Olsberg. Der Corona-Lockdown hat den Einzelhandel überall hart getroffen. Wir haben nachgefragt, wie es jetzt in Olsberg weitergeht.
Corona und der Lockdown haben den Einzelhandel zum Erliegen gebracht. Deshalb möchten wir wissen: Wie läuft es jetzt? Was bewegt die Geschäftsinhaber vor Ort? Wie blicken sie in die Zukunft? Für die Fachwelt Olsberg erzählen Bernadette Kimmlinger und Tina Mettner, wie die Situation aussieht.
Kaufen die Menschen inzwischen wieder mehr oder sind sie immer noch eher zurückhaltend?
Bernadette Kimmlinger: Die Kunden kaufen sehr bedarfsorientiert. Es gibt kaum sogenannte „Lustkäufe“. Das heißt, die Kunden bummeln weniger aus Freude am Shoppen, sondern gehen gezielt in einzelne Geschäfte, um ihre Einkäufe zu erledigen. Das Einkaufsverhalten ist leider immer noch sehr zurückhaltend und vorsichtig. Viele Feste und Veranstaltungen finden nicht statt; darunter leidet natürlich auch die Modebranche. Außerdem fehlen auch die Urlauber. Auch das Shoppen mit Maske stellt für viele Kunden ein Problem dar. Besonders wenn die Temperaturen steigen und der Aufenthalt im Geschäft länger ist. Die meisten stehen der Maskenpflicht aber dennoch positiv gegenüber und sind sehr froh, dass wir in Deutschland bisher vor größeren Corona-Ausbrüchen verschont geblieben sind. Es fällt auf, dass für viele das Tragen der Masken immer alltäglicher geworden ist.
Zur Person: Tina Mettner
Alter: 47 Jahre
Beruf: Mediengestalterin. Seit 2014 selbstständig (medienbuffet).
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Fachwelt Olsberg: seit 2014 Beiratsmitglied, seit 2018 im geschäftsführenden Vorstand
Einzelhandel und das Internet
Während der Corona-Zeit hat sich die Fachwelt Olsberg mit einem eigenen Internet-Auftritt präsentiert. Hat sich das bewährt? Soll das fortgesetzt werden?
Tina Mettner: Wir hatten uns relativ kurzfristig dazu entschieden, unsere momentan abgeschaltete Homepage für einen Service-Bereich während der Corona-Krise wieder zu aktivieren. Im Übrigen haben wir hier auch Nicht-Mitglieder mit aufgeführt, da es in solchen Zeiten darauf ankommt zusammenzuhalten. Die Service-Seite bleibt natürlich erst einmal weiter online, aktuelle Änderungen können uns gerne über redaktion@fachwelt-olsberg.de mitgeteilt werden. Eine frische und modern gestaltete Homepage der Fachwelt ist in Planung, wird aber wahrscheinlich erst 2021 verwirklicht.
Mehr und mehr Händler und auch andere Anbieter haben nach digitalen Verkaufsmöglichkeiten gesucht und sie auch gefunden. Gehen Sie davon aus, dass dadurch eine Entwicklung angestoßen wurde, die sich fortsetzen wird?
Bernadette Kimmlinger: Die stetige Zunahme der Online-Bestellungen ist schon seit Langem nicht mehr aufzuhalten, Corona verstärkte noch diesen Trend. Die Vorteile des inhabergeführten Einzelhandels liegen jedoch im Service, dem persönlichen Gespräch, der Individualität und der Freude am Einkaufserlebnis. Die Vernetzung der Geschäftswelt ist ein wichtiger Faktor, bei dem aber alle Geschäftsinhaber an einem Strang ziehen müssen. Dies geschieht ja schon vielfach in den Werbevereinen der einzelnen Orte. Allen muss klar sein, dass wir nur gemeinsam stark sind. Den Lieferservice der Gastronomen haben meine Familie und ich in der Lockdown-Zeit oft genutzt und es war eine tolle Sache. Der Lieferservice im Einzelhandel gehört für mich einfach zum „Rundum-Service“ eines Fachgeschäftes dazu.
Gutscheine
In Olsberg gibt es ja bereits ein Gutschein-System, das in allen Geschäften einsetzbar ist. Ist daran gedacht, hier künftig auch digitale Angebote zu schaffen?
Tina Mettner: Unsere Fachwelt-Gutscheine werden sehr gut angenommen und sind in fast allen Mitgliedsbetrieben bis auf ein paar wenige Ausnahmen einlösbar. Natürlich haben wir in der Vergangenheit auch schon mehrfach über eine gemeinsame Bonuskarte nachgedacht, was nicht nur dem stationären Einzelhandel zugutekommt, sondern gleichzeitig auch die Kunden für das Einkaufen vor Ort belohnt. An diese Systeme sind auch digitale Geschenkgutscheine gekoppelt, die den Kunden nicht nur rund um die Uhr online zum Selbstausdrucken zur Verfügung stehen, sondern auch während den Ladenzeiten am Point of Sale in den Geschäften. Hier waren wir bereits sehr weit , was die Planung und Einführung des Bonus- und Gutscheinsystems anbelangt, aber letztendlich haben sich unsere Mitglieder dagegen entschieden. Insofern werden wir erst einmal weiter auf die klassische Variante setzen und hoffen, dass sich in Zukunft noch mehr Olsberger und Bigger Geschäfte daran beteiligen.
Zur Person: Bernadette Kimmlinger
Alter: 54 Jahre
Familie: Zwei erwachsene Kinder
Beruf: Seit vier Jahren Inhaberin des Geschäfts Damenmoden Völlmecke in Olsberg
Fachwelt Olsberg: Seit 2018 im geschäftsführenden Vorstand
Stadtbild-Veränderungen
In Olsberg ist in den vergangenen Jahren der Ortskern umgestaltet worden. Wie wirkt sich das neue Stadtbild auf das Kundenverhalten aus? Wie bewerten die Einzelhändler die Maßnahmen und die Parkplatzsituation?
Bernadette Kimmlinger: Die Umgestaltung des Olsberger Ortskerns war für uns alle eine große Herausforderung und mit vielen Einbußen verbunden, natürlich in erster Linie in finanzieller Hinsicht. Danach kam dann noch der Corona-Lockdown dazu – insgesamt eine lange und harte Durststrecke für uns Ladenbesitzer. Jetzt, nach Fertigstellung kann ich sagen, dass ich die Umgestaltung als sehr gelungen empfinde und es als großen Gewinn für alle Bürger und Gäste von Olsberg bezeichnen kann. Auch die Parkplatz-Situation hat sich meiner Meinung nach entschärft. Ich höre auch immer wieder im Gespräch mit Kunden, wie schön sie Olsberg finden und sich hier sehr wohlfühlen. Dies sind Voraussetzungen, die es nun weiter auszubauen gilt. Ein schöner Ortskern braucht schöne Geschäfte mit einem breitgefächerten Angebot. Um das zu fördern müssen Ladeninhaber und Stadt weiterhin eng zusammenarbeiten. Außerdem sind wir darauf angewiesen, dass die Bürger den ortsansässigen Einzelhandel tatkräftig unterstützen. Von einem lebendigen, attraktiven Ort profitieren wir alle.
Feste und Veranstaltungen
Feste, Veranstaltungen, verkaufsoffene Sonntage – in diesem Jahr fällt ja so ziemlich alles flach. Gibt es in Olsberg trotzdem noch Planungen für einzelne Aktivitäten?
Tina Mettner: Zurzeit halten wir noch an dem geplanten verkaufsoffenen Sonntag im Herbst fest, hier muss man die Empfehlungen und Vorschriften immer im Blick behalten und dann kurzfristig entscheiden, ob ein Sonntag stattfinden kann. Mit dem Weihnachtsmarkt verhält es sich ebenso. Wir waren ganz begeistert, wie gut der Weihnachtsmarkt in Olsberg angenommen wurde und waren uns ganz schnell innerhalb des Vorstandes einig, diesen zu wiederholen. Für den Weihnachtsmarkt 2020 haben sich so ziemlich alle Aussteller aus dem vergangenen Jahr bereit erklärt, auch 2020 eine Hütte zu besetzten, diese sind auch schon beim Verleiher reserviert. Jetzt bleibt auch der Fachwelt nur übrig, die Entwicklung zu beobachten und dann über ein Stattfinden zu entscheiden. Hier spielen natürlich die Hygienekonzepte eine große Rolle, zu viele Auflagen werden es uns erschweren, einen Weihnachtsmarkt durchzuführen.
Aktuelle Lage
Wie sieht die aktuelle Geschäftswelt in Olsberg aus? Gibt es Leerstände? Wie ist der Einzelhandelsmix?
Tina Mettner: Olsberg ist meiner Meinung nach im Einzelhandel sehr gut aufgestellt und bietet sowohl den Einwohnern als auch den Gästen und Touristen ein breites und abwechslungsreiches Einkaufserlebnis. Stolz sind wir auch auf die vielen inhabergeführten Geschäfte und liebevoll eingerichtete Boutiquen, die den Kunden zahlreiche individuelle und ausgesuchte Stücke neben den führenden Marken bieten, die in Olsberg ebenfalls erhältlich sind, sodass eigentlich jeder vor Ort fündig wird. Darüber hinaus hält sich auch der Leerstand in Olsberg in Grenzen und oftmals gelingt es sehr schnell, ein geschlossenes Ladenlokal wieder mit Leben zu füllen. Miss Marple und Wippenhohn stellen hier jüngst zwei sehr gute Beispiele dar – hier wurde der Leerstand durch eine Geschäftsübernahme vermieden und die Geschäfte waren bzw. sind nur während den Renovierungsarbeiten kurzfristig geschlossen.
Auch interessant