Winterberg. „Te koop“ - zu kaufen! Niederländer stehen auf Sauerländer Immobilien. Mancher Makler sagt, die Hälfte seiner Kunden komme aus dem Nachbarland.

„Te koop“ und „te huur“ sind Vokabeln, die Winterbergern ebenso geläufig sein dürften wie gelbe Autokennzeichen und das freundliche „Tot ziens“ an den Ausgängen der örtlichen Supermärkte. Zielgruppenorientierung nennt sich das: Die Stadt ist nicht erst seit gestern ein beliebtes Reiseziel von Niederländern. Doch die machen nicht nur einmalig Urlaub hier, sondern kaufen auch zahlreiche Immobilien. Doch was unterscheidet deutsche und holländische Immobilien-Interessenten?

Was erfahrene Makler sagen

Auf satte 40 bis 50 Prozent niederländische Interessenten schätzt Melanie Goeke ihren Kundenkreis. Goeke ist Leiterin der Winterberger Geschäftsstelle des Maklerbüros Von Poll Immobilien. Dieser Anteil sei in etwa gleich geblieben, seit sie 2017 die Winterberger Geschäftsstelle übernommen habe. Es seien weniger die Häuser als vielmehr kleine Wohnungen, die niederländische Interessenten bei ihr nachfragten. „Und gern Schnäppchen“, sagt Goeke. Je hochpreisiger eine Immobilie sei, desto weniger Kunden aus den Niederlanden interessierten sich dafür – obwohl dieser Kundenkreis durchaus zahlungskräftig sei.

Anders als Deutsche kauften Holländer auch gern Wohnungen in den Ortsteilen. Die Urlauber seien da kompromissbereit. „Wer hingegen herzieht, um hier zu leben und zu arbeiten, der will meist ausschließlich in die Kernstadt.“ Auch Schlagworte wie barrierefreies Wohnen spielten für Holländer praktisch keine Rolle. „Die kommen als Aktivurlauber und nehmen Treppen in Kauf.“

Kreativer als deutsche Kunden

Als weniger anspruchsvoll und „deutlich kreativer als deutsche Kunden“ nimmt auch Frank Kuechler vom Maklerbüro Winterberg Immobilien und Appartements seine Interessenten aus dem westlichen Nachbarland wahr. Der Anteil seiner niederländischen Interessenten sei in den vergangenen zwei Jahren leicht zurückgegangen, „ungefähr von 40 auf 35 Prozent. Das sind normale Schwankungen.“ Gesucht würden primär Ferienwohnungen ab zwei Zimmern aufwärts, kleinere seien bei ihm deutlich weniger gefragt. Aber wenn es nicht hundertprozentig passe, fänden Niederländer pragmatische Lösungen. „Wenn vier Zimmer vorhanden sind, aber fünf gebraucht werden, ziehen Niederländer einfach eine Wand ein und stellen ein Bett dahinter. Selbst, wenn da kein Fenster ist. Das wäre bei Deutschen undenkbar.“

Der Blick auf die Berge zählt

Auch Kuechler beobachtet, dass die ausländischen Kunden ebenso gern in den Dörfern wie in der Kernstadt kaufen. Das habe mit den Erwartungen an die Ferienimmobilie zu tun. „So wie Deutsche, die sich in Holland ein Haus kaufen, unbedingt aufs Meer schauen möchten, wollen Holländer in Winterberg einen Ausblick auf die Berge. Und den bieten die Dörfer oft schöner als die Kernstadt.“

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Holländische Immobilienbesitzer tragen allerdings in den seltensten Fällen dazu bei, ein Dorf dauerhaft zu beleben. Die wenigsten seiner Interessenten, so Kuechler, wollten ihren Lebensmittelpunkt nach Winterberg verlegen. In den wenigen Fällen, in denen Holländer dauerhaft ins Sauerland zögen, handele es sich meist um gut situierte Ruheständler und die kauften meist keine Wohnung, sondern ein Haus. „Und wenn es das richtige Haus ist, gehen die auch sehr weit aufs Land, zum Beispiel nach Düdinghausen, Bromskirchen und Richtung Willingen.“

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Dass ein Dauerwohnsitz in Winterberg hauptsächlich Ältere anziehe, sei aber bei seinen deutschen Kunden ebenso.

Immobilienmarkt brummt

Ganz andere Erfahrungen schildert Christian Hoeft, Immobilienmakler bei der Sparkasse Hochsauerland. Er sieht durchaus eine große Zahl junger, deutscher Interessenten, die sich dauerhaft in der Region ansiedeln wollen – meist junge Familien, bei denen mindestens ein Elternteil aus der Gegend stammt. Zum Unterschied zwischen deutschen und holländischen Kunden bringt Hoeft noch einen weiteren Aspekt ins Spiel. „Eine Immobilieninvestition ist bei niederländischen Interessenten häufig nicht so langfristig wie bei deutschen“, so seine Erfahrung. Es komme öfter vor, dass nach fünf oder zehn Jahren die gekauften Immobilien wieder verkauft werden sollten, nach dem Motto: „Die Zeit war sehr schön, aber man möchte sich jetzt anderen Dingen widmen oder eine Ferienimmobilie ganz woanders erwerben.“ Generell brumme aufgrund des niedrigen Zinsniveaus der Immobilienmarkt in Winterberg, die Nachfrage übersteige bei Weitem das Angebot.

Eigentumswohnungen sind gefragt

Wie viele Häuser und Wohnungen die Sparkasse jährlich vermittelt, verrät Hoeft nicht, aber „Wir sehen uns als Marktführer in der Ferienregion.“ Fest stehe, dass der Anteil der Niederländer an den Käufern bei zehn bis 15 Prozent liege – bei den vorgemerkten Interessenten aber bei 25 Prozent.

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Der Renner für diese Kundengruppe seien Eigentumswohnungen in der Nähe von Skigebieten sowie kleine Ferienhäuser. „Je näher ein Angebot an den Skigebieten oder den touristischen Hotspots liegt, desto größer die Nachfrage.“ Das bedeute nicht, dass Immobilien in den Ortschaften schlecht zu verkaufen seien. Die Kernstadt stehe ganz hoch im Kurs, aber die Höhendörfer und kernstadtnahe Orte wie Altastenberg, Neuastenberg und Elkeringhausen liefen ebenfalls gut, „und in etwas abgeschwächter Form gilt das auch für alle anderen Ortsteile.“ Von den Immobilienexperten der Volksbank war trotz mehrfacher Anfragen seitens der WP kein Statement zu bekommen.