Brilon. Die Hansetage in Brilon fielen wegen Corona aus und fanden zum Teil virtuell statt. Einen Riesenerfolg gab es aber auch außerhalb des Internets.

Dass die Hansetage wegen der Lage in der Corona-Krise ausgefallenen sind, das tat jedem der Beteiligten weh. Das war an jedem der vier virtuellen Hansetage zu spüren. Alle Beteiligten und auch die Besucher vermissten ein buntes internationales Hansefest mit Austausch und Begegnungen mit vielen Hansefreunden und Menschen aus 200 europäischen Hansestädten. Trotzdem gab es Grund zur Freude.

Auch interessant

Im Ticker berichtet die Westfalenpost im Altkreis Brilon täglich über Neuigkeiten zum Coronavirus im östlichen HSK.
Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Ein Riesenerfolg wurde am Sonntag die Hanse-Idee „Handel treiben“...im Pandemiejahr aus dem Auto heraus. „Es lief so gut, damit haben wir nie gerechnet“, freute sich Initiator Michael Kahrig (Stadt Brilon). Schon bevor der „Drive in - Hansetag to go“ vor dem Rathaus begann, reichte die Autoschlange bis weit hinter den Kreisverkehr und es gab 20 Minuten Wartezeit.

400 Autos kommen für Hanse-Andenken

„Es sind sicher 400 Autos gekommen. Wir hatten 300 Hanse-Wundertüten vorverpackt und mussten ständig nachpacken. Die Leute wollten Hanse-Andenken. Aber das Besondere war der Zuspruch, der von Herzen kam: Wir sind bei Euch. Danke, dass Ihr das gemacht habt.“ Nach drei Stunden waren die drei Hanse-Stände so gut wie leer.

Auch beim Drive in wurden die Abstandsregeln eingehalten.
Auch beim Drive in wurden die Abstandsregeln eingehalten. © Monika Wiegelmann

„Was als Trostpflaster geplant war, hat sich zu einer echten Alternative und schönen Aktion entwickelt“, sagte auch Hanseleiterin Ute Hachmann: „Wir haben uns am 17. März zusammen aus dem Sumpf gezogen. Danke auch allen Brilonern, die sich eingebracht haben.“

Gemeinsames Singen

Mit der Europa-Hymne enden die virtuellen Hansetage“, erklärte Bürgermeister Dr. Bartsch vor vielen Besuchern auf dem Marktplatz. „Es war ein schwerer Kompromiss für uns alle. Wir haben gemeinsam gelitten, aber wir haben uns schnell berappelt und sind nicht in ein schwarzes Loch gefallen. Die Idee mit den virtuellen Hansetagen war gut und vielleicht gehen wir damit in die Geschichte ein. Aber es bleibt ein Trostpflaster und wir freuen uns, wenn wir wieder mit anderen Hansestädten zusammenkommen können.“

Thomas Mester und Frauke Brauer stimmen das Lied
Thomas Mester und Frauke Brauer stimmen das Lied "Freude schöner Götterfunken" an. © Monika Wiegelmann

Die Traurigkeit überwiege, „aber das war heute etwas Schönes und Ihr habt das Beste daraus gemacht“, zeigte sich auch Kulturleiter Thomas Mester bewegt. Nachdem die letzte Fanfare vor dem Rathaus verklungen war, stimmte er mit Frauke Brauer (Chor Just for Joy) „Freude schöner Götterfunken“ an...und die vielen Besucher auf dem Marktplatz und auf der Museumstreppe sangen mit.

Zeitkapsel in Brilon vergraben

Die „Zeitkapsel“ der YouthHansa soll auch in 20 Jahren noch an die ausgefallenen 40. Internationalen Hansetage in Brilon erinnern. Das Geheimnis, was sich darin befindet, wurde bei den 1. Virtuellen Hansetagen der Stadt gelüftet. Damit man auch Jahrzehnte später noch erfährt, warum die YouthHansa diese Metall-Zeitkapsel eingegraben hat, wurde sie mit verschiedenen Dingen gefüllt: Jedes Mitglied der Jugendorganisation, Bürgermeister Dr. Bartsch, Hanseleiterin Ute Hachmann, Elena Albracht (Betreuerin YouthHansa-Team Stadt Brilon) sowie Hubertus Schulte (ehrenamtlicher Betreuer Lions Club) legten einen persönlichen Brief hinein.

Virtuelle Bilanz

64 Storys, 9 Live-Stream-Übertragungen, 28 Filmproduktionen, eine virtuelle Fotogalerie und eine Video-Delegiertensitzung.

Posts und Storys bei Facebook und Instagram gehörten dazu wie Filmclips und Livestream-Angebote auf dem Hanse-Youtube-Kanal mit etwa 20.000 Aufrufen.

Mit einer Reichweite von knapp 6.000 Zuschauern ist die „Live-Kochshow“ der beiden Briloner Köche Pio und Thommy Spitzenreiter, gefolgt von Posts zur Eröffnungszeremonie und der Rede von Bürgermeister Dr. Bartsch zum Abschluss der Hansetage.

Die Reichweite umfasste 15 europäische Mitgliedsländer der Hanse. Darüber hinaus gab es Interessierte aus den USA, Kroatien und Georgien. Hilde Grotnes Arnesen aus Bergen, Norwegen: „Wir freuen uns über das schöne Resultat der virtuellen Hansetage! So können wir doch teilnehmen, wenn auch nur am Bildschirm.“

Dazu kam das umfangreiche Programm der YouthHansa für die Hansetage und Merchandise-Artikel wie ein Hanseschal, die Zeitschrift Heimatliebe und Coronamasken. Die verschlossene Kapsel wurde dann im Beisein des Bürgermeisters, Ute Hachmann, Elena Albracht, Hubertus Schulte sowie Claudia Artz (Rotary-Club) am Lagerplatz an der Schnade vergraben. „Im Herbst werden an der Stelle noch vier Bäume, die vom Rotary-Club gespendet werden, eingegraben“, erklärte Hubertus Schulte.

Hanse-Run als virtuelle Reise

Mit der ungewöhnlichen Idee mit einem Hanse-Run bei einer virtuellen Reise in Tagesetappen die Gastgeber-Städte der nächsten Hansetage von 2021 bis 2025 kennenzulernen, mobilisierte Sportlehrerin Katharina Ramme (Mit-Initiatorin) die ganze Schulgemeinschaft der Sekundarschule in Brilon.

Auch interessant

„Der Gedanke dabei war, dass sich jeder individuell einbringt, um gemeinsam etwas zu erreichen. Alle wurden immer wieder motiviert und aktiviert, auch Meter und Kilometer zu machen oder eine zweite Runde zu laufen. Viele Schülerinnen und Schülern machen mit und man merkt, dass sie Spaß daran haben, wenn sie stolz melden, was sie heute geschafft haben“, erklärte sie.

6.500 Kilometer Reise

Schülerinnen und Schüler, Eltern und das ganze Kollegium machten sich am 3. Juni 2020 auf den Weg. Mit Smartphone-Apps und Fahrradtachos wurden die täglich zurückgelegten Schritte, Fahrrad- und Inlinerkilometer gezählt und abends zu einer virtuellen Strecke zusammengefügt. Es ging von Brilon nach Riga, von da nach Neuss, weiter nach Torun und Danzig bis Visby und nach Brilon zurück...insgesamt etwa 6.500 Kilometer.