müssten „auf Rohbau-Niveau“ ausgeschlachtet werden. Beigeordneter Reinhold Huxoll: „Mit dem Austausch Alt gegen Neu ist es nicht getan.“ Bei einer derartigen Maßnahmen müsste das gesamte Gebäude energetisch und auch installationsmäßig auf heutigen Stand gebracht werden - „Im Ergebnis“, so Huxoll weiter, „hätten wir dann eine fast neue Schule.“

Angesichts der hohen Sanierungskosten war im Frühjahr von der Politik die Frage angestoßen worden, ob sich dann nicht ein kompletter Neubau lohnen würde. Zumal dabei dann auch jene fünf Millionen Euro eingerechnet werden können, die für den geplanten Neubau des MINT-Traktes im Raum stehen. Wenigstens 25 Millionen Euro, so Reinhold Huxoll im Frühjahr, müssten für ein komplett neues Schulgebäude wohl angesetzt werden.

Keine Auswirkungen auf Regelbetrieb

Für die weitere Begleitung der Sanierungsarbeiten im Schulzentrum hat der Rat eine Baukommission eingesetzt. Die CDU drängt auf eine zügige Entscheidung. Denn egal, ob die Sanierung oder der Neubau wirtschaftlicher sein sollte, unter „allen Umständen muss vermieden werden, dass sich die Sanierung oder der Neubau ebenso lange verzögern wie der Bau der MINT-Räume am Gymnasium und wichtige Zeit nutzlos verstreicht.“ Denn das, so Eberhard Fisch in den Antrag, „schadet nicht nur sämtlichen Beteiligten sondern auch dem Ansehen der Schule“.

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Die eingeschränkte Raumkapazität wirke sich nicht nachteilig auf den jetzt wieder angelaufenen Regelbetrieb der Schule aus, so Schulleiter Johannes Droste. Schwieriger sei, den Corona-bedingten erhöhten Aufsichtsaufwand zu stemmen. Droste: „Die Bilokalität haben wir leider noch nicht erfunden.“