Winterberg. Corona hat der Ferienwelt Winterberg schon jetzt 35 Millionen Euro Umsatzeinbußen beschert. Touristiker hoffen auf Lockerung der Auflagen.

Die Ferienwelt Winterberg hat durch die Corona-Beschränkungen der letzten Wochen allein bei den Übernachtungen und im Tagestourismus Umsatzeinbußen von 35 Millionen Euro zu beklagen. Das hat Winterbergs Tourismusdirektor Michael Beckmann hochgerechnet. Zusammen mit anderen Urlaubsdestinationen in NRW habe man Überlegungen und Vorschläge für einen verantwortungsvollen Neustart des Tourismus an Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart geschickt. Beckmann rechnet kurzfristig nicht mit einer Normalisierung auf dem Niveau vor Corona. Aber er glaubt, dass sich Deutschland - und hier auch speziell das Sauerland - gut vom Lockdown-Schock erholen könne.

Fernweh und Lust auf Urlaub sind in Zeiten einer Pandemie eher zweitrangige Bedürfnisse. Trotzdem würde etwas Tapetenwechsel – sofern man ihn sich noch leisten kann - allen gut tun. Aber wohin kann und darf man momentan überhaupt reisen? Sollte man buchen oder abwarten? Ganz klar warnt das Auswärtige Amt derzeit vor nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland. Und generell gelten die Beschränkungen für private Reisen genauso wie das Kontaktverbot zunächst noch bis zum 3. Mai. Ein verlängertes Wochenende zum Maifeiertag von Winterberg zur Nordsee-Insel Föhr ist also genauso untersagt wie umgekehrt. Bund und Länder wollen aber erneut prüfen, ob und was zum Beispiel bis Pfingsten geht. Was heißt das für uns Sauerländer, die z.B. Lust auf Meer verspüren?

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„Wenn Sie mich fragen, würde ich mit einer Buchung bis nach dem 3. Mai warten. Wir alle hoffen, dass es bis dahin klare Ansagen gibt“, rät Ann-Kathrin Meyerhof. Sie ist bei der Föhr-Tourismus GmbH zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Fast zwei Millionen Übernachtungen und 200.000 Übernachtungsgäste zählt die Nordseeinsel pro Jahr – darunter viele Sauerländer. Der Sommer 2020 sei ohnehin schon ausgebucht, aber man wisse nicht, was noch komme. Eine verbindliche Auskunft, wie man mit getätigten oder neuen Buchungen verfahren könne, hat die Expertin auch nicht.

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Muss man zahlen, auch wenn man wegen der Reisebeschränkungen nicht reisen darf? Macht es Sinn, jetzt schon für den Herbst zu buchen? Und was, wenn bis dahin neue Beschränkungen aufkommen? „Das muss jeder Gast individuell mit seinem Vermieter ausmachen. Manche schließen jetzt neue Verträge mit der Option auf kostenlose Stornierung, auf einen Ausweichtermin im nächsten Jahr oder auf Geldrückgabe ab. Denn so etwas hatten wir auch noch nie“, so Meyerhof.

Sehnsuchtsort für viele Sauerländer: die Nordseeinsel Föhr.
Sehnsuchtsort für viele Sauerländer: die Nordseeinsel Föhr. © wp | Thomas Winterberg

Kunden wollen Sicherheit

Michael Beckmann ist überzeugt, dass Kunden derzeit nur dann buchen, wenn sie Sicherheit haben. „Sicherheit, dass an ihrem Urlaubsort alles getan wird, um die Gesundheitsauflagen zu erfüllen. Sicherheit aber auch in finanzieller Hinsicht, für den Fall, dass eine Reise nicht stattfinden und dass man stornieren kann.“ In Winterberg laufen die Buchungen vielfach über diverse Online-Portale. Sein Tipp: Ja, Gäste können und sollten jetzt buchen, aber sich dabei auch die Stornierungsbedingungen anschauen. Es gibt Angebote, die auch in letzter Minute noch kostenfrei storniert werden können. „In der Regel sind unsere Gastgeber sehr flexibel und entgegenkommend. In letzter Zeit wurde viel über Terminverschiebungen und Gutscheine geregelt.“

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Rechtlich betrachtet, ist die Lage wohl nicht ganz klar: Ist Corona höhere Gewalt, ist das Untersagen touristischer Übernachtungen mit Schließung gleichzusetzen? Wäre die Rechtslage eine andere, wenn die Stadt die Schließung behördlich verordnet hätte? Bevor all das geklärt wird, setzen die Touristiker auf Entgegenkommen und Vertrauen.

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Auf einer Insel wie Föhr ist die Sorge vor einer Corona-Ausbreitung hingegen noch größer als im Sauerland. Die Inselklinik in Wyk gehört zu den kleinsten Akutkrankenhäusern Deutschlands. Corona-Patienten müssten ausgeflogen werden. „Dadurch fiele der Hubschrauber längere Zeit wegen des Transports und der Desinfektion aus“, sagt Ann-Kathrin Meyerhof.

Denkbares Modell

In NRW, so Beckmann wäre es denkbar, eine schrittweise Wiederöffnung nach Betriebsarten zu staffeln. Erst Ferienwohnungen und Gastronomie, dann die Hotels mit Restaurants nur für Hausgäste und dann die Restaurants der Hotels auch wieder für anderes Publikum.

Deshalb sind die Beschränkungen auch streng. Insgeheim strebt Schleswig-Holstein eine schrittweise Öffnung – zunächst für die 2300 Zweitwohnungsbesitzer, dann für die regulären Touristen und dann auch für Tagesausflügler an. Eine ähnliche Stufenregelung, so Michael Beckmann, beinhaltet auch der Wunschfahrplan an Minister Pinkwart. Eine Sache hat Beckmann noch beim Stichwort Tagestourismus anzumerken. „Bei allen anderen Gästen können wir die Herkunft lückenlos nachhalten. Bei Tagestouristen wäre das nur über die Corona-App möglich. Letztlich leben hier auch Menschen, die hier ständig wohnen und deren Wohlergehen nicht vergessen werden darf.“