Winterberg/Medelon. Carolin Sommer betreibt in Winterberg den Stoffladen „byzille“. Ihre Mund-Nasen-Masken wurden sogar im TV-Format „Galileo“ einem Test unterzogen.

Sie ist derzeit in und besonders vor aller Munde: Die Maske! Noch vor zwei Monaten hätte man dieses Utensil eher mit Karneval oder dem Theater verbunden. Jetzt ist es Mangelware, seit Montag auch bekanntlich Pflicht und deshalb aktuell das Ziel ungeahnter Kreativität. Eine der ersten in der Region, die begannen, diese Masken selbst zu nähen, ist Carolin Sommer, die Inhaberin des Mode- und Stoffladens „byzille“ in Winterberg.

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Als die Schließung für alle Geschäfte kam, überlegte sie mit ihren Kolleginnen Ilka Sommer und Katharina Harder, was sie tun könnten. Angesichts der allgemeinen Lieferschwierigkeiten für Schutzmasken kamen sie schnell darauf, selbst welche aus fest gewebtem Baumwollstoff anzufertigen, obwohl sich zu dem Zeitpunkt noch kaum einer vorstellen konnte, dass das Tragen für alle zur Pflicht werden könnte.

Facebookbeitrag aus Winterberg geht viral

Der erste Facebook-Beitrag der drei mit einem Foto samt Masken wurde Ende März zum viralen Hit. Reihenweise gingen Bestellungen für die fröhlich-bunten Baumwollmasken ein – sowohl von Privatleuten als auch von Firmen in der Region. Mittlerweile sind sogar die Beamten der Polizei-Wache Brilon mit byzille-Masken im Dienst.

Auch für Kinder sind viele bunte Motive bei den selbstgenähten Masken dabei.
Auch für Kinder sind viele bunte Motive bei den selbstgenähten Masken dabei. © Rita Maurer

Nachdem vergangene Woche die Geschäfte wieder öffnen durften und dann auch noch die Maskenpflicht verhängt wurde, gingen zusätzlich pro Tag bis zu 250 Masken über die Ladentheke. Teilweise standen draußen fast 20 Kunden an, weil nur drei Personen gleichzeitig im Laden sein durften. Deshalb ratterten die Nähmaschinen fast rund um die Uhr, zusätzliche Helfer sprangen ein. Mittlerweile sind die fleißigen Näherinnen zu Masken-Vollprofis geworden. Die beiden anfänglichen Schnittmuster wurden angepasst und weiter verbessert. Es gibt eine Version mit Falten sowie eine, die der Gesichtsform in verschiedenen Größen angepasst ist.

Kaffeefilter und Jerseybänder

Auf Wunsch mit individuellem Motiv

Corona macht kreativ: Einen besonderen Service hat sich auch Daniela Werth vom „IdeenReich“ aus Medelon einfallen lassen. Sie plottert Wunsch-Motive auf den Stoff von Masken. Ausprobiert hat sie diese Technik mit dem Dorf-Logo von Medelon, es sind aber nach Absprache auch andere Motive möglich. Und natürlich kann der Stoff anschließend weiterhin heiß gewaschen und gebügelt werden. Zu erreichen ist Daniela Werth unter der Rufnummer 02982 – 908 005 oder 0163 804 3189

Weil Gummibänder hinter den Ohren nach einer Weile unangenehm wurden, werden jetzt weiche Jerseybänder verwendet. Zwischen den beiden Stofflagen kann bei Bedarf noch ein Kaffeefilter oder ein Taschentuch als zusätzlicher Schutz eingefügt werden. Das Faltenmodell hat zusätzlich einen Metallbügel zum Anpassen über der Nase – hier haben sich laut Erfahrung von Carolin Sommer die Clips von Gefriertüten oder beschichteter Blumendraht am besten bewährt. Für die Männer gibt es gedecktere Farben wie blau, grau oder grün, die Damenwelt mag am liebsten Blumenmotive, für die Kinder darf es richtig bunt sein.

Test bei TV-Format „Galileo“ bestanden

In das Innenteil kann ein zusätzlicher Filter eingeschoben werden.
In das Innenteil kann ein zusätzlicher Filter eingeschoben werden. © Rita Maurer

Die Masken von byzille sehen somit nicht nur gut aus, sie leisten auch gute Dienste: Chefarzt Dominic Dellweg vom Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft hat sie zusammen mit anderen Fabrikaten für einen „Galileo“ – Fernsehbeitrag getestet und sie für genau so wirksam wie einen herkömmlichen OP-Mundschutz befunden. Die Stoffe können heiß gewaschen werden.

Weil man nicht nach jedem Tragen die Waschmaschine anwerfen oder den Backofen stromintensiv aufheizen möchte, empfiehlt Carolin Sommer, die Masken mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher zu übergießen und zwei Minuten darin liegen zu lassen. Wichtig: Auf gar keinen Fall in die Mikrowelle geben, wenn die Maske einen Metallbügel hat!

Stoff und Zubehör

Aber nicht nur die fertigen Masken sind heiß begehrt, auch Stoff und Zubehör sind derzeit ein Renner, wie Carolin Sommer berichtet: „Wir haben ganz viele neue Kunden im Laden, die jetzt anfangen möchten zu nähen oder ihre alten Nähmaschinen nach Jahren wieder hervorholen.“

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Die Anfrage nach ihren Nähkursen ist so hoch wie selten, auch wenn diese derzeit noch nicht wieder durchgeführt werden können. Gratis gibt es aber ein Schnittmuster (siehe Grafik) beim Stoffkauf dazu. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich aus der Maskenpflicht ja über das Nähvergnügen ein neues Hobby.