Medebach. Für mehr als 34 Millionen Euro wurde der Center Parcs in Medebach modernisiert. Jetzt brennt das Unternehmen darauf, wieder durchzustarten.
„Der Park ist für über 34 Millionen Euro frisch renoviert und auf dem neuesten Stand, das Wetter ist bestens – aber kein einziger Gast da.“ Boris Ege lässt seinen Blick über die vielen Bungalows streifen, die sich wie eine kleine Stadt um den zentralen Hotel- und Freizeit-Komplex gruppieren. Seit 2013 ist er Direktor des Center Parcs Park Hochsauerland, wie die offizielle Bezeichnung des Ferienparks lautet, der seit 26 Jahren touristisches Aushängeschild im Raum Medebach ist.
Zwei Jahre Sanierungsarbeiten
Gute zwei Jahre haben die Sanierungsarbeiten gedauert, der komplette Ferienpark mit seinen 561 Ferienhäusern, dem 120 Zimmer-Hotel, Marketdome, Schwimmparadies „Aqua Mundo“, Spa-Bereich mit verschiedenen Sauna- und Wellnessangeboten sowie die Freizeitanlagen wurden dabei umfassend modernisiert. In der ehemaligen Tennishalle befindet sich nun ein Indoor-Spielplatz mit Minigolf, Trampolin und Kartbahnen in der Optik eines Sauerländer Sägewerks. Aus den Kegelbahnen ist eine Bowlinganlage geworden. Weiter gibt es ein Soccerfeld sowie „Archery Tag“ – eine Art modernes Völkerballspiel mit Bogen und Gummipfeilen.
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Alles ist nun für die nächsten Jahre zukunftsfest – und steht leer! Am 16. März wurde der Park corona-bedingt geschlossen und wartet wie alle gastronomischen und touristischen Betriebe darauf, unter Vorsichtsmaßnahmen endlich wieder öffnen zu dürfen – nicht nur für Gäste von außerhalb, sondern auch für die Einheimischen, die die Freizeit- und Gastronomie-Angebote mitnutzen können; die Medebacher selbst sogar zu Sonderpreisen. „Viele Einzelhändler von der Tankstelle über die Pizzeria bis hin zu den Supermärkten fragen, wann es bei uns wieder losgeht, weil unsere Gäste auch dort fehlen“, so Ege. „Daran sieht man, wie eng unser Ferienpark mit dem Ort vernetzt ist.“
Die 300 Park-Mitarbeiter sind derzeit größtenteils in Kurzarbeit. Die monatlichen Zahlungen wurden vom Unternehmen freiwillig auf 90 Prozent aufgestockt. Einige Angestellte sind im Homeoffice, andere sorgen vor Ort für den nötigen Minimalbetrieb, kümmern sich um Instandhaltungen, versorgen die Streichelzoo-Tiere und warten das Schwimmbad, dessen Wasser nicht abgelassen, sondern gekühlt wurde, um Kosten zu sparen. Ein Sicherheitsdienst kontrolliert das weitläufige Gelände, das derzeit von den Medebachern gern und auch erlaubt zum Spazierengehen oder Joggen genutzt wird.
Zur wirtschaftlichen Lage möchte Boris Ege keine Angaben machen, nur soviel: „Uns geht es wie allen Gastronomen. Lange kann man diesen Zustand nicht durchhalten. Die Eigenkapitaldecke ist branchenbedingt nicht dick.“ Sobald grünes Licht von der Politik kommt, könnte der Park innerhalb von zwei Wochen wieder starten. Wunschtermin wäre die Woche vor Pfingsten. Momentan arbeiten Boris Ege und sein Team an einem „Post-Pandemie-Plan“ – ein Hygienekonzept, das mit Stadt, Touristik und der übergeordneten Center Parcs-Gruppe abgestimmt wird.
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Dieses Konzept beinhaltet Sicherheitsmaßnahmen für Mitarbeiter und Gäste wie u.a. Desinfektionsmittelstellen, Abstände und Sitzplatz-Anzahl im Gastronomiebereich, den direkten Umgang mit Kunden sowie einen ausgebauten Lieferservice, weil das Restaurant-Angebot vermutlich verringert werden muss.
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Trend zur Entschleunigung
Viele Freizeitaktivitäten - voraussichtlich erst einmal ohne das Aqua Mundo und den Spa-Bereich – sollen dann zumindest für Familien unter Einhaltung der allgemeinen Sicherheitsregeln wieder möglich sein; bei Lockerung der Kontaktbeschränkungen auch für kleinere Gruppen. Die Wanderempfehlungen werden gemeinsam mit der Touristik ausgeweitet. Als Ferienpark mitten im Grünen mit in sich abgeschlossenen Häusern in Größen von 4 bis 20 Personen hofft Boris Ege darauf, besonders für naturliebhabende Familien und Gruppen attraktive Rahmenbedingungen bieten zu können: „Den Trend zur Natur und Entschleunigung sehen wir seit Jahren er wird sich sicher künftig verstärken und die Reise-Anbieterlandschaft dramatisch ändern. Corona erfordert ein Umdenken vieler Gewohnheiten – auch beim Urlaub.“