Helminghausen/Diemelsee. Auf der Mauer der Diemeltalsperre war Feingefühl gefragt. Darum sind die Sanierungsarbeiten am zweiten Grundablass so kompliziert.

Fingerspitzengefühl war in diesen Tagen auf der Mauer der Diemeltalsperre gefragt: Ein Kranführer bugsierte einen 8,6 Tonnen schweren Schieber in einen 30 Meter tiefen Schacht im Bauwerk. Der Einbau des Schiebers ist Teil der Sanierungsarbeiten am zweiten Grundablass der 1924 in Betrieb genommenen Talsperre.

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Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Am Fuße der Sperrmauer verlaufen zwei Durchlässe: Der linke, bis zu 1,50 Meter hohe Ablass versorgt die Turbinen des Kraftwerks mit Wasser. Der rechte, 1,35 Meter hohe und etwa 50 Meter lange Ablass dient zur Regulierung des Wasserstandes im Stausee. „Wir müssen kontinuierlich Wasser aus dem Diemelsee ablassen“, erläutert Jörg Böhner, der bei der Wasserstraßenverwaltung des Bundes den „Außenbereich Edertal“ leitet – der Hemfurther Dienstsitz ist zuständig für die beiden Talsperren an der Diemel und der Eder.

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Stets genügend Wasser hinter der Sperrmauer nötig

Auch die Flussabschnitte hinter der Sperrmauer müssen stets genügend Wasser führen, damit Flora und Fauna keinen Schaden nehmen. Und schließlich brauchen auch Papierfabriken wie die in Diemelstadt Wasser. Deshalb gibt der Stausee ständig welches ab. Dazu dienen die Grundablässe.

Diemelsee soll an Attraktivität zunehmen

Der Diemelsee soll auch als Naherholungsgebiet attraktiver werden. Der Naturpark hat einiges vor und investiert eine ordentliche Stange Geld.

Der Naturpark will im nächsten Jahr das Strandbad bei Helminghausen neu bauen.

Das alte Strandbad aus den 1970er Jahren ist abgängig, nicht barrierefrei erreichbar und hat zu niedrige Decken.

Bei Hochwasser wie im Winter und Frühjahr sorgen sie zudem dafür, dass die sechs „Überfälle“ genannten Öffnungen zwei Meter unterhalb der Mauerkrone entlastet werden. Der zweite Grundablass werde komplett erneuert, berichtet Böhner. Die Arbeiten begannen bereits 2015 und sollten eigentlich schon bis Anfang 2016 fertig sein, „aber es gab Verzögerungen“.

Wenig Platz zum Rangieren

Eine Spezialfirma aus dem sächsischen Coswig hat inzwischen neue Rohe in den Ablass eingezogen. Als nächstes wurde der Schieber eingebaut. Ein Transporter brachte das schwere Teil auf die Sperrmauer. Ein Kran der Paderborner Firma Hofmann bugsierte es auf die Mauer und dann vorsichtig hinab in den Schacht. Weil es dort nur wenig Platz zum Rangieren gibt, waren auch zwei Kletterer der Radebeuler Firma Baualpin vor Ort. Einer ließ sich mit dem Schieber in den Schacht abseilen, sein Kollege sicherte ihn von oben ab.

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Per Funk gab der Kletterer dem Kranführer Hinweise, damit sich das gut sechs Meter hohe, sperrige Teil nicht verkantete. Doch der Kranführer hatte die Ruhe weg, souverän „versenkte“ er das schwere gusseiserne Bauteil in der Tiefe.

Antriebstechnik fehlt noch

Nachdem die Coswiger Fachleute den neuen Schieber angeschlossen haben, muss noch die Antriebstechnik eingebaut werden.

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Böhner schätzt, dass die Arbeiten in etwa einem Viertel Jahr endgültig abgeschlossen sind. Danach können beide Grundablässe ihre volle Funktion wieder wahrnehmen. Wegen der Arbeiten war die Straße über die Mauer vorübergehend voll gesperrt.