Hochsauerlandkreis/Brilon/Olsberg. IG-Metall-Chef Helmut Kreutzmann über die Corona-Situation im HSK und über Firmen, wo es für Arbeitnehmer in der Krise besonders schwer ist.
Kurzarbeit – das heißt für Arbeitnehmer, dass sie nur 60 bzw. mit Kind 67 Prozent ihres Gehaltes bekommen. „Wenn das über längere Zeit geht, kann das Beschäftigte so in Bedrängnis bringen, dass sie den Gang zum Sozialamt antreten müssen“, erklärt Helmut Kreutzmann, Leiter der IG-Metall-Geschäftsstelle in Olsberg vor dem Hintergrund der Corona-Krise.
Deshalb sei es wichtig, dass nicht nur ein Rettungsschirm für die Unternehmen aufgespannt werde, sondern auch das Kurzarbeitergeld für betroffene Arbeitnehmer aufgestockt werde.
Situation in Firmen unterschiedlich
Und wie sieht die Situation aktuell in den heimischen Betrieben aus? „Das lässt sich nicht verallgemeinern“, berichtet der IG-Metall-Chef im Gespräch mit der WP.
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Er beschreibt die Situation so: „Manche Betriebe haben noch gut zu tun, in manchen fehlt das Material, um weiter zu produzieren, bei anderen fehlen Kundenabfragen. Es gibt kein einheitliches Bild.“ Zum Glück gebe es unter den Betrieben hier bei uns bislang noch keine Kurzarbeit komplett Null. „Manche machen 20, andere 30 oder 40 Prozent. Das ist bedarfsorientiert und daher sehr unterschiedlich“, erklärt Kreutzmann.
Unsicherheit und Sorgen
Bei der Ausgestaltung der Kurzarbeit in den einzelnen Firmen, wirken – wenn vorhanden - die Betriebsräte mit. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob ein Schichtdienst eingeführt werde, ob die Kurzarbeit tage- oder stundenweise eingeführt werde oder wie mit vorhandenen Überstunden verfahren werde. Kreutzmann: „Wir suchen nach pragmatischen Lösungen vor Ort.“
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Große Unsicherheit und Sorgen – das treibt momentan sowohl die Unternehmer als auch die Beschäftigten um, so der IG-Metall-Bevollmächtigte, da unklar sei, wie sich die Lage in den nächsten Wochen weiter entwickele.
Beratungsbedarf bei den IG-Metallmitgliedern groß
Angesichts der derzeitigen Situation ist der Beratungsbedarf bei den IG-Metallmitgliedern groß: „Wir haben Anfragen en masse. Viele haben vor allem Sorgen, dass es finanziell eng für sie wird, wenn die Situation länger andauert“, so Kreutzmann. Besonders schwierig sei die Situation auch für viele 450-Euro-Jobber. Da breche so manch einem zurzeit das komplette Geld weg. Eine Kompensation des Entgeltausfalls z.B. bei Discountern ist den meisten, aufgrund von geschlossenen Schulen oder auch Pflege, nicht möglich.
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Der IG-Metaller fordert: „Daher muss die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes schnell und unbürokratisch kommen. Berlin sagt, die Arbeitgeber sollen mit den erstatteten Sozialbeiträgen das Kurzarbeitergeld aufstocken. Leider kommt die Botschaft nicht bei den meisten Arbeitgebern an.“
Stärkung der Tarifbindung
Darum sei jetzt schnelles politisches Handeln auch für die Beschäftigten nötig. Mit dem Abschluss des Solidaritätstarifvertrages habe die IG Metall für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie Kompensation geschaffen. Das gelte aber nur für die tarifgebundenen Betriebe. Folge: Da wo sich die Belegschaften nicht für Tarifverträge eingesetzt habe, bleibe das Portemonnaie nun ein bisschen leerer. Das gelte im Übrigen auch für die anderen Branchen und die vielen Handwerksbetriebe. Kreutzmann: „Ich will und kann nur hoffen, dass unsere Politiker das auch ernst meinen mit der Stärkung der Tarifbindung nach der Krise. Mit Tarif ist nicht alles gut aber meistens ein bisschen besser.“