Hochsauerlandkreis. Dr. Peter Kleeschulte ist Leiter der HSK-Gesundheitsamts. Er schildert seine Sicht auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Pandemie im HSK.

Zur Wochenmitte befanden sich HSK-weit inklusive der bestätigten Erkrankungen 153 Menschen in einer Corona-Quarantäne. Das sagte der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Peter Kleeschulte, auf Anfrage der WP. Kleeschulte ist auch Mitglied des Krisenstabs im Hochsauerlandkreis.

Insgesamt seien seit dem Corona-Ausbruch im HSK bisher kreisweit 2672 Kontaktpersonen in Quarantäne genommen worden. Bei 223 habe sich die Erkrankung tatsächlich bestätigt. Zu 90 Prozent, sagt der Fachmann, hätten Urlauber aus dem Sauerland, die trotz der bereits bekannten Corona-Risiken zum Skifahren in die Alpen gefahren seien, das Virus hierhin gebracht: „Ohne diese Urlauber hätten wir hier minimale Zahlen gehabt.“

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Das sagt Kleeschulte zu den Todesfällen

Dr. Kleeschulte wünscht sich, dass die Öffentlichkeit „einen mäßigenden Blick“ für die rund um das Coronavirus verbreiteten Zahlen bekomme. Die müsse man „epidemiologisch betrachten“. Sich aus drei Parametern-Todesfälle, Infektionen und Genesungen ein Bild machen zu wollen, sei „Schwachsinn“. Von keinem der bisher im Hochsauerland in Verbindung mit dem Corona-Virus aufgetretenen 17 Todesfällen können man sagen, dass einer von ihnen an Corona verstorben sei. Alles seien zwar positiv getestet worden, aber alle hätten „schwere und schwerste und zum Teil akut verschlechterte Vorerkrankungen“ gehabt. Ein Verstorbener war unter 70 Jahren, vier jenseits der 90. Das Durchschnittsalter lag bei 83 Jahren.

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Die bisher bekannten Erkrankungen verteilen sich im HSK wie folgt: 23 Prozent bei den 15- bis 34-Jährigen, 40 Prozent bei den 35- bis 59-Jährigen, 21 Prozent bei den 60 bis 79-Jährigen und 12 Prozent bei den noch älteren.

Verfechter der Heinsberg-Studie

Für den HSK-Gesundheitsamtsleiter hat die Heinsberg-Studie des Virologen Hendrik Streeck Aussagekraft. Streeck hatte in der Gemeinde Gangelt, in der zu Karneval das Virus massivst ausbracht ausgebrochen war, die 919 Angehörige aus 405 Haushalten systematisch testen lassen. Ergebnis: Bei 22 Prozent der Befragten war die Infektion ohne Symptome verlaufen. Die Sterblichkeitsrate lag bei 0,37 Prozent. Und das, so Dr. Kleeschulte, „kommt der Mortalitätsrate der normalen Influenza, die bei 0,25 Prozent liegt, ziemlich nahe.“ Es gibt allerdings auch Virologen und andere Wissenschaftler, die andere Dunkelziffern vermuten.

Für Dr. Kleeschulte stehen neben den gesundheitlichen Aspekten auch die Folgen des Lockdowns im Fokus. Dabei handelte es sich um eine „massive Einschränkung unserer Grundrechte“.

Schritt in die richtige Richtung

Die „wochenlangen Kollateral-Folgen“ betreffen den familiären, sozialen und wirtschaftlichen Bereich. In einer Demokratie müssen derartige Maßnahmen „täglich, ja stündlich hinterfragt werden: Ist das noch verhältnismäßig?“ Die jetzt erfolgten Lockerungen seien ein Schritt in die richtige Richtung. „Wir müssen sehen, wohin die Reise geht.“

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Im HSK müssten innerhalb einer Woche 136 Neuinfektionen auftreten, um die Einschränkungen regional wieder hochzufahren. Wie berichtet ist das bei 50 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner vorgesehen. Auf Kreisebene, so Dr. Kleeschulte, seien es selbst in der Hochzeit der Infektionswelle keine 40 pro Woche gegeben. Lokale Ausbrüche wie in den beiden Pflegeheimen in Meschede und Winterberg-Neuastenberg könnten bei den Lockdown-Maßnahmen unberücksichtigt bleiben.

Das sind die aktuellen Zahlen für den HSK

Aktuell sind im HSK 519 Menschen nach einer nachgewiesenen Infektion mit dem Coronavirus wieder genesen. 56 Personen sind derzeit mit dem Coronavirus infiziert. Es gibt im HSK 17 Sterbefälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion. Von den Erkrankten werden fünf Personen stationär behandelt. Ein Patient liegt derzeit auf einer Intensivstation. Die Zahl aller bestätigten Erkrankten beträgt 592. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt bei 3,08. Die 7-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Neuinfektionen innerhalb der letzten sieben Tage auf jeweils 100.000 Einwohner gemeldet wurden. Die Inzidenz darf den Wert 50 nicht überschreiten darf, sonst droht eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen auf kommunaler Ebene.