Medebach. Das Gelobte Fest auf Großbildleinwand: Wegen der Hygieneauflagen konnte nur eine begrenzte Zahl von Gläubigen an Prozession und Messe teilnehmen.

Die Medebacher haben trotz der Corona-Krise ein würdiges Gelobtes Fest gefeiert. In der Pfarrkirche St. Peter und Paul konnte Pfarrer Dr. Achim Funder neben 100 Gläubigen auch Bürgermeister Thomas Grosche, die Ratsmitglieder und die kirchlichen Vertreter aus Medebach und Hillershausen begrüßen. Auch die örtlichen Vereine waren mit Fahnen-Abordnungen gekommen, um unter den begrenzten Platzmöglichkeiten am Gottesdienst teilzunehmen

Im Herzen der Stadt, auf dem Marktplatz verfolgten weitere 500 Gläubige unter Berücksichtigung der gebotenen Schutzmaßnahmen auf einer Großbildleinwand den Gottesdienst. Über den beliebten Kirchen-Livestream war so ein Miterleben des gelebten Brauchtums in Medebach möglich.

Einwohner putzen ihre Stadt heraus

Die Hansestadt bot auch in diesem besonderen Jahr wie schon jahrhundertelang das gleiche Bild. Ihre Bürger hatten sie liebevoll mit frischem Grün, farbenfrohen Blüten, festlichen weiß-gelben Fahnen geschmückt und so den Straßen ein würdiges Aussehen für die Prozession gegeben. Schließlich galt es den höchsten Medebacher Festtag zu feiern und damit das vor 384 Jahren gegebene Gelübde zu erneuern.

Prozession in kleinem Rahmen

Nach dem Festgottesdienst fand die traditionelle Prozession im verkleinerten Umfang statt.

Sie führte auf dem überlieferten Weg vom Kirchplatz über die Markt-, Öster-, Kapellen- und Kirchstraße. bis es für den Schlusssegen zurück zur St. Peter und Paul-Pfarrkirche ging.

In der katholischen Kirche ist ein Gelübde ein Gott gegebenes Versprechen, eine besonders wertvolle religiös sittliche Tat zu vollbringen. Und so gelobten die Medebacher in Zeiten größter Not durch Krieg, Hunger und Seuchen am Samstag vor dem Hochfest des Hl. Johannes des Täufers in aller Festlichkeit ein Hochamt mit anschließender Prozession zu halten und diesen Tag als einen Tag ohne alltägliche Betriebsamkeit und weltliche lärmende Feierlichkeit zu begehen.

Lebendiger Bund zwischen Gott und den Menschen

Bis heute zeigt die Feier, dass dieser Bund zwischen Gott und den Menschen weiterhin lebendig und aktuell ist und sowohl für die kirchliche als auch die weltliche Gemeinde großer Bedeutung hat. Gerade in diesem Jahr, wo wieder eine Pandemie den Lauf der Welt mitbestimmt, zeigt das Anknüpfen an die Tradition des Gelobten Festes, dass diese Feier Bestand hat und in der Gemeinschaft gefeiert, bewegt und kräftigt.

Gelobtes Fest in Medebach: Corona-bedingt konnten die traditionelle Prozession und der Gottesdienst in der Pfarrkirche nur in kleinem Rahmen stattfinden.
Gelobtes Fest in Medebach: Corona-bedingt konnten die traditionelle Prozession und der Gottesdienst in der Pfarrkirche nur in kleinem Rahmen stattfinden. © Kerstin Neumann-Schnurbus

Pfarrer Dr. Achim Funder zelebrierte mit Dechant Bernd Conze, Vikar Raphael Steden, Pastor Norbert Abeler und Vikar Jijo Pidiyath gemeinsam die Festmesse. In seiner Predigt erklärte Vikar Steden, dass die Krise, die die Menschen gerade durchleben sie berühre und erinnerte daran, dass Gott die Macht hat, das Leben aller Menschen zu verändern. Weiter lobte er die enge Verbundenheit zwischen den Vereinen und der Kirche im Sauerland.

Stellvertretend für die Gemeinde übernahmen Dekanatskirchenmusiker Werner Komischke, Küster Olaf Esten und die Solisten des Chores Incantabimus Maik Schmiedeler, Rebecca Imöhl und Dr. Sophia-Antonia Bir den Gesang und untermalten so mit ihren beeindruckenden Stimmen musikalisch die Messe.

Ein besonders bewegender Moment war es wieder einmal als Bürgermeister Thomas Grosche das Gelübde verlas. Sein Amtsvorgänger im Jahr 1636, Hermann Schmidt, hatte einst mit seinen Ratsmitgliedern und Pastor Hermann Volmershausen das Gelübde verfasst. Des Weiteren erstellte Hermann Schmidt im 30-jährigen Krieg einen akribischen „Kriegsbericht“.

Stadt im 30-jährigen Krieg mehrfach zerstört

Wenn man diese Überlieferung über die Katastrophe des Völkermordens liest, versteht man seine Gelübde-Bitte. „Vor Pest, Hunger und Krieg bewahre uns, oh Herr“. Denn Medebach, an der waldeckischen Grenze gelegen, erlebte im 30-jährigen Krieg wie keine andere Stadt der hiesigen Region ein Inferno ohnegleichen. Die Stadt wurde mehrfach überfallen und zerstört und die Bürger mussten über ein halbes Jahr in den Wäldern hausen. Im Jahr 1636 brach dann noch, die damals am meisten gefürchtete Pandemie, die Pest aus. Unbeschreiblich groß waren die Not und das Elend dieser Menschen, die für die inhumane Handlungsweise der damals herrschenden Klasse keinerlei Verantwortung trugen.

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Im Anschluss an das Hochamt und die Prozession mit Segnung waren sich die Gläubigen einig, dass auch das Gelobte Fest im Corona-Jahr 2020 einen festlichen und würdigen Rahmen hatte.