Brilon. Schräg gegenüber der Einmündung zur Kirchstraße in Brilon sind die Relikte der alten Stadtbefestigung noch zu sehen. Was damit jetzt geplant ist.

Ein weiteres Stück Briloner Geschichte will die Stadtführergilde jetzt für Einheimische und Besucher aufbereiten: die Stadtmauer an der Derkeren Mauer. Schräg gegenüber der Einmündung zur Kirchstraße sind die Relikte der alten Stadtbefestigung noch zu sehen. Wobei: Der Abwehr von Feinden dienten einst nur die Steine selbst, als sie Bestandteil der alten Wehranlage waren.

Nach deren Verfall und Schleifen wurde aus dem Material, wie auch ein Stück weiter unterhalb, an der Oberen Mauer, eine Bruchsteinmauer errichtet. Während im Bereich des Wallgrabens damals der Johann Suitbert Seibertz seinen „Lustgarten“ anlegte, nimmt sie an der Derkeren Mauer noch ihren historischen Verlauf.

Unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus

Als Rolf Günster jedenfalls sein unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus restaurierte, stieß er in einem Teil des Kellers auf besonders massives Bruchsteinmauerwerk, das nach Angaben des Historikers Professor Hömberg zu einem der drei Wachtürme gehörte, die zwischen dem Derker Tor und dem im Bereich des Kreisverkehrs an der Strackestraße stehenden Ledriker bzw. Oberen Tor gestanden haben. Darauf deutet auch ein tiefes Loch hin, dessen Sinn sich den Denkmalschützern bei ihrer Aufarbeitung der Stadtgeschichte in den 80er Jahren nicht anders erklären ließ.

Vorschläge für künftige Nutzung

Der Name dieses Spähturms, der damals einen guten Blick gen Westen bot, ist offenbar in Vergessenheit geraten. Sein Nachbar, der im Bereich des Hallenbad-Parkplatzes stand, war nach dem Namen einer dort im frühen 16. Jahrhundert lebenden Familie Dinkelbecker Turm genannt. Dieser Turm war der höchstgelegene innerhalb des damaligen Stadtgebietes.

Bei einem Ortstermin schaute sich die Stadtführergilde das Grundstück an der Oberen Mauer an. Die alte Stadtmauer bildet den hinteren Abschluss. Links Stefan Frigger, der das Grundstück dem Heimatbund überließ, daneben Heimatbundvorsitzender Winfried Dickel
Bei einem Ortstermin schaute sich die Stadtführergilde das Grundstück an der Oberen Mauer an. Die alte Stadtmauer bildet den hinteren Abschluss. Links Stefan Frigger, der das Grundstück dem Heimatbund überließ, daneben Heimatbundvorsitzender Winfried Dickel © Jürgen Hendrichs | Jürgen Hendrichs

Rund 30 Meter lang ist das Mauerstück, das jetzt der Heimatbund Semper Idem unter seine Fittiche nimmt. Möglich gemacht hat das der neue Eigentümer des angrenzenden Hauses Frigger, Stefan Frigger. Er hat dem Heimatbund das etwa 70 Quadratmeter große Grundstück zu einem symbolischen Preis überlassen.

Touristenführer gesucht

In jüngster Zeit nehmen die Anfragen von Reiseunternehmen zu, die Brilon und die nähere Umgebung als Ziel für Halbtages- und Tagestouren anbieten möchten.

Der Heimatbund Semper Idem sucht deshalb kompetente Reisebegleiter für Abstecher zu den Bruchhauser Steinen, nach Obermarsberg, zum Diemelsee, zu den Besucherbergwerken in Obermarsberg und Olsberg und zum Kahlen Asten.

Infos im Haus Hövener unter 02961-9639901 oder www.haus-hoevener.de

Wie Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel bei einem Ortstermin mit der Gilde sagte, wollen „die ehrenamtlichen Stadtführer das kleine, zugewachsen Grundstück herrichten“ - auch bei der Neugestaltung des des Platzes der ehemaligen Synagoge in der Friedrichstraße hatten sie bekanntlich selbst Hand angelegt. Inwieweit Büsche und Bäume zurückgeschnitten werden müssen, soll mit den Fachleuten der Stadtverwaltung geklärt werden. Der Heimatbund nimmt Vorschläge für eine künftige Nutzung des Grundstücks gerne entgegen. Um an dieser Stelle gleich mal vorzulegen: Wie wäre es mit dem Engelbert?

140 Stadtführungen 2019

Im vergangenen Jahren haben die Gilde-Mitglieder rund 140 Gruppen durch die alte Hansestadt geführt und „Geschichten hinter der Geschichte“ erzählt. Von April bis Oktober finden jeweils samstags um 11 Uhr jeweils rund anderthalbstündige Stadtführungen ohne Anmeldung statt. Da reicht es, sich um diese Zeit einfach am Haus Hövener einzufinden.

Zudem gab es auch Führungen in englischer und niederländischer Sprache. Und nicht zu vergessen die Themenrundgänge etwa mit Nachtwächter Andreas Schmidt, zur Hexenverfolgung mit Elke Bertulis oder im Zeichen kulinarischer Genüsse mit Einkehr in wechselnden Lokalitäten.