Brilon. Der Kinderladen Raßmus in Brilon nach dem Corona-Lockdown: Wie die Inhaber die Pause genutzt haben und wieso sie den Brilonern so dankbar sind.
Die Nachricht kommt nicht überraschend, aber trotzdem wie ein Schlag: Die Geschäfte müssen schließen. Der Corona-Lockdown trifft nun alle. Für den Kinderladen Raßmus aus Brilon erst eine Katastrophe – bis die Inhaber Jens und Silvia Raßmus und ihre Mitarbeiter merken, wie solidarisch die Briloner zu ihrer Innenstadt stehen.
„Wir waren natürlich nicht erfreut.“
Silke Gerlach, Marketingmanagerin des Kinderladens Raßmus, ist ehrlich: „Wir waren natürlich nicht erfreut. Wir haben damit gerechnet, aber dass die Entscheidung dann so ad hoc kam, hat uns doch überrascht.“ Erst am Donnerstag war noch eine Kundin im Laden, um sich eine Auswahl mitzunehmen. „Sie machen ja nicht morgen zu“, habe sie gesagt. 24 Stunden später blieben die Türen des Kinderladens geschlossen.
Eine unsichere Situation für die Betreiber. „Meine Chefin und ich haben noch den ganzen Abend gegoogelt, was denn nun Sache ist. Richtige Informationen haben wir kaum gefunden“, sagt Silke Gerlach. Sie und ihre Chefin entschieden sich dazu, den Laden schon am Freitag zu schließen, als manch anderer noch geöffnet hat. Zwangspause.
Alternativabholservice schlägt bei den Brilonern ein
„Wir wollte die Pause natürlich auch nutzen. Wir haben hin und her überlegt, ob wir einen Onlineshop einrichten sollen“, sagt Silke Gerlach.
Appell an Briloner
Zahlreiche Läden hatten sich an Alternativlösungen und -angebote während des Corona-Lockdowns versucht, um den Brilonern Angebote neben den Online-Riesen zu bieten.
Christian Leiße, Vorsitzender des Briloner Gewerbevereins, hatte schon während der Schließung an die Briloner appelliert: „Zeigen Sie sich solidarisch, treten Sie nicht die Flucht ins Internet an. Schließen Sie Ihr Portemonnaie und stecken Sie die Kaufkraft später in die Einzelhändler vor Ort.“
Allerdings, so einfach ist das nicht. Um einen Onlineshop einzurichten, müssen laut Silke Gerlach sehr strenge Allgemeine Geschäftsbedingungen formuliert werden. Ein Fehler, und das Geschäft wird abgemahnt. „Das kann in den Tausenden enden“, sagt Silke Gerlach. Dieses Risiko will der Kinderladen Raßmus nicht eingehen.
In enger Abstimmung mit dem Ordnungsamt richten sie einen Abholservice ein. Beim Seiteneingang des Geschäfts bauen sie eine provisorische Schleuse.
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Kunden können telefonisch durchgeben, was sie benötigen. Gemeinsam werden Abholzeiten abgestimmt. Beratungen werden telefonisch durchgeführt. Ein Erfolg.
Online mehrere Wochen Lieferzeit - das spielt Kinderladen in die Karten
„Das Angebot wurde sehr gut von den Brilonern angenommen. Bei Kindern merkt man ja immer ganz plötzlich wenn man den Schrank aufmacht, dass die Klamotten zu klein sind. Mützen zum Beispiel. Wir haben eine Unmenge an Sommermützen verkauft“, sagt Silke Gerlach.
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Die Solidarität der Briloner ist für sie „Wahnsinn.“ Manche Eltern hätten zwar erzählt, dass sie erst Online nach Kleidung für die Kinder geschaut, sich dann aber doch für den Kinderladen entschieden hätten. „Uns spielte ein bisschen in die Karten, dass viele Onlineshops plötzlich so lange Lieferzeiten von drei oder vier Wochen hatten. Eine Mutter meinte zu mir, dass sie die Mütze dann nicht mehr brauchen würde.“
Silke Gerlach lobt aber nicht nur das solidarische Verhalten der Kunden. „Der Gewerbeverein in Brilon ist der Hammer.“ Man habe in Kontakt gestanden und sich nicht alleingelassen gefühlt.
Vorbereitungen auf Wiedereröffnung nicht leicht
Die Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung seien nicht immer leicht gewesen. „Natürlich haben wir uns entschieden, Spuckschutze zu installieren. Die besorgt uns der Gewerbeverein. Wir haben Desinfektionsmittel und lassen nur vier Kunden in das Geschäft“, erklärt Silke Gerlach. Das liegt auch daran, dass nur eine Mitarbeiterin auf der Fläche arbeitet. „Wir haben uns entschieden, auch unsere Öffnungszeiten zu dezimieren, um Kosten zu sparen. Auch Personalkosten“, erklärt Silke Gerlach. Sie selbst sei noch zu Hundert Prozent in Kurzarbeit. Allerdings würden sie flexibel bleiben. Sollte der Bedarf vorhanden sein, würde der Kinderladen umdisponieren. „Wir richten uns nach den Kunden.“
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