Meerhof/Marsberg. Gefährlicher Unfall: ein Kran ist im Windpark Marsberg/Meerhof in Stromleitungen gefahren. Das sind die Hintergründe.
„Ich hab’s nicht gesehen, aber ich habe zwei große Knalls gehört, wie Bomben, die losgegangen sind“, sagt Michael Flocke. Er ist der Geschäftsführer von der Windpark Meerhof GmbH und ist in Hörweite gewesen, als ein Kran am Samstagmittag in eine Stromleitung fährt und einen Stromschlag von 100.000 Volt auslöst.
Der Kranfahrer blieb unverletzt, der Sachschaden ist noch nicht abschließend beziffert.
Der Windpark Meerhof gehört mit seinen rund 30 Windenergieanlagen zum Windgebiet Sintfeld, das bis vor wenigen Jahren Europas größten Binnenwindpark darstellte. Derzeit werden im Windpark Meerhof diverse Anlagen repowert. Das bedeutet, dass einige der Windräder abgebaut und durch neue, Leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden. Dazu benötigt man Großkräne, die nur mit Hilfe von kleineren Kränen auf- und abgebaut werden können. „Und einer von denen ist in die Stromleitung gefahren“, sagt Michael Flocke.
Kranfahrer verließ die Baustelle ohne Grund
Ihm ist es wichtig zu betonen, dass dies nicht bei Bauarbeiten und auch nicht auf der eigentlichen Baustelle geschehen ist. Der Unfall passierte auf einem Wirtschaftsweg, der derzeit, neben dem landwirtschaftlichen Verkehr, als Ein- und Ausfahrt für die Baufahrzeuge genutzt wird. Offensichtlich wollte der Kranfahrer die Baustelle verlassen, die Gründe dafür sind weiter unklar. Der verunfallte Teleskopkran gehört zu einem Kranunternehmen, das von den Windenergieanlagenherstellern, Nordex und Enercon, beauftragt wurde, die Neuanlagen für sie aufzustellen.
110.000 Volt wurden in den Boden geleitet
Offensichtlich ist der Kran mit ausgefahrenem Ausleger gegen 13.50 Uhr Samstagmittag in die Stromleitungen zwischen zwei Masten gefahren.
Netzbetreiber informiert
Die Feuerwehr, die nur wenig später am Unfallort eingetroffen ist, musste den Netzbetreiber verständigen, damit dieser den Strom abstellt, der nach dem unfreiwilligen Kappen der Leitung noch immer geflossen ist. Die Stromversorgung wurde durch Umleitungen sichergestellt. Eine abgeschaltete Leitung liegt aber noch immer beschädigt am Boden.
Durch den Kontakt kommt es zu einem Stromschlag. Die Überlandleitung mit 110.000 Volt leitet im Bruchteil von Sekunden die enorme Energie über den metallischen Kranausleger und das Kranfahrzeug in den Erdboden ab.
Der Fahrer hat sehr viel Glück gehabt, muss sich nun aber die Frage stellen lassen, wieso er die Baustelle mit dem Kran verlassen hat. „Das ist aber nicht unsere Aufgabe.“ sagt Michael Flocke. Durch den Stromschlag sind mindestens fünf Reifen des Krans mit lautem Knall geplatzt – das Geräusch, das Michael Flocke gehört hat.
Fachleute wechseln stundenlang die Reifen
Fachleute wechseln am Montagnachmittag die Reifen und prüfen die Fahrbereitschaft des Fahrzeugs.
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Gegen 18 Uhr sind die Arbeiten zwar noch nicht ganz abgeschlossen, die Techniker vor Ort sind allerdings zuversichtlich, dass der Kran eigenständig auf einen, in der Nähe gelegenen Schotterplatz, fahren kann, um dann von dort aus in den nächsten Tagen zur Werkstatt abtransportiert werden kann.
Eine Beeinträchtigung der beginnenden Getreideernte wird es dann nicht mehr geben.
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