Winterberg/Medebach/Hallenberg. Wer in der Coronakrise nicht Amazon, sondern den örtlichen Einzelhandel unterstützen möchte, kann das ab 1. April, 15 Uhr, auf Handelspforte.de.

„Jetzt ist die richtige Zeit dafür“, ist sich John Navam sicher. Schon länger habe es hier und da Überlegungen gegeben, einen Onlinemarktplatz eigens für den örtlichen Einzelhandel aufzuziehen. Aber jetzt, in der Corona-Krise, hat seine Digital-Business-Agentur Ideavis Nägel mit Köpfen gemacht und ein Portal an den Start gebracht. „Ich habe mir Gedanken gemacht, wie wir den Menschen helfen können mit unserem Know how.“

Vorerst nur Händler aus Winterberg, Medebach und Hallenberg

Heute, am 1. April, um 15 Uhr, soll Handelspforte.de online gehen. Sie soll langfristig bestehen, aber auch schon während der Corona-Krise Einzelhändlern eine neue Einkommensquelle auftun. Immerhin müssen praktisch alle Ladengeschäfte vermutlich noch etliche Wochen lang geschlossen bleiben.

Zum Start sind vier heimische Einzelhändler vertreten und bieten ihre Waren über das neue Portal an. Vorerst gilt das Angebot nur für Geschäfte aus den drei Südkreis-Städten.

Langfristig auf ganzen Hochsauerlandkreis ausdehnen

Es sollen schnell mehr werden und langfristig sollen sich auch Händler aus dem gesamten Hochsauerlandkreis präsentieren können. „Anfragen über den Südkreis hinaus haben wir schon jetzt, zum Beispiel aus Olsberg“, freut sich Navam. Händler von außerhalb des Sauerlands hingegen haben keine Chance. Auf Handelspforte.de darf nur verkaufen, wer sein Geschäft in der Region betreibt. Dort einkaufen darf aber natürlich jeder.

So können sich Einzelhändler registrieren

Die Adresse des Portals ist www.handelspforte.de

Einzelhändler, die auf der Plattform einen Shop einrichten wollen, können sich unter handelspforte.de/haendler-registrierung registrieren.

Vorerst können sich nur Einzelhändler aus Winterberg, Medebach und Hallenberg registrieren.

Langfristig soll das auch Händlern aus dem gesamten Hochsauerlandkreis möglich sein.

Die eigene Ware nicht nur im Ladengeschäft, sondern auch online anzubieten, davor schrecken viele kleine Einzelhändler zurück. Große Plattformen wie Amazon bieten hohe Reichweiten, verlangen aber auch hohe Provisionen. Ein selbst betriebener kleiner Onlineshop hingegen hat oft kaum eine Chance, eine Reichweite zu erlangen, die ihn auch rentabel macht.

Zumal umfangreiches Fachwissen gebraucht wird: Der Shop muss nicht nur eingerichtet und sicher betrieben – Stichwort Datenschutz und Bezahlverfahren –, sondern auch professionell vermarktet werden. Dazu gehören Suchmaschinen-Optimierung und -Anzeigen, Social Media Marketing und Conversion-Optimierung.

Denn mit großem Aufwand viele Besucher auf den eigenen Shop zu locken bringt nichts, wenn diese am Ende nicht auch etwas kaufen. Diese Wandlung vom Interessenten zum Kunden nennt man im Fachjargon Konversion oder neudeutsch Conversion.

Händler bekommen Checkliste

Vielen Händlern fehlt in diesen wichtigen Bereichen das nötige Know how. Für sie ist es deshalb ein Vorteil, sich einer Plattform anzuschließen, die ihnen die meisten dieser Arbeiten abnimmt. „Onlinemarketing, Suchmaschinenoptimierung, Werbung auf sozialen Medien – wir machen das ja täglich“, sagt der Agenturinhaber. „Dass genug Traffic, also Besucherverkehr, auf die Plattform kommt – das ist unser Job.“

Ohne sich um solche, allerdings sehr wichtigen, Details kümmern zu müssen, sollen sich die Händler auf Handelspforte.de auf das für sie Wesentliche konzentrieren können: Ware präsentieren und verkaufen. Deshalb, sagt Navam, sei die Bedienung möglichst einfach gehalten worden.

„Händlern, die sich registrieren, geben wir eine kurze Checkliste an die Hand, was sie vorbereiten sollten.“ Dazu gehören Produktbeschreibungen und attraktive Fotos, aber auch die Einrichtung eines Paypal-Kontos. Außerdem legen die Händler selbst fest, welche Bezahl- und Versandmöglichkeiten sie ihren Kunden anbieten wollen und wie sie ihre Widerrufs-, Retouren- und Umtauschregeln formulieren.

Nutzerfreundlich für Kunden und Händler

Auch Kunden dürften sich auf der Plattform schnell zurechtfinden. Der einzige Service, den sie von anderen Onlinemarktplätzen gewohnt sind und der (vorerst) nicht zur Verfügung steht, sind sogenannte Querkäufe: Kunden auf Shoppingtour können zwar bei mehreren Händlern einkaufen, müssen aber in jedem Shop einzeln bezahlen. Ein gemeinsamer Warenkorb mit Artikeln von Shop A, B und C ist für die Macher zu Beginn noch zu aufwendig.

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„Zunächst hatten wir überlegt, den Händlern das Verkaufen über das Portal kostenlos anzubieten. Dann haben wir aber gemerkt, dass Einzelne doch recht umfangreiche Unterstützung brauchen, weil sie sich bisher kaum mit dem Onlineverkauf beschäftigt haben.“ Deshalb habe er sich entschieden, doch Preise festzulegen, um „zumindest meine Personalkosten zu decken“.

Paketpreise statt Provisionen

Statt Provisionen, wie sie Amazon, Ebay und Co. verlangen, gibt es monatliche Paketpreise zwischen 20 und 79 Euro. Sie richten sich nach der Anzahl der Artikel, die der Händler über Handelspforte.de verkauft.

Alle vier Pakete können aber kostenlos getestet werden, das Basispaket für bis zu 15 Artikel ist corona-krisenbedingt sogar drei Monate lang kostenlos, verspricht John Navam. Im Preis enthalten ist eine Einweisung und bei den größeren Paketen auch telefonische Unterstützung zum Start.

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Gestern hat das Ideavis-Team die letzten Inhalte eingepflegt, heute um 15 Uhr soll das Portal online gehen. Die Agentur und die beteiligten Händler hoffen, dass viele Sauerländer mit einem Einkauf die Läden ihrer Region unterstützen – in der Krise und darüber hinaus.