Winterberg. Mitten in der Corona-Krise boomt der Tourismus in Winterberg extrem. Erwartet hat das kaum jemand. Doch der Tourismuschef hat auch eine Sorge.
„Wenn man mir vor sechs Wochen gesagt hätte, wie es jetzt in Winterberg aussieht – ich hätte es nicht geglaubt“, sagt Michael Beckmann, Tourismusdirektor von Winterberg. Wochenlang war unklar, ob und wie der Tourismussommer für die Region nach dem Corona-Lockdown stattfinden wird. Doch jetzt sieht die Situation in Winterberg positiv aus – nahezu unverändert. „Was den Juni angeht, sind wir auf Vorjahresniveau“, bestätigt Michael Beckmann.
Investitionen in die Sommersaison lohnen sich
Die Menschen schlendern durch die Straßen, sitzen in Cafés und bummeln mit Masken von einem Geschäft zum anderen. Viele radeln mit dem Fahrrad durch die Stadt, erkunden die Wälder und Wanderwege zu Fuß. Der Tourismus nach dem Lockdown ist wieder voll angelaufen.
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Und Michael Beckmann zeigt sich zufrieden. Die meisten hätten im März die Wintersaison schon abgeschrieben. Und während des Lockdowns auch unsicher auf die Sommersaison geschielt. Doch die Touristen kommen. „Unsere Investitionen in die Sommersaison, die wir schon vor Jahren getätigt haben, haben sich gelohnt.“
Durchgängige Saison fängt schlechten Winter auf
Der Tourismusdirektor spricht nicht mehr nur von Sommer- oder Wintersaison, sondern von einer durchgängigen Saison. Schon 2009 sei den Verantwortlichen klar gewesen: Der Klimawandel verschont auch die Wintersportregion nicht. Also habe man begonnen, die Saisonalität aufzufangen. Es sei schwer gewesen, in den Köpfen der Menschen zu verankern, dass man nun auch in die Sommersaison investiere. Dass die Sommersaison schlechte Winter auffangen solle. „Aber die Konzepte haben sich mittlerweile durchgesetzt“, sagt Michael Beckmann. „Wir haben viel in den Sommer investiert.“
Mehrere Millionen Euro investiert
Schon im letzten Jahr berichtete die Westfalenpost über wichtige Investitionen in Winterberg. Nicht nur Hoteliers investierten rund 8 Millionen Euro in ihre Häuser. Auch im Bereich der Freizeitattraktionen wurden rund 5 Millionen Euro in die Hand genommen.
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Auf dem Erlebnisberg Kappe gibt es nicht nur eine Flyline – eine 1000 Meter lange Seilrutsche – sondern seit Ende Juli letzten Jahres auch eine neue Jumpline im Bikepark. Das Skiliftkarussell ist um zwei Sommerattraktionen reicher. Mit dem Schanzenwirbel und dem Herrloh-Blitz gibt es zwei neue Sommerrodelbahnen. Man habe schlicht schnell erkannt, dass in der Sommersaison die größten Zuwachschancen liegen. „Die Stadt lebt vom Tourismus. Viele Gäste bedeuten auch hohen Umsatz im Handel und eine gute Auftragslage für die Handwerker. Mittlerweile hängt auch das nicht mehr von einer einzelnen Saison ab.“
Man investiere weiter in die Wintersportsaison. Würde man damit aufhören, würde das der Stadt schaden. Trotzdem: schneelose Winter und warme Temperaturen schrecken die Tourismusverantwortlichen nicht mehr ab. Man habe sich vorbereitet, Energie in alternative Saisons gesteckt. „Extra auf einen warmen Winter vorbereiten müssen wir uns nicht mehr.“
Kurzfristige Buchungsentscheidungen bei Urlaubern
Wie die Saison dieses Jahr – im Corona-Jahr – wird, kann Michael Beckmann allerdings kaum abschätzen. „Wir haben festgestellt, dass die Buchungsentscheidungen sehr kurzfristig fallen. Die Menschen beobachten die Lage und entscheiden knapp vor Urlaubsstart, was und wo sie buchen. Es ist also schwer abzuschätzen, wie die nächsten Wochen und Monate werden.“
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