Brilon. Wegen des Coronavirus ist die Moschee in Brilon geschlossen. Das hat auch Auswirkungen auf die Gläubigen und kann sogar finanzielle Folgen haben.

Eigentlich ist sie ein Ort der Geselligkeit. Ein Ort der Gemeinschaft. Ein Ort, der einlädt, gemeinsam den eigenen Glauben zu praktizieren. Doch während der Coronakrise ist die Moschee in Brilon geschlossen. Und das hat auch Konsequenzen für Muslime.

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Im Ticker berichtet die Westfalenpost im Altkreis Brilon täglich über Neuigkeiten zum Coronavirus im östlichen HSK.
Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Normalerweise ist das Gebäude in der Nikolaistraße besonders am Wochenende ausgelastet. Zu 70 bis 80 Prozent, wie Ahme Yildiz, Vorsitzender des Briloner Moscheevereins schätzt. Fünf Mal täglich sind die Gläubigen angehalten zu beten. Die Gebetszeiten für die Pflichtgebete sind zur Morgendämmerung, zum Mittag, Nachmittag, Sonnenuntergang und Abend.

Besondere Bedeutung des Freitagsgebetes

Eine besonders hohe Bedeutung hat das Freitagsgebet, das eine im Koran verankerte religiöse Verpflichtung darstellt. Es ist für muslimische Männer und Jungen ab der Pubertät vorgeschrieben und für muslimische Frauen empfohlen. Das Gebet am Freitag ist das wichtigste der gesamten Woche und soll nach Möglichkeit gemeinschaftlich in der Freitagsmoschee verrichtet werden. Das ist jetzt in der Form nicht möglich.

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„Das ist richtig traurig“, sagt Yildiz, „seit den letzten hundert Jahren hat es das nicht mehr gegeben, dass wir in der Moschee nicht beten können.“ Stattdessen betet er seit der Schließung der Moschee von Zuhause aus. Eine große Veränderung für ihn. „Es nimmt mich mit. Viele versuchen, jeden Freitag in die Moschee zu kommen, daher ist die Situation mit dem Coronavirus derzeit nicht einfach. Aber für die Gesundheit aller ist es natürlich besser so.“

Hoher Feiertag im Livestream

In den eigenen vier Wänden lässt sich der Islam technisch gesehen auch ohne Probleme praktizieren. Alles Nötige ist da. Nur eben die Glaubenseinrichtung und das damit verbundene Gefühl eben nicht. Das merkte Yildiz erst am vergangenen Samstag wieder. Muslime hätten eigentlich einen heiligen Feiertag, die gesegnete Nacht der Himmelfahrt, nach dem Abendgebet mit einem Besuch in der Briloner Moschee kombiniert. Aus dem Koran wäre vorgelesen worden, der Imam hätte Vorträge gehalten.

Gebete im TV und Radio?

Der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt am Freitag, 24. April.

Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime Aiman Mazyek appelliert an die öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosender,als Ausgleich zu den geschlossenen Moscheen ein
Angebot für Muslime zu
schaffen.

Theologisch müsse diese Form des Gebets noch diskutiert werden.

Stattdessen saß Yildiz daheim. Aber aus der Zentralmoschee in Köln wurde ein Livestream im Internet veröffentlicht, der es ihm und vielen anderen erlaubte, dennoch ein Programm aus einer Moschee mitzuerleben. Wenn auch aus der Ferne. „Derzeit sind für uns heilige Monate, bald ist Ramadan. Da machen wir uns natürlich auch Gedanken, ob wir diese Tage überhaupt gewohnt feiern können in diesem Jahr“, sagt Ahmet Yildiz etwas niedergeschlagen.

Zunächst kritische Stimmen in Brilon

Schon zu Beginn der Schließung in Brilon wurde er mehrfach von anderen Gläubigen kritisch angesprochen, wieso die Moschee denn nicht mehr zugänglich sei und wer ihnen das Recht dazu gegeben hätte. Mittlerweile habe sich die Lage aber wieder entspannt und jeder findet sich damit ab, dass Gebete von nun an in den eigenen vier Wänden stattfinden statt in großer Runde und Feierlichkeiten derzeit nicht stattfinden können.

Finanzielle Probleme möglich

Das bringt aber noch ganz andere Sorgen mit sich. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland warnt jedenfalls vor den finanziellen Folgen der Coronakrise. Der Vorsitzende Aiman Mazyek erklärte gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass vor allem Moscheen außerhalb der Türkei würden wohl voraussichtlich vor einem herben finanziellen Verlust stehen, weil sie von den Kollekten bei den wöchentlichen Freitagsgebeten und vor allem im Ramadan leben.

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Yildiz sieht die Situation aber noch gelassen: „In den ersten Wochen und Monaten wird das nicht so schlimm sein. Wenn es aber zu einem langfristigen Zustand in Deutschland wird, dann werden wir schauen müssen, wie wir damit umgehen.“