Brilon. Immer häufiger kommt es zu Wetter-Ereignissen wie Sturm oder Starkregen. Ein Schulhof in Brilon kann daher künftig im Notfall geflutet werden.

Der Schulhof der Ratmersteinschule wird zu einem Regenrückhaltebecken. Bei Bedarf. Er soll bei besonders starken Güssen bis zu 20 Zentimeter hoch geflutet werden können, um die Kanalisation in der Scharfenberger Straße nicht zu überlasten. Deren Ausbau sollte laut kommunalem Abwasserbeseitigungskonzept eigentlich in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Das jedoch ist wegen der politischen Diskussion um die KAG-Beiträge und der damit verbundenen Aufschiebung etlicher Straßenausbauvorhaben mittlerweile Makulatur. 630.000 Euro sind für die Entwässerung der Scharfenberger Straße angesetzt.

Fast auf die gleiche Summe hat sich die Sanierung des Schulhofs der Ratmersteinschule aufgeschaukelt. Eigentlich waren für die Maßnahmen in diesem und nächstem Jahr lediglich 170.000 Euro veranschlagt. „Das Budget war unrealistisch berechnet“, so Martin Gasse von dem im vergangenen Frühjahr mit der Planung beauftragte Ingenieurbüro Gasse-Schumacher-Schramm in Paderborn.

Bis zu 20 cm soll die Fläche nach Starkregen geflutet werden können. Die Maßnahme ist auf rund 570.000 Euro kalkuliert.
Bis zu 20 cm soll die Fläche nach Starkregen geflutet werden können. Die Maßnahme ist auf rund 570.000 Euro kalkuliert. © Jürgen Hendrichs

Das Ausmaß und die Begutachtung des Geländes mit seinem weitläufigen Asphaltbelag habe ihn „eher an einen Kasernenhof“ erinnert. Positiv, wenn auch ramponiert, sei die grüne Insel auf dem Platz und der zur Scharfenberger Straße hin gelegene, laut Planer „wertvolle und erhaltenswerte“ Böschungsbereich. Für die dort angelegte Laufbahn mit der Sprunggrube ist die Zeit abgelaufen.

Die gesamte Zone soll neu gestaltet und bepflanzt werden. Gerade die grünen Zonen seien für Grundschüler „intensive Spielbereiche“.

Mit verschiedenen Inseln - dort werden Möglichkeiten zum Klettern, Balancieren und zum Pausenfrühstück installiert - soll das über 2100 Quadratmeter große Schulhofgelände organisch gestaltet werden.

Pflasterung statt Asphalt

Zudem legt der Planer der Stadt die Pflasterung des Schulhofs nahe. Den Kindern, sagt Gasse, sei das egal. Eine Pflasterung lasse sich flexibler vornehmen als die Asphaltierung, zudem biete sie Vorteile bei später anstehenden Reparaturen. Außerdem lassen sich mit einer Pflasterung im Gegensatz zu dem auf dieser Fläche eintönig grauen Asphalt farbliche Akzente setzen. Mit rund drei Monaten Bauzeit müsse man rechnen. Deshalb müsse immer mit der Schule abgestimmt werden, wann was gemacht werde.

Geld von anderen Projekten umleiten

Baukosten: 188.000 Euro, Böschungsbereich: 97.000 Euro, Kanalsanierung: 34.000 Euro, Zufahrt: 35.000 Euro, Spielgeräte: 60.000 Euro, Planungskosten: 60.000 Euro

Die benötigten Mittel von rund 300.000 Euro sollen aus Projekten abgeschöpft werden, die zwar begonnen wurden, aber in diesem Jahr nicht mehr abgeschlossen werden können.

„Absolut begeistert“ von der vorgestellten Präsentation zeigte sich BBL-Stadträtin Christiana Kretzschmar, und auch CDU-Sprecher Eberhard Fisch war von dem „tollen Gesamtkonzept“ angetan. Das sieht u.a. auch vor, dass der Schulhof nicht nur für die Kinder der Grundschule am Ratmerstein zur Verfügung steht, sondern von allen Kindern aus dem Bereich genutzt werden kann. Über die „exorbitant gestiegenen Kosten“ wunderte sich Fisch allerdings.

Dass die Kosten zum großen Teil darauf zurückzuführen seien, dass „lange nichts getan wurde“, warf CDU-Stadtrat Karl Becker ein. Nicht nur der Asphalt ist rissig und marode, auch das darunter verlaufende Kanalsystem muss erneuert werden.

222 Kinder, 15 Lehrkräfte

Die Verwaltung soll sich doch um Fördermöglichkeiten kümmern, regte der Ausschuss an, der ansonsten dem Ausbauentwurf einstimmig seinen Segen gab. Was mehrere erschienene Eltern mit spontanem Beifall quittierten. Die zweizügige Grundschule wird von 220 Kindern besucht. Das Kollegium besteht aus 14 Lehrern und einem Referendar. Für das kommende Schuljahr liegen 66 Anmeldungen vor. Das Offene Ganztagsangebot wird derzeit von 50 Kindern wahrgenommen, bis zu 70 können es sein.

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Dass bei Sanierungsarbeiten, wie sie an der Ratmersteinschule anstehen, geeignete Flächen als „natürliche Retensionsräume“ für den Regenrückhalt ausgebaut werden, sei nicht ungewöhnlich, sagte Beigeordneter Reinhold Huxoll auf Anfrage der WP: „Das fällt in der Regel gar nicht auf.“