Brilon/Korbach. Ina Lechmann aus Korbach präsentiert ihre Werke in der Sparkasse Hochsauerland in Brilon. Vom Schaffensprozess bekommt sie nicht immer viel mit.

„Ich liebe meine Kunst. Wenn ich sehe, was ich geschaffen habe, freue ich mich immer“, sagt Ina Lechmann. Die 36-Jährige stellt einen Teil ihrer Werke derzeit in der Sparkasse Hochsauerland in Brilon unter dem Titel „Buntes Chaos“ aus und ist nicht arrogant, wenn sie so positiv von ihrer Kunst spricht. Vielmehr ist es Überraschung ihrerseits, denn den Schaffensprozess bekommt die Korbacherin kaum mit.

Lechmann erklärt, dass das Malen oft wie in Trance passiert. Scherzhaft spricht die gebürtige Kasachin von „Ani“, ihrer kreativen Seite die dann etwas zu Papier gebracht hat. „Dabei kommt etwas von mir ans Licht, das ich selbst noch nicht kenne. Alles passiert rein intuitiv. Deswegen glaube ich im ersten Moment nie, dass ich dazu fähig bin, so etwas zu leisten“, beschreibt die Zahntechnikerin ihren Grund für die Verwunderung.

Mehrere hundert Werke gemalt

Dieser Zustand begleitet sie auch nach mehreren hundert Werken, die sie gemalt hat. Und auch nach mehr als 26 Jahren, in denen sie sich kreativ auslebt. Dabei will sie sich aber nicht festlegen, probiert sich lieber aus. Lechmann sieht sich selbst wie eine Krake, die ihre Finger überall im Spiel hat. Formen, Personen, Stilleben, Gesichter, Surrealismus, abstrakte Kunst. Nur Landschaften malt sie ungern.

Viele Bilder lassen glauben, dass die Künstlerin sich selbst malt.
Viele Bilder lassen glauben, dass die Künstlerin sich selbst malt. © WP | Ina Lechmann

„Kunst ist für mich ein Ventil in die Außenwelt, sie erfüllt mich. Ich bin begeistert von dieser Welt und wenn ich etwas Interessantes sehe, dann bringe ich es zu Papier“, erklärt die Künstlerin. Das kann überall passieren. Auch auf der Arbeit, wo sie immer wieder auf kleinen Zetteln die verschiedensten Motive malt. Von Augen über Formen zu Aktbildern. Wenn die Kreativität kommt, wird ihr freien Lauf gelassen. Dann hastet Lechmann auch in der Mittagspause nach Hause, um schnell etwas anzufangen oder ist noch bis nachts um 3 Uhr aktiv. Schlaf spielt dann keine Rolle. Aber es muss nicht unbedingt etwas gemaltes sein. Als Poetry Slamerin schreibt sie auch Worte auf.

Künstlerin malt sich unbewusst selbst

Ihre Kunst sorgt noch auf einer anderen Ebene für Überraschungen. „Andere sagen mir schon mal, dass eine Person auf meinen Bildern aussieht wie ich. Das verwundert mich immer, weil das gar nicht meine Absicht ist. Aber ich sehe mich jeden Tag im Spiegel und unbewusst gebe ich mich dann wohl doch in meiner Kunst wieder“, erklärt die 36-Jährige.

Harte Arbeit an sich selbst

Das muss aber nicht nur in Form eines Bildes sein, wie zum Beispiel „Pixel 2“ (rechts Bild), sondern geht auch in Perlenform, wie in ihrem Bild „Ina/Ani“. „Es zeigt, dass ich zwiegespalten bin, aber auch, dass aus mir über die Zeit zwei Perlen wurden. Ich habe mich selbst geschliffen. Ich bin zwar kein Diamant, aber ich habe hart an mir gearbeitet“, sagt Lechmann.

Ob mit einem angedeuteten Heiligenschein, wie links im Bild oder mit einem futuristischen Hauch, Ina Lechmann probiert viel aus.
Ob mit einem angedeuteten Heiligenschein, wie links im Bild oder mit einem futuristischen Hauch, Ina Lechmann probiert viel aus. © WP | Kevin Kretzler

Die Ausstellung

Ina Lechmanns Ausstellung „Buntes Chaos“ mit 43 Bildern bleibt noch bis zum 31. Mai in der Galerie der Sparkasse Hochsauerland. Der Eintritt ist frei.

Die Künstlerin ist auch auf Instagram aktiv unter
www.instagram.com/ani_oksurban

Sie selbst spricht von einer Transformation, die sie vollzogen hat, die mit der Scheidung von ihrem damaligen Ehemann vor fünf Jahren begann. Im Anschluss an diesen einschneidenden Lebensabschnitt stellte sie ihre Ernährung radikal um und wollte sich selbst kennenlernen. „Ich wusste, ich male viel, aber wollte auch mich in der Kunst wiedergeben und abstrakte Kunst kennenlernen. Das war sehr schwer für mich“, erklärt sie.

In Kassel besuchte sie vier Jahre lang eine Schule, um ihre Fähigkeiten zu erweitern. Getrieben von der Idee, nicht nur die Gedanken anderer festzuhalten, sucht sie sich immer neue Aktivitäten, denen sie in ihrer Freizeit nachgeht. Tango, Stricken, Yoga, Spanisch lernen. Das Leben ist so bunt, sagt sie, und nach und nach gelingt es ihr, die Vielfältigkeit darin zu entdecken. Lechmann beschreibt es als graue Schleier, die sie mit der Zeit von ihrem Gesicht abnimmt. Schicht für Schicht.

Ausstellung „Buntes Chaos“ in Brilon

Das Ergebnis zeigt sie in „Buntes Chaos“. Ein mal abstraktes Leben, eines, das aus Personen besteht oder Gesichtern, beispielsweise dem ihrer Mutter. Es ist ihre dritte Ausstellung und die erste außerhalb von Korbach. Eines ihrer persönlichen Ziele als Künstlerin hat sie damit erfüllt. „Drei Ausstellungen waren eine Vorgabe. Die nächste soll etwas weiter weg stattfinden, gerne auch im Ausland“, sagt Lechmann mit einem Lächeln.

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Das große Ziel steht auch schon fest: Ein bestimmtes Bild soll es irgendwann in ein Museum schaffen. „Bei diesem Bild habe ich gedacht ‘jetzt weißt du, wer du bist’ und es wäre toll, wenn es mal so weit kommen würde. Aber bis dahin ist noch Zeit. Ich habe es nicht eilig.“