Hochsauerlandkreis. Wer sich weigert, im Zug Maske zu tragen, soll künftig 150 Euro zahlen. Michael Gerhards, GDL-Gewerkschafter im HSK, findet das gar nicht gut.

Für die meisten ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln inzwischen eine Selbstverständlichkeit, doch nach wie vor gibt es Fahrgäste, die es mit dieser Corona-Regel nicht so genau nehmen oder sogar ganz bewusst dagegen verstoßen. In NRW sollen Menschen, die den ÖPNV ohne Masken benutzen, künftig härter - und ohne Vorwarnung - bestraft werden. Es drohen hohe Bußgelder Michael Gerhards ist Vorsitzendender der GDL-Ortsgruppe Bestwig und ist zuständig für den HSK. Er fragt sich, wie die Zugbegleiter, die auf den Strecken im Sauerland in der Regel allein unterwegs sind, das umsetzen sollen.

Wie die Maskenpflicht durchsetzen?

„Stellen Sie sich vor: Da sind drei junge Leute, die sich weigern, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Wie soll ich da denn als Zugbegleiter ganz allein die Maskenpflicht durchsetzen?“ fragt sich der Gewerkschafter. Theoretisch gebe es drei Möglichkeiten: „Ich kann die Fahrgäste höflich auffordern, eine Maske zu tragen, kann eine Strafe androhen oder die Bundespolizei rufen. Aber wie realistisch ist das in der Praxis?“ fragt sich Michael Gerhards. Denn er weiß auch: Wenn er die Bundespolizei ruft, verzögert sich die ganze Fahrt natürlich. Und eins sei auch ganz klar: „Der Eigenschutz geht vor“.

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Nur 75 Prozent tragen im Zug die Maske korrekt

Seine Erfahrung: 70 bis 75 Prozent der Fahrgäste tragen eine Maske. 20 Prozent tragen ihre Maske eher halbherzig, also irgendwo unterhalb der Nase. Michael Gerhards erzählt: „Rund fünf Prozent sind unverbesserlich und machen auch schon mal richtig Theater. Oder sie sind praktisch dauernd mit Essen und Trinken beschäftigt. Diese Leute brauchen dann auch schon mal von Bestwig bis nach Dortmund, um ein Brötchen zu essen und lassen deshalb ihre Maske ab.“ Gerade jüngere Leute würden mit den Vorschriften etwas lockerer umgehen und Anweisungen auch schon mal missachten.

Problem sei, dass die Zugbegleiter auf den Regional-Strecken hier vor Ort normalerweise allein unterwegs seien. „Wenn sich dann jemand weigert, eine Maske zu tragen, sind die Kollegen die Dummen und müssen gucken, wie sie klar kommen.“ Auf vielen Zügen sei überhaupt kein Zugbegleiter im Einsatz, der das Tragen von Schutzmasken kontrollieren könne: „Wenn nur der Lokführer alleine ist, kann das niemand überprüfen“, so Gerhards. Er verweist darauf, dass auf in Bahnhöfen und auf Bahnsteigen eine Masken-Pflicht besteht, die allerdings noch weit weniger eingehalten werde.

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Beschimpfungen gibt es immer wieder

Michael Gerhards berichtet, dass er davon gehört hat, dass im Zusammenhang mit den Corona-Vorgaben Kollegen auch hier auf unseren Streckenabschnitten beschimpft worden seien. Übergriffe habe es bislang aber seiner Kenntnis nach nicht gegeben. Doch in der Vergangenheit habe es auch hier bei uns schon brutale Angriffe auf Bahnmitarbeiter gegeben, berichtet der GDL-Vorsitzende. Man wisse nie, was auf einen zukomme: „In einem Abteil verhalten sich alle ganz vorschriftsmäßig, im nächsten gibt es dann plötzlich Probleme.“

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Natürlich sei das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auch für die Zugbegleiter selbst eine Belastung - vor allem jetzt bei der Hitze, berichtet der Gewerkschafts-Vorsitzende. Und nicht vergessen sollte man bei der ganzen Sache, dass natürlich auch die Kollegen in den Zügen sich mit Bick auf eine eigene Ansteckung Sorgen machen - das gelte natürlich besonders für ältere Kollegen oder Mitarbeiter, die kranke Angehörige haben, so Michael Gerhards.

Seit 27. April gilt die Maskenpflicht in NRW. Nun wird diskutiert, mit der nächsten Änderung der Corona-Schutzverordnung, die für den 12. August ansteht, den Betrag bei Verstößen auf 150 Euro zu erhöhen. Bisher werden Bußgelder in NRW nur erhoben, wenn Fahrgäste sich trotz Aufforderung weiter weigern, die Maske aufzusetzen. Diese Ermahnung soll künftig wegfallen.