Hochsauerlandkreis/Winterberg. Eine digitale Lösung, um den Apotheken-Botendienst schneller und besser zu organisieren hat ein Winterberger Unternehmen entwickelt.

Gerade in Zeiten von Corona ist das Thema Boten- und Lieferdienst noch mehr in den Fokus gerückt. Das gilt auch für die Apotheken, von denen die meisten schon auch schon vor der Krise einen solchen Service für ältere und kranke Menschen angeboten haben.

Auch Jürgen Schäfer, Inhaber der St.-Franziskus-Apotheke in Winterberg, beliefert regelmäßig seine Kunden. Doch der heimische Apotheker war der Meinung, dass dieser Botendienst effizienter, schneller und sparsamer organisiert werden sollte und entwickelte gemeinsam mit der Winterberger Innovationsagentur DIVE INNund HSK IT die Apotheken-App „apomap“, die nach einer Testphase jetzt an den Markt geht.

Grundlage für die Entwicklung der App war eine repräsentative Umfrage, an der sich insgesamt 500 Apotheken beteiligt haben. 97 Prozent gaben dabei an, dass sie einen Botendienst als Sonderservice anbieten. Laut Jürgen Schäfer kommt eine Durchschnittsapotheke in Deutschland auf rund 800 bis 1000 solcher Fahrten pro Monat. Er geht davon aus, dass das neue System für eine normale Apotheke eine tägliche Zeitersparnis von etwa einer Stunde und „weniger Stress für alle Beteiligten“ bringt.

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Innovative Ideen entwickeln

In Zeiten, in denen das Apotheken-Sterben auch hier bei uns im Sauerland immer deutlicher werde, sei es wichtig, innovative und kreative Ideen zu entwickeln, um auch künftig die „schnelle Versorgung für Menschen zu gewährleisten, die nicht so mobil sind und nicht selbst in die Apotheke kommen können.“ Und angesichts der Corona-Krise bekomme der Botendienst natürlich noch mal einen besonderen Stellenwert, da es so zum Beispiel auch möglich sei, direkten Kontakt in der Apotheke zu vermeiden.

Zum Markt-Start der App ist apomap jetzt als ein eigenes Unternehmen gegründet worden. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von insgesamt sechs Gesellschaftern. Dazu gehören Apotheker Jürgen Schäfer, seine beiden Söhne Philipp und Moritz als Geschäftsführer (DIVE INN), ihr Bruder Felix Schäfer, Sven Lucas Deimel (HSK IT) und Maximilian Wick.

Philippp Schäfer aus Winterberg, Geschäftsführer von DIVE INN, und apomap.
Philippp Schäfer aus Winterberg, Geschäftsführer von DIVE INN, und apomap.

„Die Nachfrage bei den Apothekern ist sehr hoch. Wir haben bereits deutschlandweit Anfragen und auch aus der Schweiz und Österreich“, freut sich Philipp Schäfer. Bereits bei der Präsentation auf der Fachmesse Expopharm im Herbst vergangenen Jahres sei die Resonanz sehr positiv gewesen. Rund 20 Apotheken haben als Beta-Test-Apotheken an der Entwicklung mitgewirkt, nachdem das Kernprodukt in einem sogenannten „Design-Sprint“ innerhalb von nur fünf Tagen entwickelt worden war.

Automatische Routenplanung

„Ziel von apomap ist es, die Apotheken im Bereich Botendienst zu entlasten“, erklärt Philipp Schäfer. Das System sei sehr einfach in der Anwendung. Möglich ist es, den Weg des Boten bzw. des Medikaments genau zu verfolgen. Außerdem kann der Fahrer direkt sehen, ob ein Kunde schon bezahlt hat oder bei der Lieferung noch bezahlen muss. Das Programm ermöglicht außerdem eine Einbindung in das bestehende Warenwirtschaftssystem und in das bestehende Kassensystem sowie eine Übersicht über Fahrten und Bestellungen. „Die Routen werden durch das System automatisch geplant und optimiert“, verspricht Philipp Schäfer.

Auch die Verkehrsbedingungen vor Ort würden berücksichtigt. Geeignet sei das System sowohl für die Lieferung mit dem Auto als auch für Fahrradboten, wie sie oft in Städten zum Einsatz kommen. Eine Erweiterung der apomap sei bereits geplant, so Philipp Schäfer. Wenn Kunden zum Beispiel noch Fragen zu ihrem Medikament haben, soll es möglich werden, dass sie an der Haustür über einen Videochat mit ihrer Apotheke verbunden werden. Zukunftspläne gibt es auch mit Blick auf die Liefertemperatur und die Einführung der Kartenzahlung an der Tür.

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